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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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4.3 TOP-Thema I:<br />

Energie-Monopol lebt fort<br />

Der Konkurrenzkampf im Schienengüterverkehr<br />

wird mit harten Bandagen ausgetragen,<br />

und zwar nicht nur zwischen DB<br />

Schenker Rail und den NE-Bahnen, sondern<br />

vor allem auch im Verhältnis zum<br />

Lkw, der in vielen Marktbereichen in starker<br />

Substitutionsbeziehung zur Schiene<br />

steht. Auch wenn der Erfolg der Dritten auf<br />

Faktoren wie Kundennähe und Flexibilität<br />

beruht, ist die Frachtrate am Ende eine<br />

spielentscheidende Größe. Ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu sichern, setzt ein strenges<br />

Kostenmanagement der EVU voraus.<br />

Einer der bedeutsamsten Einzelkostentreiber<br />

sind dabei die Energiekosten, die im<br />

Durchschnitt etwa 15 % der Vollkosten im<br />

SGV ausmachen.<br />

Angesichts der unternehmerischen Devise,<br />

»dass es auf jeden Euro ankomme«,<br />

ist es für die Wettbewerbsbahnen ein veritables<br />

Ärgernis, beim Bezug der Energie<br />

nach wie vor einem Monopol aufzusitzen.<br />

Das I-Tüpfelchen ist, dass der Monopolist<br />

DB Energie demselben Konzern angehört<br />

wie die marktbeherrschende Güterbahn<br />

DB Schenker Rail. Auf diese Weise<br />

paart sich Motivation mit Möglichkeit, das<br />

Geschäft der Schwester vor unliebsamem<br />

Wettbewerb zu schützen.<br />

Im Weiteren skizzieren wir, an welchen<br />

Stellen die Dritten benachteiligt werden<br />

und welche Maßnahmen zu ergreifen sind,<br />

um diesen Missstand zu beheben.<br />

4.3.1 Bahnstrom-Monopol<br />

Wer den Markt für Bahnstrom nach möglichen<br />

Bezugsquellen sondiert, stellt schnell<br />

fest, lediglich einen einzigen Anbieter zur<br />

Auswahl zu haben: die DB Energie, die als<br />

Tochter des DB-Konzerns im Geschäftsfeld<br />

Dienstleistungen geführt wird.<br />

Aus prozessualer und regulatorischer<br />

Sicht nimmt DB Energie eine Doppelrolle<br />

ein. Das Unternehmen...<br />

• ...stellt das Bahnstromnetz zur Durchleitung<br />

der elektrischen Energie gegen<br />

Entgelt zur Verfügung (»Bahnstrom-<br />

Netzzugang«) und<br />

• ...ist zugleich als Energieversorger tätig<br />

(»Bahnstrom-Vollversorgung«).<br />

Die Infrastruktur der DB Energie umfasst<br />

das gesamte Bahnstromfernleitungsnetz<br />

und die notwendigen Umformer, Unterwerke<br />

und andere betriebsnotwendige Anlagen,<br />

um den Strom vom Kraftwerk bis zur<br />

Oberleitung zu befördern. Der Fahrdraht<br />

selbst gehört der DB Netz. Seine Nutzung<br />

ist im Trassenpreis enthalten und muss<br />

demnach nicht gesondert bezahlt werden.<br />

Bereits im <strong>Wettbewerber</strong>-<strong>Report</strong> 2008/<br />

2009 arbeiteten wir heraus, dass die Wettbewerbsbahnen<br />

seit Jahren die Monopolstellung<br />

von DB Energie zu Recht kritisieren,<br />

weil sie eindeutig diskriminiert werden.<br />

Zwei Jahre später sind noch keine Verbesserungen<br />

mi Konkreten, d. h. der Höhe der<br />

Bahnstromrechnung für die NE-Bahnen<br />

erkennbar. Hoffnung weckt ein Urteil des<br />

BGH, das die Wende einleiten könnte – sofern<br />

Politik und Regulierer nachsetzen.<br />

Rabatte verzerren den Wettbewerb<br />

Stein des Anstoßes für die NE-Bahnen<br />

ist das Rabattsystem der DB Energie<br />

beim Bahnstrombezug. Der Grundpreis<br />

ist je nach Tageszeit in die drei Tarifstufen<br />

Hoch‐, Mittel- und Niedertarif unterteilt.<br />

Deren Höhe kann durch drei Rabattkategorien<br />

gesenkt werden:<br />

• Verpflichtet sich ein EVU mindestens<br />

zwei Jahre zu einer festen Stromabnahmemenge,<br />

erhält es einen Laufzeitrabatt<br />

auf die Hälfte dieser vereinbarten<br />

Menge. Maximal sind ab zehn Jahren<br />

Vertragsbindung fünf Prozent Rabatt auf<br />

die vereinbarte Strommenge möglich.<br />

• Der Mengenrabatt setzt ein, wenn<br />

die Güterbahn mindestens 50 GWh<br />

Bahnstrom im Jahr bezieht. Der maximale<br />

Rabatt beträgt vier Prozent bei<br />

einer Jahresmenge von mindestens 500<br />

Gigawattstunden.<br />

• Der sogenannte Auslastungsrabatt, der<br />

ebenfalls an die Bezugsmenge gekoppelt<br />

ist, bedingt eine Mindestabnahmemenge<br />

von 2.000 GWh. Überschreitet<br />

das EVU diese Schwelle, erhält es einen<br />

Abschlag von 5 % gutgeschrieben. Zwischenstufen<br />

sind nicht vorgesehen.<br />

Kumuliert beläuft sich der maximal erzielbare<br />

Nachlass auf 14 %.<br />

Der diskriminierende Charakter der Rabattsystematik<br />

besteht darin, dass die<br />

Höhe der Eingangshürden auf das markt-<br />

Schienengüterverkehr 99

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