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Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

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destotrotz s<strong>in</strong>d es gerade diese Unternehmen, die am umfänglichsten die externen Schulungs- <strong>und</strong><br />

Beratungsangebote nutzen. Auch hier sche<strong>in</strong>t sich das Matthäus-Pr<strong>in</strong>zip zu bewahrheiten: Wer hat,<br />

dem wird gegeben.<br />

Das KMU-Segment mit ca. 30 bis 250 Beschäftigten gilt unter den Experten als wichtigste Adressatengruppe<br />

e<strong>in</strong>er qualifizierten Arbeitszeit<strong>beratung</strong>. In diesem Betriebssegment treffen hohe betriebliche<br />

Bedarfe zur Gestaltung der Arbeitszeit <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ge Handlungsressourcen bzw. Problemlösungskompetenz<br />

aufe<strong>in</strong>ander. Die Experten bestätigen mit ihren E<strong>in</strong>schätzungen somit die konzeptionelle<br />

Ausrichtung des Modellprojekts auf e<strong>in</strong>e KMU-aff<strong>in</strong>e Arbeitszeit<strong>beratung</strong>, zumal dieses<br />

Betriebssegment kaum durch die bestehenden Beratungsstrukturen erreicht wird.<br />

5.2.4 Arbeitszeitmodelle <strong>und</strong> Arbeitszeitpraxis <strong>in</strong> den Unternehmen<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der regionalen Verbreitung bestimmter Arbeitszeitpraxen <strong>und</strong> Arbeitszeitregelungen<br />

s<strong>in</strong>d von den befragten Experten selbstverständlich ke<strong>in</strong>e validen – quantifizierbaren – Angaben zu<br />

erwarten. Vielmehr g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> den Gesprächen eher darum, anhand der Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

der Verbands- <strong>und</strong> Interessenvertreter aktuelle Trends <strong>in</strong> der Arbeitszeitpolitik <strong>und</strong> -praxis aufzuspüren.<br />

Generell ist zu konstatieren, dass seit den 1980er Jahren die Arbeitszeiten wesentlich<br />

flexibler geworden s<strong>in</strong>d, wobei die Flexibilitätsgew<strong>in</strong>ne vor allem auf Seiten der Betriebe liegen. „Die<br />

Tarifverträge s<strong>in</strong>d so flexibel, da geht nahezu fast alles an Arbeitszeitmodellen“ (Experte e<strong>in</strong>es Arbeitgeberverbandes).<br />

Den Experten zufolge ist e<strong>in</strong>e zunehmende Entkoppelung von <strong>in</strong>dividuellen Arbeitszeiten <strong>und</strong> Betriebs-,<br />

Service- <strong>und</strong> Öffnungszeiten zu beobachten – neuerd<strong>in</strong>gs verstärkt <strong>in</strong> den Dienstleistungsbranchen,<br />

während im verarbeitenden Gewerbe traditionell <strong>in</strong> Zwei- <strong>und</strong> Mehrschichtsystemen<br />

gearbeitet wird, die zunehmend von Vollkonti-Schichtsystemen abgelöst werden. Das Saarland<br />

nimmt bei der Verbreitung atypisch gelegener Arbeitszeiten (Schicht-, Nacht-, Abend- <strong>und</strong> Wochenendarbeit)<br />

b<strong>und</strong>esweit seit Jahren sogar e<strong>in</strong>e Spitzenposition e<strong>in</strong> (vgl. Arbeitskammer 2009). 7<br />

In den Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereichen der Industrie ist Schichtarbeit gängige Praxis, <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>-<br />

<strong>und</strong> Handwerksbetrieben h<strong>in</strong>gegen sehr selten.<br />

In den Dienstleistungsbranchen sowie <strong>in</strong> den klassischen Angestelltenbereichen der Industrieunternehmen<br />

s<strong>in</strong>d Gleitzeitmodelle mit Gleitzonen <strong>und</strong> Gleitzeitkonten ebenfalls (noch) verbreitet,<br />

wenngleich der Trend h<strong>in</strong> zu Funktionszeiten geht, die größere Flexibilitätsspielräume für den Arbeitgeber<br />

bieten, um bspw. die Arbeitszeiten optimaler an variierende Arbeitsanfälle anpassen oder<br />

um längere Service-/Öffnungszeiten mit gleichen Personalkapazitäten vorhalten zu können. „Gleitzeitmodelle<br />

gehören <strong>in</strong> die 60er Jahre. Die passen heute nicht mehr <strong>in</strong> die Welt, weil so e<strong>in</strong> System<br />

mit E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausgleitphasen verb<strong>und</strong>en ist. Wenn ich es bösartig ausdrücken will: Wenn viel zu tun<br />

ist, dann bleib ich natürlich nicht da. Dann gehe ich. Und die Kernzeit ist genauso störend. Warum<br />

soll ich jemanden im Unternehmen festb<strong>in</strong>den, weil es Kernzeit ist, aber es ist nichts zu tun. Funktionszeiten<br />

s<strong>in</strong>d wesentlich flexibler als Gleitzeitmodelle. Während der Funktionszeit muss der Service<br />

gewährleistet se<strong>in</strong> – <strong>und</strong> zwar aus Sicht des K<strong>und</strong>en. D. h. zu welchen Zeiten muss e<strong>in</strong>e Abteilung,<br />

e<strong>in</strong> Büro funktionieren?“ (Arbeitgebernaher Berater).<br />

Vertrauensarbeitszeit wird nach E<strong>in</strong>schätzung der Befragten <strong>in</strong> den Unternehmen der Modellregion<br />

nur selten praktiziert. Weder die arbeitgebernahen noch die gewerkschaftsorientierten Experten<br />

7 Die günstigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e hohe Arbeitszeitflexibilität im Saarland, historisch resultierend aus der<br />

Montan<strong>in</strong>dustrie, gelten als gewichtiger Standortfaktor, der im Rahmen des offiziellen Standortmarket<strong>in</strong>gs offensiv<br />

vermarktet wird.<br />

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