E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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wein / WEISSBURGUNDER PFALZ<br />
><br />
Weinberge am Münzberg bei Godramstein<br />
nur etwa vier Kilometer von der Kleinen<br />
Kalmit entfernt liegen. Der Kalk hier ist<br />
allerdings ein ganz anderer, die Reben wachsen<br />
auf einem Kalkmergel mit tonigen<br />
Bestandteilen: »Das macht den Wein kühler«,<br />
sagt Keßler. Da schon Keßlers Vater an<br />
den Weißburgunder glaubte, hat das Weingut<br />
sogar eine eigene Selektion von Stöcken<br />
im Weinberg stehen. »Als mein Bruder und<br />
ich den Betrieb übernommen haben, konnten<br />
wir gleich zu Beginn mit einer trockenen<br />
Weißburgunder Auslese, Jahrgang 1989,<br />
große Erfolge feiern.« Inzwischen knüpft<br />
Gunter Keßlers Sohn Nico an diese Tradition<br />
an – und spitzt sie zu, beispielsweise bei<br />
der Wahl des Ausbaus: Ein Teil des Weins<br />
ruht im Edelstahl, ein Teil im Halbstück –<br />
vor der Abfüllung werden beide Partien<br />
zusammengelegt: »So passt es am besten.«<br />
AM HOLZ SCHEIDEN SICH DIE STILE<br />
Weinberge bei<br />
Schweigen (o.).<br />
Friedrich II. Becker (r.)<br />
beherrscht den<br />
Umgang mit dem<br />
Barriquefass mit<br />
spielerischer<br />
Leichtigkeit. Hier<br />
unterstützt von<br />
seinen Kindern<br />
Charlotte und<br />
Friedrich III.<br />
Die Holzfrage ist natürlich auch beim Pfälzer<br />
Weißburgunder eine Frage von stilbildender<br />
Bedeutung. Sven Leiner beispielsweise<br />
vermeidet für seinen Kalmit-Weißburgunder<br />
Neuholz, der Most läuft bei ihm direkt von<br />
der Presse in ältere Tonneaus, wo die<br />
Gärung ohne Zusätze in Gang kommt. Auch<br />
Boris Kranz lässt die Moste spontan gären,<br />
möchte aber sogar »null Holz« und hält den<br />
Edelstahltank für das ideale Gebinde, »um<br />
die Lage eins zu eins transportieren zu können«.<br />
Wieder anders sieht es bei Fritz Becker<br />
in Schweigen aus: Seine 2014er-Reserve lag<br />
zu 100 Prozent in neuen Barriques – ohne<br />
im Geringsten überholzt zu wirken. Sie trägt<br />
einem den Kalk aus der Schweigener Lage<br />
Klosterstück sogar mit besonders großer<br />
Eindringlichkeit auf die Zunge. Offenbar<br />
führen auch beim Holzeinsatz viele Wege zu<br />
einem stimmigen Resultat. Aber Becker weiß<br />
auch: »Die Fassauswahl ist eines der schwierigsten<br />
Themen.«<br />
Manchmal bestimmen natürlich auch<br />
äußere Umstände die Auswahl des Gärgebindes,<br />
zumindest dessen Größe. So ging es<br />
etwa dem Weinbau der Lebenshilfe Bad<br />
Dürkheim bei ihrem 2016er Weißburgunder<br />
aus der Dürkheimer Lage Michelsberg<br />
– einer Lage auf Kalkmergel über einer<br />
alten Muschelbank. Der Ertrag von diesem<br />
Kleinod reichte gerade, um ein einziges<br />
Tonneau zu füllen. »Das ist ein ganz<br />
><br />
Fotos: beigestellt<br />
40 falstaff jun <strong>2019</strong>