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E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019

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gourmet / REGIONALPORTRÄT PFALZ<br />

Benjamin Peifer (M.)<br />

kreiert im »Intense«<br />

Gerichte wie in Miso<br />

marinierten Saibling<br />

(l.) und verbrannten<br />

Kohl mit Gomasio<br />

und Kaviar (o.).<br />

><br />

und Mitarbeiter zu ernähren.« Und nur<br />

so, sagt Trauth weiter, könne er seine selbst<br />

gesetzten Maßstäbe an Qualität und Frische<br />

einhalten.<br />

Ja, Tradition und Werte zählen hier noch<br />

etwas. Natürlich, man bekommt hier den<br />

Saumagen (beste Adresse: Klaus Hambel),<br />

man bekommt die schwere deutsche Küche.<br />

Wer die traditionelle Pfalz genießen will,<br />

der lässt es sich gut gehen in der »Eselsburg«<br />

in Neustadt an der Weinstraße, wo<br />

Anette Berberich gute Weine aus Toplagen<br />

von Forst und Deidesheim serviert, und<br />

dazu deftiges Essen aus Zutaten der Region.<br />

»Mehr braucht kein Mensch …«, hat<br />

sie auf ihre Website geschrieben, und genau<br />

genommen hat sie natürlich recht damit.<br />

Die alte Republik, manchmal scheint sie<br />

noch zu existieren.<br />

Zeugnisse davon hängen im Hotel »Deidesheimer<br />

Hof«, das lange das Wohnzimmer<br />

von Kanzler Kohl war. Granden der<br />

Weltpolitik lud er hierhin ein: Thatcher, Jelzin,<br />

Gorbatschow – alle waren zu Gast und<br />

besprachen die Weltläufe, wovon nostalgische<br />

Fotos und Zeitungsberichte an den<br />

Wänden zeugen. Das Kanzlersüppchen, eine<br />

Rinderkraftbrühe mit Markklößchen, ist<br />

ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Und trotzdem:<br />

Stehen geblieben ist man auch hier<br />

nicht; erst vor wenigen Monaten hat die<br />

Eigentümerfamilie Hahn das mit feinem<br />

Gespür für Stil renovierte Gourmetlokal<br />

»Schwarzer Hahn« neu eröffnet. Hier<br />

unten im Gewölbekeller kann selbst das<br />

donnerndste Sommergewitter niemanden<br />

schrecken, nichts lenkt ab von den Kreationen<br />

des Küchenchefs Stefan Neugebauer,<br />

der Ceviche genauso beherrscht wie eine<br />

gestopfte Gänseleber. Ein solches Lokal<br />

könnte auch in Hamburg oder Berlin stehen,<br />

allein die liebenswürdige, gemütliche<br />

Art würde ihm abgehen.<br />

Ein paar Kilometer weiter, in Kallstadt,<br />

hat sich mit Benjamin Peifer ein jüngerer<br />

Vertreter der Spitzenköche verwirklicht.<br />

Sein Restaurant »Intense« in einem alten<br />

Fachwerkhaus steht für die gehobene<br />

Sterneküche, doch auch er kombiniert Elemente<br />

seiner Pfälzer Heimat mit asiatisch<br />

inspirierten Einfällen. Vor wenigen Monaten<br />

hat er eine weitere Gastronomie eröffnet:<br />

»Izakaya« heißt sie, also eine japanische<br />

Kneipe, aber eben in Wachenheim –<br />

noch Fragen? So funktioniert das hier.<br />

»Wir sind ständig ausgebucht«, sagt Peifer.<br />

Womit erneut der Beweis erbracht wäre,<br />

dass die Pfalz längst nicht mehr nur die<br />

kulinarische Gemütlichkeit beherbergt,<br />

sondern Raum lässt für Avantgarde und<br />

belebende Ideen.<br />

<<br />

Fotos: Enrico Markx Fotograf & Kameramann<br />

128 falstaff jun <strong>2019</strong>

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