E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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gourmet / REGIONALPORTRÄT PFALZ<br />
Variation von Beete und<br />
Ziegenkäse mit Holunderblüten-<br />
Dressing im »Zur Krone«.<br />
Faycal Bettioui verließ Miami für<br />
ein Dorf mit 2000 Einwohnern,<br />
das er nie zuvor gesehen hatte.<br />
Es lief gut in Miami. Die Familie<br />
betrieb zwei Restaurants, die<br />
etabliert und beliebt waren. Sie<br />
und er hatten beide in New<br />
York gelebt, in San Francisco<br />
den »Californian way of life« schätzen<br />
gelernt. In Florida lernten sie sich kennen, in<br />
Miami genossen Kerstin und Faycal Bettioui<br />
das Leben. Den Ozean, die warmen Nächte,<br />
den Hauch von Kuba in den Vereinigten<br />
Staaten. Als ihr Sohn 2014 geboren wurde,<br />
trafen sie dennoch eine Entscheidung: Wir<br />
ziehen um. In die Pfalz. Aus Miami nach –<br />
Neupotz. Aus einer quirligen Stadt mit einer<br />
halben Million Einwohner in ein Dorf, in<br />
dem keine 2000 Menschen wohnen.<br />
Die Heimat seiner Frau Kerstin hatte<br />
Faycal da noch nie gesehen, nie einen Fuß<br />
nach Neupotz gesetzt. Und doch ließ er sich<br />
darauf ein, der Familie wegen. Im Juli 2015<br />
kamen die Bettiouis in <strong>Deutschland</strong> an, drei<br />
Monate später eröffneten sie ihr Restaurant.<br />
Es heißt »Zur Krone«, und wer nicht<br />
Bescheid weiß, könnte es für eines der urigen<br />
Traditionslokale halten, von denen es<br />
zwischen Kandel und Kallstadt so einige<br />
gibt. Doch die »Krone« in Neupotz ist<br />
anders. Und wie.<br />
ZUM EINKAUF NACH STRASSBURG<br />
Ein Mittwochnachmittag, Faycal Bettioui,<br />
36, entlädt gerade seinen Wagen. Er stammt<br />
aus Casablanca und genießt es, nun wieder<br />
häufiger Französisch zu sprechen statt Englisch.<br />
Auf dem Großmarkt von Straßburg<br />
hat er für den Abend eingekauft, gerade<br />
einmal eine Stunde fährt man. Gut gelaunt<br />
zeigt er die St.-Pierre-Fische mit ihren<br />
durchsichtigen, klaren Augen. Noch lebende<br />
Krabben krabbeln in der Kiste, daneben liegen<br />
erntefrisches Gemüse und haufenweise<br />
Kräuter.<br />
Was für ein Kontrast zur Anfangszeit, als<br />
Faycal erstmals Bekanntschaft mit der deutschen<br />
»Beilage« machte – »Ich hatte keine<br />
Ahnung, was das war«, sagt er und lacht.<br />
In der Anfangszeit ihres Restaurants richteten<br />
sich er und seine Frau stark nach Pfälzer<br />
Traditionsküche, servierten Rumpsteak<br />
und Bratkartoffeln. Bis sie merkten: Das<br />
gibt es überall. Wir sind anders. »Alle<br />
Fotos: www.ch-ernst.de , www.jotter.de, Frank Hügle, beigestellt<br />
126 falstaff jun <strong>2019</strong>