Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
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leo gegründet, das seither Fernverkehr<br />
zwischen Frankfurt/Stuttgart/München<br />
und Paris betreibt. Während die DB AG<br />
den nördlichen Ast Frankfurt — Kaiserslautern<br />
— Saarbrücken — Paris bedient,<br />
fährt die SNCF auf der Südroute von<br />
Paris über Straßburg nach Stuttgart mit<br />
einer täglichen Weiterverbindung nach<br />
München.<br />
Im Binnenleben der Kooperation ist die<br />
SNCF bislang in der Vorhand. So fährt<br />
sie zeitweise bis zu drei von vier Umläufen<br />
zwischen Frankfurt und Paris, obwohl<br />
diese eigentlich von ICE-Zügen<br />
abgedeckt werden sollten. Diese stehen<br />
jedoch wegen der Radsatzuntersuchungsfristen,<br />
Unfällen oder Defekten<br />
nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.<br />
Auch den prestigeträchtigen Verkehr<br />
Frankfurt — Marseille wird zunächst der<br />
TGV bestreiten, weil die DB AG auch in<br />
diesem Fall die neu bestellten ICE-Züge<br />
(BR 407) nicht rechtzeitig erhält.<br />
Im Zuge der Aushilfsmaßnahmen werden<br />
immer mehr TGV-Züge für den<br />
deutschen Markt zugelassen, was ihre<br />
Einsatzchancen für einen erweiterten<br />
Deutschlandeinsatz steigert. Aktuell<br />
führen TGV-Züge Testfahrten zwischen<br />
Köln und Frankfurt über die Schnellfahrstrecke<br />
durch. Offiziell dienen sie der<br />
Zulassung des TGV für bestimmte LZB-<br />
Formen, doch faktisch dürfte der Probelauf<br />
die SNCF in die Lage versetzen,<br />
eines Tages auch die Rennstrecke im<br />
Regelbetrieb zu erschließen. Dagegen<br />
kommt die DB AG wegen der Fahrzeugprobleme<br />
nicht aus den Startlöchern<br />
hinaus.<br />
• Thalys: Bereits 1995 schlossen die französische,<br />
belgische und niederländische<br />
Staatsbahn eine Kooperation, die<br />
unter dem Namen Thalys Fernverkehr<br />
zwischen Köln, Amsterdam, Brüssel und<br />
Paris anbietet. Die DB AG ist seit 2007<br />
mit zehn Prozent an der Gesellschaft<br />
beteiligt. Im Herbst <strong>2010</strong> kamen Meldungen<br />
auf, denen zufolge die DB AG<br />
aussteigen wolle.<br />
• DB AG – ÖBB: Seit Dezember 2009 bietet<br />
DB Fernverkehr in Kooperation mit<br />
der ÖBB grenzüberschreitenden Fernverkehr<br />
mit lokbespannten Zügen auf<br />
der Brennerachse nach Italien zwischen<br />
München — Innsbruck — Bozen — Verona<br />
(— Venedig/Mailand) an. Als Subunternehmer<br />
agiert das norditalienische<br />
Unternehmen LeNord, wenngleich die<br />
beiden Partner Traktion, Wagen und<br />
das Gros des Personals selbst stellen.<br />
Aufmerksamkeit erregt die Kooperation<br />
im Wesentlichen durch den Widerstand<br />
der italienischen Staatsbahn FS Trenitalia<br />
und der italienischen Regulierungsbehörde.<br />
Letztere verbot der Kooperation,<br />
Zwischenhalte einzulegen, da die<br />
»Eindringlinge« den SPNV gefährden<br />
würden, während die autonome Provinz<br />
Südtirol das neue Angebot ausdrücklich<br />
unterstützte. Die Anordnung<br />
des Regulierers war allerdings so offenkundig<br />
rechtswidrig, dass sie bereits vor<br />
einer Intervention aus Brüssel ausgesetzt<br />
wurde.<br />
Die täglichen Scharmützel der FS Trenitalia<br />
werden auf verschiedenen Ebenen<br />
ausgetragen. Informationen über<br />
diese Züge werden selbst dann unterdrückt,<br />
wenn wie im Falle der isländischen<br />
Aschewolke Anfang <strong>2010</strong> Tausende<br />
gestrandete Flugpassagiere auf die<br />
<strong>Eisenbahn</strong> auszuweichen suchten. Vertriebsleistungen<br />
werden ebenso verweigert,<br />
wie der Bahnhof Mailand Centrale<br />
als angeblich überlastet erklärt wird, so<br />
dass der Zug mit einem Halt in einem<br />
Vorort vorliebnehmen muss.<br />
Ein besonders unfreundlicher Akt war<br />
die anfängliche Strategie der heimischen<br />
Staatsbahn, den Zug durch eigene<br />
Trassenbestellungen zu längeren<br />
Fahrzeiten zu nötigen, ohne dass die<br />
FS-Züge jemals fuhren. Dieser Missstand<br />
wurde inzwischen behoben, so<br />
dass die DB/ÖBB-Züge abgesehen vom<br />
indiskutablen Zielbahnhof in Mailand<br />
nun halbwegs attraktive Fahrzeiten aufweisen.<br />
Das Angebot konnte zumindest<br />
an einzelnen Tagen auf sechs Zugpaare<br />
ausgebaut werden.<br />
Insgesamt ist zu konstatieren, dass FS<br />
Tren i talia das Angebot von DB/ÖBB in<br />
Italien zwar als Kampfansage gegen ihren<br />
Alleinvertretungsanspruch wertet,<br />
aber dennoch nicht in den Wettbewerb<br />
zieht. Letztlich werden die Kooperationszüge<br />
München — Brenner — Italien<br />
nun von DB und ÖBB allein gefahren.<br />
Als Vorteil bleibt, dass deutlich besseres<br />
Wagenmaterial eingesetzt wird und<br />
auch die Pünktlichkeit der Züge gestiegen<br />
ist. Die Wirtschaftlichkeit hat sich<br />
jedoch nicht unbedingt verbessert, da<br />
außerhalb von Südtirol die Züge für den<br />
Binnenverkehr nicht genutzt werden.<br />
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