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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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so müssen sie hinnehmen, dass die DB AG<br />

fast immer die Frachtführerschaft und den<br />

Kundenkontakt zum Verlader anstrebt, so<br />

dass die Dritten in die faktische Rolle des<br />

Subunternehmers abgedrängt werden.<br />

Im Zweifel hat DB Schenker Rail die stärkere<br />

Verhandlungsposition: Während für<br />

den Marktführer die in Rede stehende<br />

Frachtmenge nur einen kleinen Teil des<br />

Geschäfts darstellt, der zur Not verzichtbar<br />

ist, kann dieses Aufkommen für die NE-<br />

Bahn einen wesentlichen Teil ihrer Existenz<br />

begründen. Es nimmt daher nicht wunder,<br />

dass von den kleinen Kooperationspartnern<br />

vielfach die Klage zu vernehmen ist, DB<br />

Schenker Rail reklamiere für den Hauptlauf<br />

einen überproportional hohen Anteil an<br />

der Vergütung, obwohl die Feinverteilung<br />

der Wagen durch die NE-Bahn deutlich höhere<br />

Kosten verursacht.<br />

Vorstöße von Wettbewerbsbahnen für die<br />

zweite Variante – den Aufbau eines eigenen<br />

Einzelwagenverkehrssystems – sind<br />

aufgrund der hohen Einstiegshürden bis<br />

dato an einer Hand abzuzählen. Wenn sie<br />

stattfanden, konzentrierten sie sich stets<br />

räumlich auf einen bestimmten Korridor<br />

oder auf die Vernetzung besonderer Aufkommensschwerpunkte.<br />

Solche Ansätze<br />

sind wegen der Abhängigkeit von sehr wenigen<br />

Großkunden äußerst fragil.<br />

Als Beispiele sind zu nennen:<br />

• das ehemalige »Chemliner«-Netz von<br />

log-o-rail/SETG, das heute von Transpetrol<br />

fortgeführt wird und einige Industrie<br />

cluster der Chemischen Industrie<br />

verknüpft<br />

• das von der EU bis 2012 geförderte<br />

Forschungs-/Kooperationsprojekt<br />

»ReTrack« auf der Achse Niederlande<br />

— Köln — Györ/Ungarn, an dem<br />

rund ein Dutzend Partner beteiligt sind,<br />

darunter mehrere EVU.<br />

• das junge Netzwerk von vier EVU unter<br />

der Führung von RAN, das Wagengruppen<br />

mit Schrott und Stahl zusammenstellt<br />

und diese zwischen dem Ruhrgebiet<br />

und Rumänien befördert.<br />

Den Sockel für solche Verkehre bildet<br />

eine gesicherte Grundauslastung durch einen<br />

oder wenige Großkunden in der jeweiligen<br />

Relation. Das zusätzliche Angebot der<br />

Einzelwagenbeförderung soll dann die Auslastung<br />

weiter heben.<br />

Inwieweit solche Netzwerke dauerhaft lebensfähig<br />

sind, wird maßgeblich von der<br />

Disziplin der Kooperationspartner (und<br />

deren Kunden) bestimmt, da das gesamte<br />

Produktionssystem starke wechselseitige<br />

Abhängigkeiten der Betriebsabwicklung<br />

bedingt. Die oft hohen Kundenerwartungen<br />

an die Verlässlichkeit der Beförderung<br />

sind zudem nur schwer zu erfüllen. Solange<br />

die Synergien im Hauptlauf nur dann<br />

zu erzielen sind, wenn die Güterwagen unterschiedlicher<br />

Verlader gebündelt werden<br />

können, steigt das Risiko für Verspätungen<br />

durch Warten auf bestimmte Zuführungen.<br />

Letztlich ist es unter den heutigen Voraussetzungen<br />

für die Wettbewerbsbahnen<br />

illusorisch, ein paralleles Einzelwagenverkehrssystem<br />

zu DB Schenker Rail zu errichten<br />

und zu betreiben, das die Kriterien der<br />

nationalen Flächenabdeckung und der internationalen<br />

Vernetzung erfüllt, so dass<br />

das Gesamtpaket einen vergleichbaren<br />

Qualitätsstandard aufbietet.<br />

Politischer Handlungsbedarf<br />

Aus verkehrspolitischer Sicht ist die gegenwärtige<br />

Situation unbefriedigend. DB<br />

Schenker Rail thront auf einem Monopol,<br />

das für Dritte nicht bestreitbar ist. Kreativer<br />

Wettbewerb um innovative Lösungen findet<br />

nicht statt, obwohl die Komplexität des<br />

Kirchturmdenken verhindert Kooperation<br />

Die Kooperationsbereitschaft der DB AG richtet sich teilweise an Kriterien aus, die nicht<br />

immer nachvollziehbar sind, in jedem Fall aber dem Gesamtsystem nicht dienlich sind. So<br />

hat DB Schenker Rail wenige Tage nach dem Verlust der ScandFibre-Verkehre an Captrain/<br />

SNCF die Kooperationsverträge mit allen regionalen Partnern gekündigt, die zu Captrain<br />

gehören. Seitdem fährt DB Schenker Rail z. B. seit <strong>2010</strong> mit eigenen Loks und eigenem Personal<br />

die Züge auf der Infrastruktur der Teutoburger Wald-<strong>Eisenbahn</strong>, die bis dahin als EVU<br />

über Jahrzehnte mit der DB AG zu beiderseitigem Nutzen kooperieren durfte. Beobachtern<br />

drängt sich der Eindruck auf, dass die Rivalität zur SNCF »auf der großen Bühne« stärker<br />

gewichtet wurde als die konkrete wirtschaftliche Situation vor Ort.<br />

112 <strong>Wettbewerber</strong>-<strong>Report</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong>

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