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Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

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Aus Perspektive der arbeitnehmernahen Berater zielen ihre Aktivitäten primär darauf, sozialverträgliche<br />

Arbeitszeitlösungen zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> betriebliche Bestrebungen zur weiteren Entgrenzung, Flexibilisierung<br />

<strong>und</strong> Ausdehnung der Arbeitszeiten e<strong>in</strong>zudämmen sowie den Forderungen nach e<strong>in</strong>er<br />

permanenten Verfügbarkeit Grenzen zu setzen, was aber angesichts der weitgefassten Öffnungsklauseln<br />

<strong>in</strong> vielen Tarifverträgen oftmals schwierig ist. „Also weitest gehende Verfügungsmöglichkeiten<br />

über die Arbeitszeit, über die Arbeitskraft für den Betrieb, E<strong>in</strong>satz nach Wünschen des Arbeitgebers,<br />

möglichst weitgehende Flexibilisierung, die auch zunehmend <strong>in</strong> den Tarifverträgen<br />

möglich ist. Abwanderungs- <strong>und</strong> Verlagerungsandrohungen s<strong>in</strong>d oftmals e<strong>in</strong> Druckmittel für Zugeständnisse<br />

des Betriebsrates, die Arbeitszeiten hochzufahren oder weiter zu flexibilisieren, um die<br />

Beschäftigung am Standort zu sichern. Dann s<strong>in</strong>d die natürlich schon bereit, bis zu 50 St<strong>und</strong>en<br />

hochzugehen“ (arbeitnehmernaher Berater).<br />

Ke<strong>in</strong>eswegs selten kommen die Arbeitszeitberater <strong>in</strong> den Betrieb <strong>und</strong> stellen bei der Analyse fest,<br />

dass nicht, wie ursprünglich angenommen, das vorhandene Arbeitszeitmodell, sondern die gelebte<br />

Arbeitszeitpraxis problematisch ist. Die Handhabung der Arbeitszeiten wird als Belastungsfaktor<br />

wahrgenommen, weil sie strukturelle Defizite auf anderen Handlungsfeldern (z. B. <strong>in</strong> der Arbeitsplanung<br />

<strong>und</strong> Arbeitsorganisation, im Personal- <strong>und</strong> Arbeitse<strong>in</strong>satz, <strong>in</strong> der Schichtplanung, <strong>in</strong> der<br />

Personalbemessung) ausgleichen muss. „Oftmals geht es auch um vernünftige Schichtplanung,<br />

dass die halbwegs voraussehbar ist, dass die Leute nicht immer wieder ungeplant herangezogen<br />

werden, e<strong>in</strong> Loch mit dem nächsten gestopft wird. In vier von fünf Fällen s<strong>in</strong>d es eher schwierige<br />

Sachen, wo es um vielfältige Belastungen für Arbeitnehmer geht, die eigentlich noch verstärkt werden<br />

sollen <strong>und</strong> wie man das halbwegs e<strong>in</strong>dämmen kann“ (arbeitnehmernaher Berater). Manchmal<br />

stellt sich im Beratungsprozess heraus, dass sche<strong>in</strong>bare Probleme der Arbeitszeitregelungen völlig<br />

andere – komplexere – betriebliche Ursachen haben. „Man geht mit dem Arbeitszeitthema h<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

kommt mit drei anderen wieder raus“ (arbeitnehmernaher Berater).<br />

Das Thema ges<strong>und</strong>heitsgerechte Arbeitszeiten spielt <strong>in</strong> der Beratungspraxis bislang kaum e<strong>in</strong>e<br />

Rolle, wenngleich die Berater immer versuchen, die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse bei der<br />

Anpassung oder Optimierung der vorhandenen Arbeitszeitmodelle e<strong>in</strong>fließen zu lassen. „H<strong>in</strong>sichtlich<br />

ergonomischer Schichtplangestaltung kommen leider viel zu wenig Anfragen, weil die Praxis es<br />

schwer annimmt“ (arbeitgebernaher Berater). Ges<strong>und</strong>heitsförderliche Arbeitszeit- <strong>und</strong> Schichtmodelle<br />

werden noch am ehesten von Betriebsräten e<strong>in</strong>gefordert, wenngleich diese das Thema eher<br />

reaktiv angehen, da es <strong>in</strong> der Regel sowohl Konflikte mit den Beschäftigten als auch mit dem Arbeitgeber<br />

heraufbeschwört. Viele Beschäftigte, gerade aus dem Niedriglohnbereich, haben e<strong>in</strong><br />

massives Interesse, Mehrarbeit <strong>in</strong> Form von Überst<strong>und</strong>en, Zusatzschichten oder Nacht- <strong>und</strong> Wochenendarbeit<br />

zu leisten, weil sie zur Aufstockung ihrer ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>kommen auf diese bezahlte<br />

Mehrarbeit angewiesen s<strong>in</strong>d. Von daher gibt es meist große Wiederstände, wenn die Betriebsräte<br />

Arbeitszeitmodelle propagieren, die zu e<strong>in</strong>er gleichmäßigeren Verteilung der Arbeitszeit oder zur<br />

Abschaffung von Dauernachtschichten führen bzw. ausschließlich Freizeitausgleich für Mehrarbeit<br />

vorsehen. „Die Betriebsräte machen wenig aus eigener Initiative. Denn die Interessen der Belegschaft<br />

s<strong>in</strong>d eher heterogen. Viele Arbeitnehmer, die jung, die verschuldet s<strong>in</strong>d, Haus gebaut haben<br />

usw., die wollen gerne ranklotzen <strong>und</strong> wollen möglichst viel machen. Und s<strong>in</strong>d dann auch nicht<br />

gerade erfreut, wenn man so e<strong>in</strong> Modell macht, wo ihnen die Zuschläge erst mal wegfallen <strong>und</strong> sie<br />

dafür Freizeit machen sollen, was dann oft auch nicht so klappt. Die, die halt schon länger belastend<br />

arbeiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> bisschen älter s<strong>in</strong>d, die sagen, wir wollen die Freizeit. Es ist e<strong>in</strong> bisschen die<br />

Belastungsgrenze erreicht. Und da steht natürlich der Betriebsrat immer im Spagat, wie er sich<br />

verhalten soll. Was wir halt nur sagen können, es gibt Gesetze, da gibt es Höchstgrenzen. Es gibt<br />

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