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E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019

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cover / STEAKPARADIES NEW YORK<br />

Hey, we need to sell strips,<br />

guys!« – »Hey, Leute, wir<br />

müssen Strip-Steaks verkaufen!«<br />

Marc J. Sarrazin, Chef<br />

von DeBragga, inspiziert in<br />

seinen Dry-Age-Kammern gerade Steaks im<br />

Wert von mehr als einer Million US-Dollar.<br />

Fein säuberlich geschlichtet auf Regalen.<br />

Etage für Etage.<br />

Das Strip-Steak ist ein Steak des Roastbeefs<br />

(Short loin) und damit Teilstück des<br />

Hinterviertels zwischen Hochrippe und<br />

Hüfte des Rinds. Ein kleines Schild verrät,<br />

wann das Black Angus in Nebraska<br />

geschlachtet worden ist und wie lange es<br />

schon lufttrocknet. Zehn Autominuten<br />

außerhalb von Manhattan reift beim selbst<br />

ernannten »New York’s Butcher« Fleisch je<br />

nach Größe im Schnitt 30 bis 45 Tage trocken<br />

vor sich hin. Dabei handelt es sich um<br />

eine traditionelle Veredelungsmethode, bei<br />

der das Fleisch am Knochen über einen speziellen<br />

Zeitraum bei kontrollierter Temperatur<br />

und Luftfeuchtigkeit abhängt. Die Flüssigkeit<br />

kann verdampfen. Bei der herkömmlichen<br />

Methode reift das Fleisch in einem<br />

Vakuumbeutel im eigenen Saft. »Dry Aging<br />

ist eines der großen Themen hier am Markt,<br />

wenn es um Fleisch geht«, erklärt Sarrazin.<br />

Es wird immer beliebter. Aber es ist komplizierter<br />

in der Herstellung. Für den Prozess<br />

hält DeBragga die Temperatur in drei speziellen<br />

Kühlkammern konstant bei rund zwei<br />

Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit beträgt<br />

95 Prozent. Der 64-Jährige hat das Veredeln<br />

von Fleisch von seinem Vater gelernt und<br />

gibt die Technik gerade an seine Söhne Eric<br />

und Peter weiter. DeBragga gehört zu den<br />

Top-Dry-Aging-Unternehmen in den USA.<br />

Bei unserem Rundgang durch die Fleischerei<br />

auf 2300 Quadratmetern gerät der Chef des<br />

Traditionsunternehmens ins Schwärmen:<br />

»Das ist wie bei einer Reifekammer für<br />

Käse. Da riecht es schon gut, wenn man<br />

hineingeht. Hier ist es so ähnlich. Es riecht<br />

nicht sauer, sondern sehr rein, mineralisch<br />

und … nussig. Ein wunderbares Aroma.«<br />

Weiter hinten in einer der Kältekammern<br />

»sitzen« Steaks fast sechs Wochen lang auf<br />

einem Regal, bis sie ausgeliefert werden.<br />

»Wenn ein Restaurant es so will, bekommt<br />

es das«, erklärt er. Zwischen den Regalen<br />

sorgen Highspeed-Ventilatoren für gute<br />

Luftumwälzung. »Wenn etwas gut schmecken<br />

soll, braucht es Zeit, die richtige Temperatur<br />

und die richtige Umgebung«, erklärt<br />

Marc. »Manche Leute glauben, dass niedrige<br />

Luftfeuchtigkeit gut ist. Aber wenn sie zu<br />

niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />

und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend<br />

verdampfen.« Das Fleisch wird mit der Zeit<br />

immer zarter, der Geschmack intensiver und<br />

kräftiger. Die harte äußere Kruste wird<br />

abgeschnitten. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlich<br />

mürbes Stück Fleisch. »Es<br />

schmeckt umami«, meinen Kenner.<br />

»Manche Leute glauben, dass niedrige Luftfeuchtigkeit gut ist.<br />

Aber wenn sie zu niedrig ist, trocknet das Fleisch zu schnell<br />

und die Flüssigkeit kann nicht entsprechend verdampfen.«<br />

MARC J. SARRAZIN Chef von DeBragga<br />

In »Gallaghers Steakhouse« kann man das Fleisch in<br />

der Kammer neben dem Eingang beim Reifen beobachten.<br />

88 falstaff jun <strong>2019</strong>

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