Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit
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7. Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen (Teil I <strong>und</strong> II)<br />
Die modellregionsbezogene Bestandsaufnahme aus Perspektive von Betriebspraktikern <strong>und</strong> Experten<br />
liefert wichtige Ergebnisse, die für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung des Modellprojekts von hohem<br />
Erkenntnisgew<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d. Die weitgehenden Übere<strong>in</strong>stimmungen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />
von Unternehmensvertretern <strong>und</strong> Experten zur Arbeitszeit<strong>beratung</strong> verweisen darauf, dass<br />
die (nicht repräsentativen) Ergebnisse e<strong>in</strong>e methodenübergreifende Plausibilität <strong>und</strong> Validität aufweisen,<br />
die gerade deshalb zur „F<strong>und</strong>ierung“ des Beratungs- resp. Geschäftsmodells besonders<br />
geeignet s<strong>in</strong>d. Welche Schlussfolgerungen aus den vorliegenden Ergebnissen für das Modellprojekt<br />
„Neue ArbeitsZeitPraxis“ zu ziehen s<strong>in</strong>d, werden wir im Folgenden genauer diskutieren.<br />
Anhand der Bestandsaufnahme konnte nachgewiesen werden, dass <strong>in</strong> der Modellregion zwar<br />
durchaus <strong>in</strong>stitutionelle Anbieter für Arbeitszeit<strong>beratung</strong> vorhanden s<strong>in</strong>d, diese jedoch e<strong>in</strong> Beratungsangebot<br />
vorhalten, das lediglich Mitgliedsunternehmen offen steht <strong>und</strong> das sich primär an<br />
tarifgeb<strong>und</strong>ene, i. d. R. größere bzw. Großunternehmen richtet bzw. von diesen nachgefragt wird.<br />
In den Modellregionen fehlen KMU-sensible Beratungsangebote <strong>und</strong> Beratungsmodelle zur ganzheitlichen<br />
betrieblichen <strong>und</strong> mitarbeiterorientierten bzw. <strong>in</strong>teressenausgleichenden <strong>Arbeitszeitgestaltung</strong>,<br />
<strong>in</strong>sofern schließt das Modellprojekt nicht nur e<strong>in</strong>e strukturelle, sondern auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche<br />
Angebotslücke. Die Richtigkeit der Fokussierung der Arbeitszeit<strong>beratung</strong> auf kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
mittlere Unternehmen im Modellprojekt bestätigt sich durch die Befragungsergebnisse. Sie zeigen,<br />
dass diese Unternehmen <strong>in</strong> der Breite weder auf KMU-geeignete <strong>und</strong> regionale Beratungsstrukturen<br />
zurückgreifen können, noch von der Ressourcenausstattung <strong>und</strong> dem Grad der Sensibilisierung<br />
her <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, aus eigener Kraft zukunftsfähige Arbeitszeitmodelle zu entwickeln <strong>und</strong> diese<br />
gestalterisch umzusetzen.<br />
Für e<strong>in</strong>en Erfolg versprechenden Zugang zu den kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> <strong>mittleren</strong> Unternehmen ist es notwendig,<br />
die Motiv- <strong>und</strong> Hemmnislage der anvisierten Zielgruppe zu kennen <strong>und</strong> diese konstruktiv<br />
zu nutzen. Die Motivlage betreffend zeigen die Befragungsergebnisse, dass <strong>in</strong>sbesondere zwei<br />
Aspekte additiv <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> gestellt werden sollten, um den Unternehmen die Vorteilhaftigkeit<br />
e<strong>in</strong>er externen Arbeitszeit<strong>beratung</strong> zu vermitteln <strong>und</strong> so deren Nachfrage zu stimulieren.<br />
Dies s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die direkten ökonomischen Effekte – Erhöhung der Flexibilität <strong>und</strong> Produktivität,<br />
Kostenersparnis – die mit neuen Konzepten der <strong>Arbeitszeitgestaltung</strong> für den Betrieb verb<strong>und</strong>en<br />
se<strong>in</strong> können. Derartige ökonomische Aspekte isoliert <strong>in</strong>s Feld zu führen, würde allerd<strong>in</strong>gs zu<br />
kurz greifen <strong>und</strong> zweifelsohne der qualitativen <strong>und</strong> ganzheitlichen Ausrichtung des Modellprojektes<br />
zuwiderlaufen. Umso wichtiger ist es daher – zumal die Befragungsergebnisse dies stützen – dass<br />
mitarbeiterbezogene Argumente für die Inanspruchnahme e<strong>in</strong>er externen Arbeitszeit<strong>beratung</strong> bei<br />
den Unternehmen präsent <strong>und</strong> als Vorteilsargumentation ebenso nachvollziehbar <strong>und</strong> wichtig s<strong>in</strong>d.<br />
Der Bezug zu den ökonomischen Motiven als „Treiber“ ist bei der Argumentation über mitarbeiterbezogene<br />
Motive zwar e<strong>in</strong> eher <strong>in</strong>direkter Weg, lässt sich aber gleichwohl durch betriebswirtschaftliche<br />
Kennziffern (Stellenbesetzungskosten, Fehlzeiten, Ausfälle usw.) untermauern. Mehr<br />
Unternehmen s<strong>in</strong>d mittlerweile – auch e<strong>in</strong>gedenk der <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren vielfach präsenten<br />
Initiativen zu familienfre<strong>und</strong>lichen betrieblichen Maßnahmen <strong>und</strong> Arbeitszeiten – auch für die <strong>in</strong>direkten<br />
ökonomischen Effekte von arbeitszeitbezogenen Maßnahmen stärker sensibilisiert. Gerade<br />
bei Betrieben <strong>in</strong> Branchen, die vom Fachkräftemangel bereits betroffen s<strong>in</strong>d oder diesen <strong>in</strong> naher<br />
Zukunft erwarten, ist diese Motivlage besonders ausgeprägt. Bei diesen Firmen s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />
günstig, dass die Nachfrage nach e<strong>in</strong>em zukunftsorientierten, ganzheitlichen Arbeitszeit<strong>beratung</strong>sangebot,<br />
wie es das Modellprojekt anbietet, zunehmen wird. Des Weiteren kann die Beto-<br />
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