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Arbeitszeitgestaltung und -beratung in kleinen und mittleren - Inmit

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Worten an die D<strong>in</strong>ge heranzugehen. Das ist die große Kunst“ (Experte aus e<strong>in</strong>er Wirtschaftskammer).<br />

Stattdessen empfehlen die Experten, das Thema anders zu kommunizieren <strong>und</strong> quasi durch die<br />

‚H<strong>in</strong>tertür‘ zu platzieren. Betriebswirtschaftliche Argumentationsl<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> klarer betrieblicher<br />

Nutzen aufgezeigt wird, ersche<strong>in</strong>en immer hilfreich als ‚Türöffner‘. „Ohne Nutzen tut e<strong>in</strong><br />

Unternehmen nichts. Es muss ja erstens Geld verdienen, sich selbst sichern. Irgende<strong>in</strong> Nutzen<br />

muss da se<strong>in</strong>. Und wenn der sich sogar noch rechnet, wie das bei manchen familienfre<strong>und</strong>lichen<br />

Modellen der Fall ist, dann ist das umso e<strong>in</strong>facher“ (arbeitgebernaher Berater). Durch familienfre<strong>und</strong>liche<br />

Arbeitszeitmodelle (bspw. Zeitkonten) lassen sich bspw. die Fehlzeiten von Eltern bei<br />

Erkrankung des K<strong>in</strong>des deutlich reduzieren, wodurch <strong>in</strong>direkte Kosten <strong>in</strong>folge von Ausfallzeiten<br />

vermieden werden können. Der sich bereits abzeichnende Fachkräftemangel, mit dem die Unternehmen<br />

zunehmend konfrontiert werden, bietet sich ebenfalls als E<strong>in</strong>stieg an, um den langfristigen<br />

betrieblichen Nutzen (bspw. durch höhere Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung, durch Rekrutierungsvorteile) <strong>in</strong>novativer<br />

Arbeitszeitmodelle aufzuzeigen.<br />

Eher zwiespältig s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>schätzungen der Experten, ob e<strong>in</strong>e Förderung der Erst<strong>beratung</strong> die<br />

Nachfrage von Unternehmen tatsächlich stimulieren kann. Sie vermuten, dass die potenziellen<br />

Kosten für e<strong>in</strong>e Beratung eher zweitrangig <strong>und</strong> letztlich nicht ausschlaggebend für die Inanspruchnahme<br />

e<strong>in</strong>er Arbeitszeit<strong>beratung</strong> s<strong>in</strong>d. Dies gilt zum<strong>in</strong>dest für die <strong>mittleren</strong> <strong>und</strong> größeren Unternehmen.<br />

Wenn diese externen Beratungsbedarf haben, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der Regel auch bereit, die anfallenden<br />

Honorare für diese Dienstleistung zu zahlen. Gerade bei den Großunternehmen ist es gängige<br />

Praxis, die Expertise der Beraterzunft zu nutzen, entweder um das <strong>in</strong>terne Wissen zu aktualisieren<br />

bzw. zu verbreitern oder zur Vorbereitung bzw. nachträglichen Legitimierung von Entscheidungen<br />

des Managements. Diese Unternehmen s<strong>in</strong>d nicht auf die Nutzung kostenloser Beratungsangebote<br />

aus geförderten Projekten angewiesen. Völlig anders sieht es bei den Kle<strong>in</strong>st- <strong>und</strong><br />

Kle<strong>in</strong>unternehmen aus, die von der Hand <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> leben <strong>und</strong> bei ger<strong>in</strong>ger Rentabilität extrem<br />

sparsam wirtschaften müssen 8<br />

. Für die kle<strong>in</strong>eren Betriebe könnte deshalb die kostenneutrale Erst<strong>beratung</strong><br />

e<strong>in</strong> niedrigschwelliges Angebot darstellen <strong>und</strong> durchaus e<strong>in</strong>en Anreiz bieten, die Arbeitszeit<strong>beratung</strong><br />

des Modellprojekts <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Ke<strong>in</strong>eswegs unterschätzen, darauf verweisen<br />

viele Experten mit Nachdruck, dürfe man jedoch die habituellen Barrieren, die den Unternehmertypus<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> oftmals auch <strong>in</strong> familiengeführten mittelständischen Betrieben prägen.<br />

Manche Mittelständler verwahren sich explizit gegen e<strong>in</strong>e ‚Subventionsmentalität‘, da sie aus eigener<br />

Kraft wachsen wollen <strong>und</strong> nicht dank staatlicher Unterstützung. Viele Kle<strong>in</strong>unternehmer wiederum<br />

hegen e<strong>in</strong>e große Skepsis gegenüber externen Beratern, möchten sich nicht „<strong>in</strong> die Karten<br />

schauen“ lassen oder betrachten e<strong>in</strong>e kommerzielle Beratung als unerschw<strong>in</strong>glichen oder überflüssigen<br />

„Luxus“. Selbst wenn die Beratungsleistung <strong>in</strong>folge der Förderung kostenfrei ist, müssen die<br />

Unternehmen personelle <strong>und</strong> zeitliche Ressourcen während der Inanspruchnahme der Beratung<br />

zur Verfügung stellen, was für Kle<strong>in</strong>betriebe aufgr<strong>und</strong> ihrer begrenzten Kapazitäten <strong>und</strong> des damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Aufwands (<strong>in</strong>direkte Kosten) oftmals e<strong>in</strong>e zu hohe Hürde darstellt. Diese Vorbehalte<br />

s<strong>in</strong>d ernst zu nehmen <strong>und</strong> konstruktiv im Modellprojekt zu verwenden, um die Adressaten aus<br />

dem KMU-Spektrum zu erreichen.<br />

8 Da die befragten Experten i. d. R. ke<strong>in</strong>e kommerziellen Beratungsleistungen anbieten, sehen sie sich außerstande,<br />

konkretere Angaben zur möglichen Höhe von Beratungssätzen zu machen, die für Unternehmen, <strong>in</strong>sbesondere KMU<br />

noch akzeptabel bzw. wirtschaftlich vertretbar s<strong>in</strong>d. Die eher pauschalen E<strong>in</strong>schätzungen, die <strong>in</strong> den Interviews zu<br />

dieser Frage abgegeben wurden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den o. a. Text e<strong>in</strong>gearbeitet worden.<br />

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