E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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Barack Obama hatte seine Rede<br />
beendet und war mit der Kolonne<br />
auf dem Weg zum Flughafen.<br />
Doch bevor er dort ankam,<br />
machte er noch einen<br />
Stopp. Obama wollte mittagessen. Aber<br />
nicht irgendwo. Sondern in einem Barbecue-Grill<br />
in Austin, Texas: »Franklin Barbecue«.<br />
Menschen warten hier ab sechs Uhr<br />
morgens, bis um elf Uhr die Türen öffnen.<br />
Die langen Schlangen vor dem Laden sind<br />
legendär. Für Barack Obama machte Inhaber<br />
Aaron Franklin eine Ausnahme. Der<br />
Präsident übersprang die Schlange, orderte<br />
für mehr als 300 Dollar Fleisch und zahlte<br />
die Rechnung seiner beiden Vorderleute<br />
gleich mit. Seitdem ist Aaron Franklins<br />
Barbecue nicht nur unter BBQ-Fans aus<br />
aller Welt ein Begriff, sondern gut genug<br />
für einen Präsidenten.<br />
Franklin hat BBQ auf ein neues Level<br />
gehoben. Auf tonnenschweren Smokern,<br />
ehemaligen Tanks, gart er jene Cuts von<br />
Schwein und Rind, die sonst nicht hoch<br />
im Kurs stehen. Sein Brisket, 14 Stunden<br />
geräucherte Rinderbrust in Prime-Qualität,<br />
nur mit einem Klecks Coleslaw und etwas<br />
Brot, bricht reihenweise Herzen – längst<br />
nicht nur die von Männern. Das Pulled<br />
Pork lässt sich allein mit Gabeln zerteilen,<br />
so butterzart und saftig ist es.<br />
All das bewirkt indirekte Hitze. Zwar<br />
verfeuert Franklin in den Smokern zentnerweise<br />
Eichenscheite, doch gegart werden die<br />
Fleischstücke nicht über den Flammen, sondern<br />
nur über dem Rauch, der in den Smokern<br />
entsteht. Das Prinzip des Barbecues,<br />
wie es in den Südstaaten der USA seit Jahrhunderten<br />
Tradition hat, besteht darin,<br />
Fleisch mit indirekter Hitze zu garen. Angesichts<br />
der köstlichen Resultate verwundert<br />
es nicht, dass man Smoker für den<br />
Hausgebrauch auch in heimischen Gärten<br />
immer häufiger dampfen sieht.<br />
Eingeschworenen Grill-Traditionalisten<br />
mag es schwerfallen, aber wer sich einmal<br />
vom Gedanken verabschiedet, dass Grillen<br />
nur mit großer Hitze funktioniert, gewinnt<br />
so sehr wie beim Umstieg von Schwarzweiß-<br />
auf Farbfernsehen. Es geht immer<br />
um das Zusammenspiel aus indirekter und<br />
direkter Hitze. Gut zu sehen ist das etwa<br />
am Big Green Egg, das zwar schon seit<br />
mehr als 40 Jahren auf dem Markt ist, in<br />
Europa allerdings erst in den vergangenen<br />
><br />
Aaron<br />
Franklin steht in<br />
Austin für so gutes<br />
BBQ, dass selbst<br />
Barack Obama<br />
das Brisket (r.)<br />
probierte.<br />
Fleisch aus dem Smoker:<br />
sanft gegart, nur über Rauch.<br />
Spezialität aus den Südstaaten: Pulled<br />
Pork, das butterweich und saftig aus dem<br />
Smoker kommt.<br />
Wenn Fisch wie<br />
hier auf Weber-<br />
Holzplanken gegart<br />
wird, bleibt er zart<br />
und nimmt über dies<br />
feine Aromen aus<br />
dem Holz auf – ein<br />
Hochgenuss.<br />
jun <strong>2019</strong><br />
falstaff<br />
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