E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
cover / GARMETHODEN<br />
Fast so heiß wie Höllenfeuer: Hochleistungsgrills<br />
wie hier von Otto Wilde garen mit bis zu 800 Grad.<br />
Massive<br />
Outdoorkochstellen<br />
wie von Ofyr<br />
gehören zu<br />
den Trends der<br />
vergangenen Jahre.<br />
><br />
Das Big Green<br />
Egg ist ein<br />
Multitalent –<br />
die Temperatur<br />
lässt sich<br />
perfekt ans<br />
Grillgut<br />
anpassen.<br />
Jahren häufiger zum Einsatz kommt.<br />
Es lässt sich sowohl bei mehreren hundert<br />
Grad Celsius betreiben, eignet sich aber genauso<br />
gut für Niedrigtemperaturen um die<br />
80 Grad. Auch die neuen Outdoor-Kochstellen,<br />
die aus zentnerweise Stahl bestehen<br />
und etwa unter der Marke Feuerring auf<br />
den Markt kommen, bieten gezielte Einsatzmöglichkeiten<br />
für Grillen nah an der Hitze<br />
oder etwas weiter weg für sanftes Garen.<br />
Spannend für Fisch sind die wassergetränkten<br />
Planken, mit denen sich Fisch schonend<br />
garen lässt und dabei nuancierte Holzaromen<br />
aufnimmt.<br />
Wer sich dennoch für ein traditionelles<br />
Steakgrillen entscheidet, sollte sich die<br />
Spezialgeräte für diese Einsatzmöglichkeit<br />
anschauen: ultraenergiereiche Spezialgrills,<br />
die ein Steak binnen 90 Sekunden von roh<br />
auf medium rare bringen. Steak-Freaks<br />
schwören darauf: Grillen bei 800 bis<br />
1000 Grad Celsius. Erst das ergibt, so die<br />
Hitzefanatiker, eine richtige Kruste, ohne<br />
dass dabei das Fleisch innen zu durch wird.<br />
Steakhäuser mit entsprechenden Grillgeräten<br />
wie etwa das »Beef 800°« in Würzburg<br />
oder das kürzlich in Wien eröffnete<br />
»Mama & der Bulle« werden immer mehr.<br />
Die Betreiber haben sich dafür eigene Geräte<br />
besorgt, die das Garen mit extremer Hitze<br />
möglich machen. Mit ihnen lassen sich übrigens<br />
auch Fisch und Gemüse garen – und<br />
auch dabei geht es um die Kruste.<br />
Für den Privatgebrauch sind derartige<br />
Hochleistungsgriller vor allem unter der<br />
Bezeichnung »Beefer« bekannt geworden,<br />
mittlerweile ist aber eine Vielzahl an ähnlichen<br />
Geräten auf dem Markt, etwa auch<br />
von den Düsseldorfer Spezialisten von Otto<br />
Wilde. Rein wissenschaftlich gesehen tritt<br />
beim Grillen mit hohen Temperaturen die<br />
sogenannte Maillard-Reaktion in Kraft,<br />
dabei verringert sich unter anderem sehr<br />
schnell der Wasseranteil im Fleisch, während<br />
sich der Proteinanteil erhöht. Ein chemischer<br />
Prozess, der in letzter Konsequenz<br />
zu einer Kruste führt, die man bei üblichen<br />
Temperaturen, die deutlich darunter liegen,<br />
nicht zustande bringt – und das Fleisch<br />
bleibt innen trotzdem saftig. Beim herkömmlichen<br />
Grillen dauert es bisweilen<br />
zu lang, eine schöne Kruste zu bekommen.<br />
Es kann passieren, dass das Steak dann<br />
längst durch und innen trocken ist.<br />
Aber auch beim Grillen jenseits von<br />
800 Grad werden von den Profis unterschied<br />
liche Methoden angewandt. So lässt<br />
etwa Thomas Bös, Küchenchef von »Mama<br />
& der Bulle«, die Fleischstücke vorher rund<br />
15 Minuten in einer Sous-vide-Folie in einem<br />
entsprechenden Gerät bei 54 Grad<br />
sanft vorgaren. »Erst dann geben wir die<br />
Stücke in den 1000-Grad-Griller«, sagt Bös,<br />
»um das Steak medium rare zu bekommen,<br />
reichen eine bis zwei Minuten, well done<br />
braucht circa fünf Minuten.«<br />
Aber wer will sein Steak schon well<br />
done? Denn genau das gilt es ja mit den<br />
Höllenfeuer-Grillern zu vermeiden.<br />
><br />
Fotos: Peek Creative studios, beigestellt<br />
74 falstaff jun <strong>2019</strong>