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Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen

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Tagen nur sehr wenig oder gar nichts oder aber insgesamt zu geringe Nahrungsmengen proTag. Bei alten <strong>Menschen</strong> kann das Ablehnen von Nahrung auch ein Hinweis auf eine Depressionsein (Gerster 1990), bei Demenzkranken ein Hinweis auf somatische Erkrankungen.Zur Ablehnung von Nahrung durch ältere <strong>Menschen</strong> führten schwedische Pflegewissenschaftlerin 23 Pflegeheimen 191 teilstrukturierte Interviews mit Bewohnern durch <strong>und</strong> nahmendiese per Video auf (Norberg et al. 1988). Die Ablehnung von Nahrung wurde hier nachihren möglichen Ursachen in psychische, physische oder kulturelle Ursprünge unterteilt.Gleichzeitig stellen die Autoren bei den befragten Pflegepersonen im Umgang mit nahrungsverweigerndenBewohnern fest, dass einige die Anwendung von Zwang bei der Nahrungsanreichungbefürworteten. Insgesamt kritisieren die Forscher, dass Pflegende kaum nach Ursachender Ablehnung von Nahrung fragen (Norberg et al. 1988).In einer weiteren schwedischen Untersuchung befassten sich Pflegewissenschaftler(Bäckström et al. 1987) mit der Ablehnung von Nahrung bei Langzeitpatienten. Sie untersuchtendie Ernährungsschwierigkeiten bei 214 Langzeitbewohnern in 21 Pflegeheimen.Pflegende waren in dieser Studie häufig nicht in der Lage zu erkennen, ob die von ihnenbetreuten <strong>Menschen</strong> nicht essen können oder nicht essen wollen (Bäckström et al. 1987).Von den Betroffenen war die Hälfte der Probanden an Demenz erkrankt, andere litten anParkinson oder cerebrovaskulären Krankheiten. Das Durchschnittsalter der Bewohner zumZeitpunkt der Erhebung betrug 82 Jahre. Etwa 92 Betroffene (43%) verweigerten gelegentlichdie Nahrungsaufnahme. Diese Bewohner erhielten oft zu wenig zu Essen, sie waren somitder Gefahr der Mangelernährung ausgesetzt. Auch im Rahmen dieser Studie war einegewisse Gleichgültigkeit der befragten Pflegenden zum Thema Ablehnung von Nahrung auffällig<strong>und</strong> ein mangelndes Interesse am Eingeben der Speisen wurde deutlich. In einem4wöchigen Beobachtungszeitraum wurde jeder Bewohner durchschnittlich von 16-20 verschiedenenPflegepersonen beim Essen betreut, wobei die Dauer des Essenanreichens von6-10 Minuten für das Frühstück <strong>und</strong> 11-15 Minuten für das Mittagessen <strong>und</strong> Abendbrot variierte.Diese Zeiten wurden von den Pflegenden geschätzt. Die Autoren gehen jedoch davonaus, dass die tatsächliche Dauer für die geleisteten Hilfen unter diesen Zeitschätzungen liegen.Die Ablehnung von Nahrung löst bei Pflegenden häufig Hilflosigkeit, Enttäuschung <strong>und</strong> Resignationaus. Sie empfinden das Verhalten der Bewohner als persönliche Zurückweisung.Pflegende sprechen deshalb häufig in unfre<strong>und</strong>lichem Ton mit dem Bewohner, beschleunigendas Essenanreichen oder reichen Getränke mit dem Schnabelbecher an, damit der Be-Juli 2003 Ernährung <strong>und</strong> Flüssigkeitsversorgung älterer <strong>Menschen</strong> 63

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