E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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cover / KOBE BEEF<br />
Um die Haltung der Tajima-Rinder<br />
ranken sich viele Mythen. Manche<br />
davon sind reines Klischee.<br />
Purer Luxus:<br />
Kobe Beef in<br />
der Fine-Dining-<br />
Gastronomie.<br />
Um als Kobe Beef ausgezeichnet zu werden, müssen die<br />
Tajima-Kälber aus der Hyogo-Präfektur stammen und in<br />
einer der 300 ansässigen Mastfarmen aufgezogen werden.<br />
Auf Kobe Beef spezialisierte Köche in Japan würzen<br />
ihr Fleisch nur sehr sparsam mit Salz und Pfeffer.<br />
Heute ist Kobe Beef ein Titel, der von<br />
der JMGA (Japanese Meat Grading Association)<br />
für besonders hochwertiges Fleisch<br />
verliehen wird, es ist jedoch kein Name<br />
einer eigenen Rinder-Rasse.<br />
Um als Kobe Beef ausgezeichnet zu werden,<br />
müssen die Tajima-Kälber aus einer<br />
Zucht in der Hyogo-Präfektur stammen<br />
und in einer der 300 ansässigen Mastfarmen<br />
aufgezogen werden. Nach 32 Monaten<br />
erfolgt die Schlachtung, ebenfalls ausschließlich<br />
in Hyogo. Dann wird das<br />
Fleisch einem Gremium zur Zertifizierung<br />
vorgelegt. Ausschlaggebend für die Auszeichnung<br />
ist der Grad der Marmorierung.<br />
Nur wenn das Fleisch einen BMS (Beef<br />
Marbling Standard) von sechs oder höher<br />
hat, darf es als Kobe Beef betitelt werden.<br />
Die Premium-Klasse hat einem BMS-Wert<br />
von acht bis zwölf.<br />
Um die Haltung von Tajima-Rindern ranken<br />
sich allerdings auch viele Mythen. Millionenfach<br />
wurde schon darüber berichtet, wie<br />
japanische Rinderzüchter aus Kobe ihre vierbeinigen<br />
Lieblinge wie Kleinkinder verhätscheln.<br />
So dürfen die vergötterten Tiere<br />
angeblich ihr müdes Haupt auf japanische<br />
Reisstroh-Matten betten und einmal am Tag<br />
an einer Flasche Bier nuckeln. Laufend mit<br />
<<br />
Sake besprüht und stundenlang von einer<br />
sanftmütigen Geisha massiert, hätten die<br />
Rinder, so heißt es, ein Leben wie die Maden<br />
im Speck. Doch dabei handelt es sich meist<br />
um reine Klischees, denn Rinderfarmen, in<br />
denen mehrere tausend Tiere gehalten werden,<br />
können unmöglich jedes davon stundenlang<br />
massieren lassen.<br />
Wahr ist vielmehr: Bis die jungen Kälber<br />
alt genug sind, werden sie in kleinen Gruppen<br />
aufgezogen und unterliegen einem<br />
strengen, geradezu diätischen Ernährungsplan<br />
auf Grundlage von Mais, Sojabohnen,<br />
Gerste und Reisstroh. Tatsächlich gibt es<br />
Farmen in Hyogo, die ihre Rinder massieren.<br />
Dies ist allerdings eher selten und hat<br />
keinen nachgewiesenen Effekt auf die<br />
Fleischmarmorierung.<br />
Auch die Sache mit dem Bier ist eine<br />
japanische Legende. Richtig ist, dass Tajima-Rinder<br />
in Japan oft Biertreber erhalten,<br />
um ihren Appetit anzuregen. Das sind<br />
eiweißreiche Malzrückstände, die bei der<br />
Bierherstellung übrig bleiben. Lust auf<br />
einen Schluck Bier oder Sake verspüren die<br />
Rinder hingegen nicht, denn dafür ist allein<br />
schon ihr Magen völlig ungeeignet.<br />
Die Fleischmarmorierung ist das außergewöhnliche<br />
Merkmal der Tajima-Rinder, die<br />
Fotos: Tim Gruber, www.otto-gourmet.de, www.maksim-shdan.de, Sascha Klahn, beigestellt<br />
114 falstaff jun <strong>2019</strong>