30.12.2014 Aufrufe

Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

leo gegründet, das seither Fernverkehr<br />

zwischen Frankfurt/Stuttgart/München<br />

und Paris betreibt. Während die DB AG<br />

den nördlichen Ast Frankfurt — Kaiserslautern<br />

— Saarbrücken — Paris bedient,<br />

fährt die SNCF auf der Südroute von<br />

Paris über Straßburg nach Stuttgart mit<br />

einer täglichen Weiterverbindung nach<br />

München.<br />

Im Binnenleben der Kooperation ist die<br />

SNCF bislang in der Vorhand. So fährt<br />

sie zeitweise bis zu drei von vier Umläufen<br />

zwischen Frankfurt und Paris, obwohl<br />

diese eigentlich von ICE-Zügen<br />

abgedeckt werden sollten. Diese stehen<br />

jedoch wegen der Radsatzuntersuchungsfristen,<br />

Unfällen oder Defekten<br />

nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.<br />

Auch den prestigeträchtigen Verkehr<br />

Frankfurt — Marseille wird zunächst der<br />

TGV bestreiten, weil die DB AG auch in<br />

diesem Fall die neu bestellten ICE-Züge<br />

(BR 407) nicht rechtzeitig erhält.<br />

Im Zuge der Aushilfsmaßnahmen werden<br />

immer mehr TGV-Züge für den<br />

deutschen Markt zugelassen, was ihre<br />

Einsatzchancen für einen erweiterten<br />

Deutschlandeinsatz steigert. Aktuell<br />

führen TGV-Züge Testfahrten zwischen<br />

Köln und Frankfurt über die Schnellfahrstrecke<br />

durch. Offiziell dienen sie der<br />

Zulassung des TGV für bestimmte LZB-<br />

Formen, doch faktisch dürfte der Probelauf<br />

die SNCF in die Lage versetzen,<br />

eines Tages auch die Rennstrecke im<br />

Regelbetrieb zu erschließen. Dagegen<br />

kommt die DB AG wegen der Fahrzeugprobleme<br />

nicht aus den Startlöchern<br />

hinaus.<br />

• Thalys: Bereits 1995 schlossen die französische,<br />

belgische und niederländische<br />

Staatsbahn eine Kooperation, die<br />

unter dem Namen Thalys Fernverkehr<br />

zwischen Köln, Amsterdam, Brüssel und<br />

Paris anbietet. Die DB AG ist seit 2007<br />

mit zehn Prozent an der Gesellschaft<br />

beteiligt. Im Herbst <strong>2010</strong> kamen Meldungen<br />

auf, denen zufolge die DB AG<br />

aussteigen wolle.<br />

• DB AG – ÖBB: Seit Dezember 2009 bietet<br />

DB Fernverkehr in Kooperation mit<br />

der ÖBB grenzüberschreitenden Fernverkehr<br />

mit lokbespannten Zügen auf<br />

der Brennerachse nach Italien zwischen<br />

München — Innsbruck — Bozen — Verona<br />

(— Venedig/Mailand) an. Als Subunternehmer<br />

agiert das norditalienische<br />

Unternehmen LeNord, wenngleich die<br />

beiden Partner Traktion, Wagen und<br />

das Gros des Personals selbst stellen.<br />

Aufmerksamkeit erregt die Kooperation<br />

im Wesentlichen durch den Widerstand<br />

der italienischen Staatsbahn FS Trenitalia<br />

und der italienischen Regulierungsbehörde.<br />

Letztere verbot der Kooperation,<br />

Zwischenhalte einzulegen, da die<br />

»Eindringlinge« den SPNV gefährden<br />

würden, während die autonome Provinz<br />

Südtirol das neue Angebot ausdrücklich<br />

unterstützte. Die Anordnung<br />

des Regulierers war allerdings so offenkundig<br />

rechtswidrig, dass sie bereits vor<br />

einer Intervention aus Brüssel ausgesetzt<br />

wurde.<br />

Die täglichen Scharmützel der FS Trenitalia<br />

werden auf verschiedenen Ebenen<br />

ausgetragen. Informationen über<br />

diese Züge werden selbst dann unterdrückt,<br />

wenn wie im Falle der isländischen<br />

Aschewolke Anfang <strong>2010</strong> Tausende<br />

gestrandete Flugpassagiere auf die<br />

<strong>Eisenbahn</strong> auszuweichen suchten. Vertriebsleistungen<br />

werden ebenso verweigert,<br />

wie der Bahnhof Mailand Centrale<br />

als angeblich überlastet erklärt wird, so<br />

dass der Zug mit einem Halt in einem<br />

Vorort vorliebnehmen muss.<br />

Ein besonders unfreundlicher Akt war<br />

die anfängliche Strategie der heimischen<br />

Staatsbahn, den Zug durch eigene<br />

Trassenbestellungen zu längeren<br />

Fahrzeiten zu nötigen, ohne dass die<br />

FS-Züge jemals fuhren. Dieser Missstand<br />

wurde inzwischen behoben, so<br />

dass die DB/ÖBB-Züge abgesehen vom<br />

indiskutablen Zielbahnhof in Mailand<br />

nun halbwegs attraktive Fahrzeiten aufweisen.<br />

Das Angebot konnte zumindest<br />

an einzelnen Tagen auf sechs Zugpaare<br />

ausgebaut werden.<br />

Insgesamt ist zu konstatieren, dass FS<br />

Tren i talia das Angebot von DB/ÖBB in<br />

Italien zwar als Kampfansage gegen ihren<br />

Alleinvertretungsanspruch wertet,<br />

aber dennoch nicht in den Wettbewerb<br />

zieht. Letztlich werden die Kooperationszüge<br />

München — Brenner — Italien<br />

nun von DB und ÖBB allein gefahren.<br />

Als Vorteil bleibt, dass deutlich besseres<br />

Wagenmaterial eingesetzt wird und<br />

auch die Pünktlichkeit der Züge gestiegen<br />

ist. Die Wirtschaftlichkeit hat sich<br />

jedoch nicht unbedingt verbessert, da<br />

außerhalb von Südtirol die Züge für den<br />

Binnenverkehr nicht genutzt werden.<br />

Schienenpersonenfernverkehr 123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!