30.03.2020 Aufrufe

E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

wein / WORLD CHAMPIONS<br />

Uralte Tempranillostöcke<br />

mit minimalen Erträgen<br />

sind die Basis für große<br />

Weine wie den Pingus.<br />

E<br />

ine Gasse in dem verschlafenen<br />

Dörfchen namens Quintanilla<br />

de Onésimo im spanischen<br />

Weinbaugebiet Ribera del<br />

Duero war Ausgangspunkt<br />

einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte.<br />

Hier reifen in einer kleinen, unscheinbaren<br />

Kellerei in unmittelbarer Nähe<br />

zum Fluss die Weine von Dominio de<br />

Pingus heran.<br />

Hier in der Calle Millán deutet äußerlich<br />

so gar nichts darauf hin, dass hinter diesen<br />

Mauern ein Rotwein schlummert, der die<br />

ganze Region, die stets im Schatten des Konkurrenten<br />

Rioja stand, mit einem Paukenschlag<br />

auf die internationale Weinbühne hob.<br />

Freilich gab es da schon Vega Sicilia, jenen<br />

aristokratischen Wein, der auch für Pingus<br />

als Role-Model Pate stand, doch Mitte der<br />

90er-Jahre war auch diese Weinlegende nur<br />

eine nationale Größe. Zu internationaler<br />

Bedeutung gelangte Ribera del Duero erst<br />

durch den Weinkritiker Robert Parker und<br />

den Premierenwein des jungen, sehr talentierten<br />

Winzers mit wenig spanisch klingendem<br />

Namen Peter Sisseck. Und das kam so.<br />

ÜBER BORDEAUX NACH SPANIEN<br />

Sisseck wird 1962 in Kopenhagen in Dänemark<br />

geboren, wo er aufwächst. Mit dem<br />

Weinbau kommt er durch seinen Onkel<br />

Peter Vinding-Diers in Kontakt, der in<br />

Frankreich als Önologe arbeitet. Zunächst<br />

jobbt der junge Sisseck von 1983 bis 1985<br />

bei seinem Onkel auf Château Rahoul in<br />

Graves, danach absolviert er das Studium<br />

der Landwirtschaftslehre mit Abschluss als<br />

Agrar-Ingenieur an der Universität Bordeaux.<br />

Für ihn steht fest, der Wein ist seine<br />

Sache. »Darum habe ich mich auch bei Paul<br />

Draper von Ridge Vineyards in Kalifornien<br />

beworben. Da hätte ich Anfang der 90er-<br />

Jahre tolle Monte Bellos machen können.<br />

Genau in dem Moment wurde mir das<br />

Angebot gemacht, die Hacienda Monasterio<br />

in Spanien komplett aufzubauen, dabei<br />

wollte ich dort eigentlich nur ein paar<br />

Monate interimistisch arbeiten, bevor es<br />

auf die Reise in die USA geht.«<br />

Sisseck reist nicht. Ribera del Duero hat<br />

es ihm angetan. Mit Carlos de la Fuente<br />

findet er 1992 einen Kellermeister für die<br />

Hacienda Monasterio, die er bis heute mit<br />

Partner Carlos del Rio González-Gordon<br />

aus der Sherry-Dynastie González Byass<br />

führt. Bald darauf entwickelt er ein weiteres,<br />

eigenes Projekt. Sisseck entdeckt in der<br />

ersten Hälfte der 90er-Jahre zwei kleine<br />

Weingärten mit uralten Tempranillo-Wein-<br />

»Die alten Weingärten sind<br />

mein Kapital. Bereits seit<br />

2000 setze ich bei Dominio<br />

de Pingus auf biodynamische<br />

Bewirtschaftung.«<br />

PETER SISSECK Starwinzer<br />

stöcken in San Cristobal und Barrosso in<br />

der Region La Horra, die er erwerben<br />

kann. Die im traditionellen »En Vaso«-System<br />

erzogenen Reben sind während ihres<br />

siebzig Jahre währenden Lebens nie mit<br />

Kunstdünger oder Pestiziden in Kontakt<br />

gekommen, dafür waren die örtlichen kleinen<br />

Weinbauern stets zu arm. »Das war<br />

genau das, was ich gesucht habe. Rebstöcke,<br />

die wenig, aber grandiose Traubenqualität<br />

bieten. Und so begann ich neben meiner<br />

Tätigkeit für Hacienda Monasterio<br />

mein eigenes Ding zu machen.«<br />

DURCHBRUCH DANK PARKER<br />

Im Jahrgang 1995 erlebt der Wein namens<br />

Pingus seine Premiere und Peter Sisseck<br />

zunächst eine herbe Enttäuschung. »Ich<br />

hatte etwa 4000 Flaschen erzeugt und war<br />

mir sicher, dass der Wein groß ist. Aber die<br />

spanischen Weinhändler, denen ich den Pingus<br />

anbot, wollten den geforderten Preis<br />

nicht bezahlen – und einem Dänen schon<br />

gar nicht.«<br />

In der Zwischenzeit schickt der junge<br />

Winzer seinen Wein einigen Weinkritikern,<br />

unter anderem auch Robert Parker in<br />

Maryland, USA. Und der ist sofort begeistert.<br />

Der »Wine Advocate« urteilt: »Ich<br />

meine das absolut ernst, wenn ich sage, das<br />

dürfte der größte junge Rotwein aus Spanien<br />

sein, den ich je verkostet habe.« Nachdem<br />

er die Fassprobe mit 96–100 Punkten<br />

bewertet, benotet Parker 1997 den Pingus ><br />

Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, beigestellt<br />

48 falstaff<br />

jun <strong>2019</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!