Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
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4.2 Prognose 2015:<br />
Wettbewer ber knacken<br />
30%-Marke<br />
Spiegelt man die Ursachen für die Erfolgsstory<br />
der Wettbewerbsbahnen mit der<br />
prognostizierten Entwicklung der wichtigsten<br />
Bestimmungsfaktoren des SGV, halten<br />
wir es für wahrscheinlich, dass die NE-Bahnen<br />
bis 2015 die Marktanteilsschwelle von<br />
30 % erreichen werden. Diese Einschätzung<br />
beruht auf der Annahme, dass die<br />
Konkurrenten von DB Schenker Rail auch<br />
in den nächsten Jahren einen überproportionalen<br />
Teil des Nachfragewachstums auf<br />
sich ziehen können. Die größten Potenziale<br />
liegen weiterhin im Seehafenhinterlandverkehr,<br />
dessen Transportaufkommen nach<br />
einhelliger Auffassung der Marktbeobachter<br />
weiter zunehmen wird.<br />
Nach 2015 droht die Entwicklung verlangsamt<br />
oder gar abgebremst zu werden,<br />
weil die am stärksten frequentierten Nord-<br />
Süd-Magistralen des Schienennetzes wie<br />
Hamburg — Hannover — Würzburg oder<br />
die Rheintalstrecke bereits heute auf mehreren<br />
Abschnitten ihre Kapazitätsgrenze<br />
in Sichtweite haben. Eine zeitgerechte Kapazitätsausweitung<br />
ist kaum mehr realistisch,<br />
weil der weit überwiegende Teil der<br />
Mittel für Infrastrukturprojekte verplant ist,<br />
die den Güterbahnen keinen Nutzen stiften.<br />
Zudem sind zu wenige Vorhaben planungsreif,<br />
so dass selbst im unwahrscheinlichen<br />
Fall eines plötzlichen »Mittelregens«<br />
die Zeit für den Bau nicht mehr reichen<br />
würde.<br />
Peilen die Wettbewerbsbahnen einen<br />
Marktanteil von 40 % oder 50 % an, müssen<br />
sie ihre Aktivitäten in Teilmärkte des<br />
SGV ausdehnen, in die sie sich bislang<br />
nicht oder allenfalls zaghaft hineingewagt<br />
haben.<br />
• Um in das Segment des Einzelwagenverkehrs<br />
einzutreten, wäre es erforderlich,<br />
in kurzer Zeit ein alternatives wettbewerbsfähiges<br />
Produktionssystem auf<br />
die Beine zu stellen, das mit dem etablierten<br />
Einzelwagenverkehrsnetz von<br />
DB Schenker Rail Schritt halten kann.<br />
Aufgrund der hohen Anfangsinvestitionen<br />
und der gewachsenen Strukturen<br />
kann die DB AG einen »first mover advantage«<br />
einbringen, der unter den jetzigen<br />
Rahmenbedingungen nur schwer<br />
aus dem Markt heraus zu überwinden<br />
ist. Lediglich in Einzelfällen ist es möglich,<br />
Einzelwagentransporte herauszubrechen<br />
und mit anderen Produktionskonzepten<br />
zu fahren. Insgesamt bleiben<br />
rund 40 % des Marktes dauerhaft verschlossen<br />
(siehe auch Kapitel „4.6.3<br />
Lade- und Nebengleise“ auf Seite 113).<br />
• Auch die komplexen Produktions- und<br />
Logistiksysteme für die Großindustrie<br />
sind für die vergleichsweise kleinen<br />
Akteure im Markt nur schwer zu<br />
bestreiten. So setzen z. B. die Zwischenwerksverkehre<br />
der großen Automobilhersteller<br />
eine Bandbreite von<br />
Kompetenzen des EVU voraus, die über<br />
die reine Beförderungsleistung hinausreichen.<br />
Beispiele sind der Einsatz von<br />
Spezialwagen, die auf die Anforderungen<br />
der innerbetrieblichen Logistik des<br />
Verladers optimiert und nicht als Standardfahrzeug<br />
zu mieten sind; die Vernetzung<br />
von Werken im internationalen<br />
Verbund sowie die Erbringung logistischer<br />
Nebenleistungen, die die Vernetzung<br />
des EVU mit den EDV-Systemen<br />
zur Produktionsplanung der Kunden voraussetzen.<br />
In diesen nahezu symbiotischen<br />
langjährigen Geschäftsbeziehungen<br />
sind einzelne Kooperationspartner<br />
nicht ohne weiteres austauschbar.<br />
Ähnlich ist die Ausgangslage in der<br />
Stahlindustrie: Viele der anspruchsvollen<br />
Transportleistungen sind so eng mit<br />
den betrieblichen Abläufen der Verlader<br />
verzahnt, dass sie aus einer Hand erbracht<br />
werden sollten. Hierfür kommen<br />
nur wenige große EVU in Frage, zumal<br />
die Bahnlogistik in diesem Marktsegment<br />
bei der Zustellung an die weiterverarbeitende<br />
Industrie stark vom Einzelwagenverkehr<br />
geprägt ist, den die<br />
<strong>Wettbewerber</strong> nicht in ihre Angebote<br />
integrieren können.<br />
Insgesamt hängt das Fortkommen der<br />
<strong>Wettbewerber</strong> in den komplexeren Marktbereichen<br />
mit Ganzzugverkehr davon ab,<br />
inwieweit die verladende Industrie einen<br />
Teil der Leistungen als herauslösbar ansieht<br />
bzw. den Effizienzgewinn durch Erprobung<br />
neuer Betreiber höher einschätzt als<br />
den möglichen Verlust an Synergien. Da<br />
der Aufbau einer Alternative sicher nicht<br />
dergestalt funktionieren wird, den incumbent<br />
– hier: DB Schenker Rail – abrupt zu<br />
ersetzen, muss der Verlader Geduld und<br />
auch Durchhaltewillen aufbringen, etwaige<br />
Abwehrmaßnahmen des Marktführers auszuhalten.<br />
Dabei darf die Marktmacht der<br />
Schienengüterverkehr 97