Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

grund seiner regionalen Verankerung und im Hinblick auf die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells
relevant, genauere Kenntnis über die hiesigen Angebote und Strukturen zur Arbeitszeitberatung
zu erlangen. Dies geschah durch eigene Recherchen und durch die Expertengespräche.
Die Erkenntnisse aus den Experteninterviews dienen dazu, komplementär zur Unternehmensbefragung
– überbetriebliche – Informationen zu gewinnen, die über die eigentliche Erhebung der IST-
Situation hinaus für einen rekursiv angelegten Umsetzungsprozess bedeutsam sind. Im Rahmen
der qualitativen Bestandsaufnahme ging es deshalb vorrangig darum, aus Expertensicht fachliche
und erfahrungsgeleitete Einschätzungen zur Erfolgsträchtigkeit des geförderten Arbeitszeitberatungsmodells
bei KMU, zur regionalen Beratungsinfrastruktur und zur Nachhaltigkeit des Beratungsmodells
zu erhalten. Zu den erkenntnisleitenden Fragestellungen, auf die sich die nachfolgenden
Ergebnisse beziehen, gehörten insbesondere folgende:
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• Auf welche regional vorhandenen Angebote zur Arbeitszeitberatung können die Unternehmen
in der Modellregion zurückgreifen?
• Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen geringer Nachfrage nach und evidentem Bedarf an
einer betrieblichen Arbeitszeitberatung?
• Was sind die gängigen Arbeitszeitmodelle und -praxen in den Unternehmen der Modellregion?
Wie verbreitet sind innovative – mitarbeiterorientierte – Arbeitszeitmodelle?
• Welche Problemstellungen bzw. Bedarfe zur Arbeitszeitgestaltung treten in den Unternehmen
auf, bei welchen Anlässen werden Arbeitszeitberater hinzugezogen?
• Welchen Erwartungen bzw. Anforderungen muss die geförderte Arbeitszeitberatung genügen,
damit das Angebot von KMU verstärkt nachgefragt wird?
5.2.2 Regionale Angebotsstruktur zur Arbeitszeitberatung
Auf dem Feld der Arbeitszeitberatung sind bundesweit drei Akteursgruppen tätig: die kommerziellen
Berater, die institutionellen Berater sowie staatlich geförderte Beratungsprojekte (vgl. Sczesny
et al. 2009), in der Modellregion sind lediglich die beiden letzten Typen vorhanden. Auf dem kommerziellen
Beratungsmarkt hat sich die Arbeitszeitberatung als ‚Spezialdisziplin’ erst neuerdings
herausgebildet, von daher gibt es bundesweit nur wenige Spezialisten, die zudem keinen expliziten
Branchenbezug haben 3 . Viele Beratungsgesellschaften haben in ihrem umfangreichen Portfolio als
ein Angebot unter zahlreichen anderen auch Arbeitszeitberatung. Sie bedienen vor allem die größeren
Betriebe und dort deren Bedürfnis nach Ausweitung der Betriebszeiten/Maschinenlaufzeiten,
nach der Installierung komplexer flexibler Arbeitszeitsysteme (z. B. Jahresarbeitszeitkonten) und
optimierter Schichtmodelle. Sie sind eher als Rationalisierer des Arbeitszeitregimes denn als Protagonisten
der Zeitsouveränität der Beschäftigten unterwegs. Dieser Typus des kommerziellen Arbeitszeitberaters
ist in der Modellregion allerdings nicht vertreten oder nicht wahrnehmbar, was
sich bereits bei der Zusammenstellung des Beraterpools herauskristallisiert hatte. Auch den befragten
Experten in den regionalen Institutionen sind namentlich keine kommerziellen Berater aus dem
Saarland oder Rheinland-Pfalz bekannt, die schwerpunktmäßig Arbeitszeitberatung durchführen
3 Dass es bundesweit trotz des großen Angebots an konkurrierenden Unternehmensberatern lediglich eine Handvoll
spezialisierter Arbeitszeitberater gibt, dürfte bereits ein aussagekräftiger Indikator dafür sein, dass die betriebliche
Nachfrage eher gering ist und somit die Arbeitszeitberatung bisher kein lukratives Geschäftsfeld darstellt.