08.12.2012 Aufrufe

Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

s<strong>in</strong>d Fürsprecher der Vertrauensarbeitszeit, sondern lehnen diese sogar explizit ab, da <strong>in</strong> der Regel<br />

die sozialen <strong>und</strong> kulturellen Voraussetzungen für e<strong>in</strong> derartiges Modell nicht gegeben seien, <strong>und</strong> es<br />

deshalb <strong>in</strong> der betrieblichen Praxis nicht gelebt werden könne. „Ich kann nur davor warnen. Ich<br />

versuche auch, die Firmen davor zu bewahren. Vertrauensarbeitszeit kann nur dort funktionieren,<br />

wo e<strong>in</strong> Vertrauen da ist.“ (Arbeitgebernaher Berater).<br />

Arbeitszeitkonten s<strong>in</strong>d den Experten zufolge mittlerweile e<strong>in</strong> gängiges <strong>und</strong> weit verbreitetes Instrument<br />

zur Flexibilisierung der Arbeitszeit. Sie werden primär genutzt, um betriebliche Flexibilitätsspielräume<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. In der Regel handelt es sich um Kurzzeitkonten (meist Jahreskonten)<br />

zum Ausgleich von saisonalen oder konjunkturellen Auftragsschwankungen. Die (meist) hohen<br />

Zeitguthaben auf den Konten wurden <strong>in</strong> der Wirtschaftskrise zur Arbeitszeitverkürzung genutzt, um<br />

Massenentlassungen <strong>in</strong>folge teils massiver Auftragse<strong>in</strong>brüche zu vermeiden. Arbeitszeitkonten<br />

werfen den <strong>in</strong>stitutionellen Beratern zufolge nur dann ke<strong>in</strong>e Probleme auf, wenn transparente Regelungen<br />

existieren, die den Beschäftigten tatsächlich größere Autonomiespielräume bei der Zeitentnahme<br />

gewähren, die im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Ampel Interventionsmechanismen vorsehen, um e<strong>in</strong>e Überschreitung<br />

der (tariflichen) Ober- <strong>und</strong> Untergrenzen im Plus-/M<strong>in</strong>usbereich zu verh<strong>in</strong>dern. Arbeitszeitkonten<br />

bzw. flexible Arbeitszeiten haben aus Arbeitgebersicht den großen Vorteil, dass Zuschläge<br />

für Mehrarbeit entfallen <strong>und</strong> sich somit die Arbeitskosten reduzieren lassen.<br />

Den befragten Experten zufolge ist der Verbreitungsgrad von mitarbeiterorientierten Arbeitszeitmodellen<br />

<strong>in</strong> der Modellregion nach wie vor zu ger<strong>in</strong>g. Die regionalen Betriebe, mit denen die <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Berater <strong>in</strong> der Regel zusammenarbeiten, zählen mit Ausnahme e<strong>in</strong>iger namhafter Großunternehmen<br />

nicht zu den Vorreitern e<strong>in</strong>er humanzentrierten Arbeitszeitpolitik. Den Beobachtungen<br />

zufolge haben bislang nur wenige Unternehmen konkrete Gestaltungsmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet,<br />

die <strong>in</strong> der Umsetzung von familien- <strong>und</strong> genderfre<strong>und</strong>lichen, lebensphasenorientierten, alterns-<br />

oder ges<strong>und</strong>heitsgerechten Arbeitszeitmodellen münden. Dieses verbreitete Umsetzungsdefizit ist<br />

umso problematischer, weil die mit dem demografischen Wandel e<strong>in</strong>hergehenden Verschiebungen<br />

<strong>in</strong> der Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit <strong>und</strong> die Versperrung<br />

der Wege <strong>in</strong> den Vorruhestand proaktives Handeln erforderlich machen, um die langfristige<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer ebenso wie die betriebliche Leistungs- <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

weiterh<strong>in</strong> zu erhalten. Dies gilt angesichts der verschärften Konkurrenz um Fachkräfte<br />

vor allem für Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetriebe, die deutliche Rekrutierungsnachteile gegenüber den<br />

am Arbeitsmarkt als attraktiver geltenden Großbetrieben zu erwarten haben.<br />

Dennoch sche<strong>in</strong>t sich den Beobachtungen der Experten zufolge <strong>in</strong> der Problemwahrnehmung langsam<br />

e<strong>in</strong> Umdenken abzuzeichnen. Sie registrieren mittlerweile bei ihren Mitgliedsunternehmen e<strong>in</strong><br />

zunehmendes Interesse an familien- <strong>und</strong> frauenfre<strong>und</strong>lichen Maßnahmen, u. a. um die beschäftigten<br />

Frauen im Betrieb halten oder weibliche Arbeitssuchende leichter rekrutieren zu können. Das<br />

Thema Familie <strong>und</strong> Beruf stößt auch <strong>in</strong>nerbetrieblich auf e<strong>in</strong>e langsam wachsende Resonanz –<br />

selbst <strong>in</strong> den männerdom<strong>in</strong>ierten Branchen, wobei sich das Interesse auf Teilzeitmodelle, Elternzeit<br />

oder auch auf betriebliche K<strong>in</strong>derbetreuungsangebote konzentriert. Manche Unternehmen haben<br />

längst familien- <strong>und</strong> genderfre<strong>und</strong>liche Maßnahmen umgesetzt, die e<strong>in</strong>e bessere Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie <strong>und</strong> Beruf ermöglichen, ohne dass diese sich <strong>in</strong> entsprechenden Vere<strong>in</strong>barungen oder Regelwerken<br />

niederschlagen oder sie werden nicht explizit als solche kommuniziert, weil das damit<br />

verb<strong>und</strong>ene imageträchtige Potenzial (noch) nicht ausreichend erkannt wird.<br />

Vordergründig stimmen zwar sämtliche Experten dem Argument zu, dass die Betriebe von mitarbeiterorientierten<br />

bzw. familienfre<strong>und</strong>lichen Arbeitszeitmodellen langfristig nur profitieren können<br />

<strong>und</strong> angesichts der gesellschaftlichen Trends diese Richtung e<strong>in</strong>schlagen müssen, um gegenüber<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!