Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit
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keit. Da kennt man auch die Verhältnisse, auch die privaten Verhältnisse. Und da f<strong>in</strong>det man Regelungen,<br />
die brauchen mich nicht“ (Experte aus e<strong>in</strong>er Wirtschaftskammer).<br />
Die strukturelle Verfasstheit <strong>und</strong> personalisierte Arbeitsweise der Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>stbetriebe zeichnet<br />
sich demzufolge durch hohen Pragmatismus <strong>und</strong> Flexibilität aus, die eher mit situativem statt<br />
strategischem Handeln e<strong>in</strong>hergeht. Die Praxis <strong>in</strong> der Handhabung von Arbeitszeit ist nicht <strong>in</strong> kollektive<br />
Regelungen oder Betriebsvere<strong>in</strong>barungen gegossen, sondern folgt den Zwängen bzw. externen<br />
Anforderungen wie Term<strong>in</strong>vorgaben <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enwünschen. „<strong>Arbeitszeitgestaltung</strong> ist ke<strong>in</strong><br />
Theoriefeld, sondern basiert auf der Arbeitspraxis. Das, was <strong>in</strong> der Realität passiert, danach muss<br />
ich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ausrichten, um praxisnah zu se<strong>in</strong>. Und wir im Handwerk s<strong>in</strong>d sehr<br />
praxisnah, wir s<strong>in</strong>d handlungsorientiert. Bei der Arbeitszeitregelung ist man pr<strong>in</strong>zipiell sehr flexibel,<br />
aber: letztendlich entscheidet der Term<strong>in</strong> <strong>und</strong> der K<strong>und</strong>e. Die Handwerksbetriebe gehen pragmatisch<br />
mit Arbeitszeitwünschen der Mitarbeiter um, suchen e<strong>in</strong>zelfallbezogene Lösungen. Das läuft<br />
geräuschlos. Wenn jemand kommt <strong>und</strong> sagt: ich möchte aber nur 2 oder 3 Tage die Woche arbeiten,<br />
also nicht jeden halben Tag. Dann wird das gemacht“. (Experte aus e<strong>in</strong>er Wirtschaftskammer).<br />
Wünsche von Beschäftigten nach Arbeitszeitflexibilität, Aufstockung oder Reduzierung der Arbeitszeit<br />
werden im Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Handwerksbetrieb primär personenbezogen, also auf <strong>in</strong>dividueller Ebene<br />
geregelt, nicht auf kollektiver oder struktureller Ebene. Kle<strong>in</strong>betriebe verfügen nicht über funktional<br />
ausdifferenzierte Strukturen, sie zeichnen sich stattdessen durch e<strong>in</strong>e eher ganzheitliche Arbeitsweise<br />
aus. Von daher entstehen den befragten Experten zufolge kaum größere, geschweige denn<br />
konzeptionelle Gestaltungsbedarfe, für deren Lösung externe Arbeitszeitberater benötigt würden.<br />
Kle<strong>in</strong>betriebe mit e<strong>in</strong>er überschaubaren Anzahl an Beschäftigten haben nach Expertene<strong>in</strong>schätzung<br />
kaum Spielräume zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>novativer Arbeitszeitmodelle oder -konzepte 6<br />
. Man würde sie<br />
damit organisatorisch überfrachten <strong>und</strong> letztlich <strong>in</strong> ihrer betrieblichen Flexibilität beschneiden.<br />
Gleichwohl räumen die Experten e<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> ganzheitlicher Beratungsansatz, wie ihn das Modellprojekt<br />
verfolgt, durchaus von Nutzen für die Kle<strong>in</strong>betriebe se<strong>in</strong> kann. Denn vielen Kle<strong>in</strong>unternehmern<br />
fehlt bislang noch das Bewusstse<strong>in</strong>, dass sie sich durch mitarbeiter- bzw. familienfre<strong>und</strong>liche<br />
oder ges<strong>und</strong>heitsförderliche Arbeitszeiten im Wettbewerb um Fachkräfte als attraktive Arbeitgeber<br />
positionieren können <strong>und</strong> dies sogar verstärkt tun müssen.<br />
Je ausdifferenzierter <strong>und</strong> größer die Unternehmen s<strong>in</strong>d, desto größer s<strong>in</strong>d meist auch die <strong>in</strong>stitutionellen<br />
bzw. kollektiven Gestaltungs- <strong>und</strong> Regelungsbedarfe zur Arbeitszeit, zumal sich die betrieblichen<br />
Zeiterfordernisse je nach Arbeits- <strong>und</strong> Tätigkeitsbereich (z. B. E<strong>in</strong>kauf, Vertrieb, Produktion)<br />
deutlich unterscheiden <strong>und</strong> demzufolge unterschiedliche Arbeitszeitmodelle (bspw. Gleitzeit,<br />
Schichtarbeit) meist parallel existieren. Die Personalabteilungen, unterstützt durch die Stäbe mit<br />
REFA- <strong>und</strong> Zeiterfassungsspezialisten sowie die Fachkräfte für Arbeitsschutz, die <strong>in</strong> größeren <strong>und</strong><br />
Großunternehmen zahlreich vertreten s<strong>in</strong>d, verfügen <strong>in</strong> aller Regel über das notwendige Wissen<br />
<strong>und</strong> Know-how zur gesetzes- <strong>und</strong> tarifkonformen sowie ges<strong>und</strong>heitsgerechten Gestaltung der Arbeitszeiten<br />
bzw. zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>novativer Arbeitszeitmodelle. Ihnen stehen Betriebsräte als Verhandlungspartner<br />
zur Seite, die <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> der Arbeitszeitmaterie ebenfalls e<strong>in</strong>schlägig geschult<br />
s<strong>in</strong>d, die ihre im BetrVG garantierten Mitbestimmungsrechte auf dem Feld der Arbeitszeit genau<br />
kennen <strong>und</strong> ihre Interventionsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Regel auch nutzen. Diese Unternehmen benötigen<br />
im Normalfall ke<strong>in</strong>e externe Arbeitszeit<strong>beratung</strong> zur Lösung ihrer Arbeitszeitprobleme. Nichts-<br />
6 Die bereits vorliegenden Beratungsberichte aus abgeschlossenen Erst<strong>beratung</strong>en <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stbetrieben im Rahmen des<br />
Modellprojekts bestätigen die Aussagen der Experten. Die Lösungen zur <strong>Arbeitszeitgestaltung</strong>, die <strong>in</strong> der Beratung<br />
erarbeitet wurden, beziehen sich ausnahmslos auf <strong>in</strong>dividuelle Regelungen wie bspw. Aufstockung der Arbeitszeiten<br />
e<strong>in</strong>er Teilzeitkraft, E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es neuen Mitarbeiters.<br />
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