E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
spirits / WODKA<br />
»Die Hauptspirituose in unserem<br />
Espresso Martini ist Ketel One Vodka<br />
aus den Niederlanden mit seiner öligen<br />
Textur und Vanillenoten.«<br />
FERENC HARASZTI Barchef »Fabios«, Wien<br />
Denn für den Laien kaum bekannt,<br />
unterliegt auch Getreide Qualitätsschwankungen<br />
und -kennzeichnungen.<br />
Bis heute etwa kommt für François Thibault,<br />
den Master Distiller von Grey Goose,<br />
nur die Patisserie-Qualität des französischen<br />
Weizens aus der Picardie, der »blé panifiable<br />
supérieur« (BPS) in die Brennblasen. Thibault<br />
war einer der Ersten in der Branche,<br />
der über die Getreidequalitäten sprach. Und<br />
der Mann aus dem Cognac-Gebiet hält auch<br />
wenig vom vielfachen Filtrieren des Destillats,<br />
das oftmals für besondere Reinheit des<br />
Wodkas bemüht wird: »Ich arbeite doch<br />
nicht am Geschmack des Getreides, um ihn<br />
dann wieder herauszuziehen«, echauffiert<br />
sich der Franzose da. Auch in der aktuell<br />
vom <strong>Falstaff</strong> Bar- & Spiritsguide gekrönten<br />
österreichischen Restaurantbar des Jahres<br />
schätzt man diese Finesse. »Bei den Gästen<br />
ist Wodka nach wie vor sehr beliebt, was<br />
meist am subtilen Geschmack und der damit<br />
verbundenen Vielfältigkeit liegt«, meint<br />
<<br />
ESPRESSO<br />
MARTINI<br />
Seit März <strong>2019</strong><br />
ist Ferenc<br />
Haraszti (l.)<br />
Barchef im<br />
»Fabios« in<br />
Wien.<br />
Rezept von Ferenc Haraszti (»Fabios«, Wien)<br />
Version des Klassikers von Dick Bradsell<br />
ZUTATEN<br />
4 cl Wodka<br />
4 cl Mix aus Kaffee und Schokoladenbitter<br />
2 cl Kaffeelikör<br />
Garnitur: Kaffeebohnen<br />
ZUBEREITUNG<br />
– Alle Zutaten auf Eiswürfeln kalt shaken und<br />
in eine vorgekühlte Coupette abseihen.<br />
– Cocktail mit Kaffeebohnen garnieren.<br />
Dominik Möller aus dem Wiener »The<br />
BirdYard«.<br />
Diese Vielfalt beflügeln aber nicht nur<br />
möglichst kleinräumige Herkünfte, sondern<br />
auch neue bzw. wiederentdeckte Ausgangsmaterialien.<br />
Die Münsterländer Korn-Tradition<br />
etwa nützt einem der markantesten<br />
Wodkas <strong>Deutschland</strong>s. Der »PAX Friedensreiter«<br />
basiert auf Dinkel (!) in Bioqualität<br />
von einem der ältesten Höfe im Osnabrücker<br />
Land. Der malzig schmeckende Wodka<br />
aus der Brennerei Dwersteg erzählt auch die<br />
Geschichte des Westfälischen Friedens 1648,<br />
so Geschäftsführer Ludger Teriete: »Seither<br />
ist der ›Friedensreiter‹ ein Symbol des Friedens<br />
und der Freude – mit dieser Geschichte<br />
verbinden wir unseren Wodka.«<br />
Und Dinkel ist nicht der einzige Neuzugang<br />
im Brennkessel: »Pseudogetreide« mag<br />
nicht gerade vertrauenserweckend klingen,<br />
doch genau damit erweitert der Mostviertler<br />
Brenner Georg Hiebl den Wodka-Kosmos.<br />
Sein Brand vom Amaranth – als Fuchsschwanzgewächs<br />
eben kein Getreide –<br />
erschüttert die übliche Geschmackserwartung<br />
ebenso wie sein Wodka aus Quinoa.<br />
Das Destillat aus der »Freimeister«-Serie<br />
erhält im Pot-Still-Verfahren »am Körper<br />
mehr Fett«, ist der Brenner überzeugt.<br />
Diese Komponente schätzt die Barszene<br />
beim beliebten, spätnachts gereichten Muntermacher:<br />
Der Espresso Martini von Dick<br />
Bradsell (der Legende nach 1984 für Naomi<br />
Campbell kreiert) setzte sich als einer der<br />
wenigen zeitgenössischen Cocktails weltweit<br />
durch. Selbst die neue Barkarte des Wiener<br />
Italieners »Fabios«, die Ferenc Haraszti verantwortet,<br />
verzichtet nicht auf diesen Drink:<br />
»Die Hauptspirituose in unserem Espresso<br />
Martini ist Ketel One Vodka aus den Niederlanden<br />
mit seiner öligen Textur und<br />
Vanillenoten«, plädiert auch »Feri« Haraszti<br />
für das samtige Mundgefühl. Denn spätestens<br />
im Shaker zählen nicht mehr das schicke<br />
Label, die blinkende Flasche oder<br />
15-faches Filtrieren, sondern lediglich der<br />
Geschmack.<br />
<<br />
Fotos: Stefan Gergely<br />
60<br />
falstaff jun <strong>2019</strong>