E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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wein / WORLD CHAMPIONS<br />
Uralte Tempranillostöcke<br />
mit minimalen Erträgen<br />
sind die Basis für große<br />
Weine wie den Pingus.<br />
E<br />
ine Gasse in dem verschlafenen<br />
Dörfchen namens Quintanilla<br />
de Onésimo im spanischen<br />
Weinbaugebiet Ribera del<br />
Duero war Ausgangspunkt<br />
einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte.<br />
Hier reifen in einer kleinen, unscheinbaren<br />
Kellerei in unmittelbarer Nähe<br />
zum Fluss die Weine von Dominio de<br />
Pingus heran.<br />
Hier in der Calle Millán deutet äußerlich<br />
so gar nichts darauf hin, dass hinter diesen<br />
Mauern ein Rotwein schlummert, der die<br />
ganze Region, die stets im Schatten des Konkurrenten<br />
Rioja stand, mit einem Paukenschlag<br />
auf die internationale Weinbühne hob.<br />
Freilich gab es da schon Vega Sicilia, jenen<br />
aristokratischen Wein, der auch für Pingus<br />
als Role-Model Pate stand, doch Mitte der<br />
90er-Jahre war auch diese Weinlegende nur<br />
eine nationale Größe. Zu internationaler<br />
Bedeutung gelangte Ribera del Duero erst<br />
durch den Weinkritiker Robert Parker und<br />
den Premierenwein des jungen, sehr talentierten<br />
Winzers mit wenig spanisch klingendem<br />
Namen Peter Sisseck. Und das kam so.<br />
ÜBER BORDEAUX NACH SPANIEN<br />
Sisseck wird 1962 in Kopenhagen in Dänemark<br />
geboren, wo er aufwächst. Mit dem<br />
Weinbau kommt er durch seinen Onkel<br />
Peter Vinding-Diers in Kontakt, der in<br />
Frankreich als Önologe arbeitet. Zunächst<br />
jobbt der junge Sisseck von 1983 bis 1985<br />
bei seinem Onkel auf Château Rahoul in<br />
Graves, danach absolviert er das Studium<br />
der Landwirtschaftslehre mit Abschluss als<br />
Agrar-Ingenieur an der Universität Bordeaux.<br />
Für ihn steht fest, der Wein ist seine<br />
Sache. »Darum habe ich mich auch bei Paul<br />
Draper von Ridge Vineyards in Kalifornien<br />
beworben. Da hätte ich Anfang der 90er-<br />
Jahre tolle Monte Bellos machen können.<br />
Genau in dem Moment wurde mir das<br />
Angebot gemacht, die Hacienda Monasterio<br />
in Spanien komplett aufzubauen, dabei<br />
wollte ich dort eigentlich nur ein paar<br />
Monate interimistisch arbeiten, bevor es<br />
auf die Reise in die USA geht.«<br />
Sisseck reist nicht. Ribera del Duero hat<br />
es ihm angetan. Mit Carlos de la Fuente<br />
findet er 1992 einen Kellermeister für die<br />
Hacienda Monasterio, die er bis heute mit<br />
Partner Carlos del Rio González-Gordon<br />
aus der Sherry-Dynastie González Byass<br />
führt. Bald darauf entwickelt er ein weiteres,<br />
eigenes Projekt. Sisseck entdeckt in der<br />
ersten Hälfte der 90er-Jahre zwei kleine<br />
Weingärten mit uralten Tempranillo-Wein-<br />
»Die alten Weingärten sind<br />
mein Kapital. Bereits seit<br />
2000 setze ich bei Dominio<br />
de Pingus auf biodynamische<br />
Bewirtschaftung.«<br />
PETER SISSECK Starwinzer<br />
stöcken in San Cristobal und Barrosso in<br />
der Region La Horra, die er erwerben<br />
kann. Die im traditionellen »En Vaso«-System<br />
erzogenen Reben sind während ihres<br />
siebzig Jahre währenden Lebens nie mit<br />
Kunstdünger oder Pestiziden in Kontakt<br />
gekommen, dafür waren die örtlichen kleinen<br />
Weinbauern stets zu arm. »Das war<br />
genau das, was ich gesucht habe. Rebstöcke,<br />
die wenig, aber grandiose Traubenqualität<br />
bieten. Und so begann ich neben meiner<br />
Tätigkeit für Hacienda Monasterio<br />
mein eigenes Ding zu machen.«<br />
DURCHBRUCH DANK PARKER<br />
Im Jahrgang 1995 erlebt der Wein namens<br />
Pingus seine Premiere und Peter Sisseck<br />
zunächst eine herbe Enttäuschung. »Ich<br />
hatte etwa 4000 Flaschen erzeugt und war<br />
mir sicher, dass der Wein groß ist. Aber die<br />
spanischen Weinhändler, denen ich den Pingus<br />
anbot, wollten den geforderten Preis<br />
nicht bezahlen – und einem Dänen schon<br />
gar nicht.«<br />
In der Zwischenzeit schickt der junge<br />
Winzer seinen Wein einigen Weinkritikern,<br />
unter anderem auch Robert Parker in<br />
Maryland, USA. Und der ist sofort begeistert.<br />
Der »Wine Advocate« urteilt: »Ich<br />
meine das absolut ernst, wenn ich sage, das<br />
dürfte der größte junge Rotwein aus Spanien<br />
sein, den ich je verkostet habe.« Nachdem<br />
er die Fassprobe mit 96–100 Punkten<br />
bewertet, benotet Parker 1997 den Pingus ><br />
Fotos: Carlos Gonzalez Armesto, beigestellt<br />
48 falstaff<br />
jun <strong>2019</strong>