E-Paper | Falstaff Magazin Deutschland 04/2019
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wein / BORDEAUX EN PRIMEUR<br />
Der nicht enden wollende<br />
Regen in der ersten<br />
Jahreshälfte brachte die<br />
organisch und biodynamisch<br />
arbeitenden Betriebe 2018<br />
enorm unter Druck.<br />
Alfred Tesseron und sein Team von Pontet-Canet haben zwar eine extrem kleine<br />
Erntemenge im Keller, aber diese ist dafür von umwerfender Qualität.<br />
Auf Château Lafleur in<br />
Pomerol hat man einmal<br />
mehr einen Star des<br />
Jahrgangs im Keller –<br />
glücklich, wer eine<br />
Flasche ergattert.<br />
Im Kreis: Winzer<br />
Baptiste Guinaudeau<br />
und seine Frau Julie.<br />
<<br />
Ufer erwartet man sogar noch mehr:<br />
Man spricht von einer Mischung von 2016<br />
mit 2010, abgerundet mit einem Schuss<br />
2009 – eine Art önologische »eierlegende<br />
Wollmilchsau« also. Letztendlich wird es<br />
einmal mehr um Balance und Frische<br />
gehen. Und da haben bereits die letzten<br />
Jahrgänge gezeigt, dass die Winzer eingesehen<br />
haben, dass man die Weine nicht auf<br />
Teufel komm raus konzentrieren muss, um<br />
von den Kritikern hohe Punkte zu bekommen<br />
und um den Weinen noch mehr Körper<br />
und Struktur abzutrotzen. Die heißen,<br />
trockenen Sommer haben die Kellermeister<br />
vorsichtiger gemacht, der Wert von Trinkfluss<br />
und Finesse hat wieder mehr Gewicht<br />
bekommen.<br />
EMPFEHLUNGEN GIBT ES VIELE<br />
Nach der Verkostung von rund 600 Jungweinen,<br />
die allesamt noch länger in den Fässern<br />
reifen werden, bevor sie tatsächlich auf<br />
die Flasche kommen, blicken die Weinfreunde<br />
zunächst auf alle jene Namen, denen die<br />
höchsten Bewertungspunkte zuteilgeworden<br />
sind. Sechs Mal wurde in diesem Jahrgang<br />
die Höchstbewertung von 100 Punkten<br />
gegeben. Daneben gab es eine Vielzahl an<br />
echten Empfehlungen, und oft ist es durchaus<br />
sinnvoll, auch über den Kauf von »kleineren«<br />
Namen nachzudenken. Sie bieten<br />
den Vorteil, dass man hier nicht zwangsläufig<br />
jahrelang warten muss, bis man die ersten<br />
Flaschen öffnen kann; zudem kann man<br />
auch bürgerliche Gewächse aus einem tollen<br />
Jahr wie 2018 problemlos über Jahre, wenn<br />
nicht Jahrzehnte lagern.<br />
Die Crus Bourgeois liegen im Durchschnitt<br />
bei einem Preis von 20 bis 30 Euro.<br />
Wenn man subskribiert, dann sollte man<br />
am besten Magnums kaufen. Diese wird<br />
man im regulären Handel später nicht so<br />
leicht auftreiben können und sie sind auch<br />
im Hinblick auf eine längere Reifung von<br />
Vorteil. Von den bürgerlichen und nicht<br />
klassifizierten Gewächsen aus dem Médoc<br />
am linken Ufer möchten wir ihnen einige<br />
Blue Chips ans Herz legen. Zunächst jene<br />
drei Weine, die sich mit einer Bewertung<br />
von 94 Punkten besonders eindringlich<br />
empfehlen: Château Labégorce aus Margaux,<br />
Château Pibran aus Pauillac, gemacht<br />
vom Team von Château Pichon-Baron,<br />
und den Dauerbrenner Château Sociando-<br />
Mallet aus St.-Estèphe. Nicht weniger als<br />
18 bürgerliche Gewächse wurden mit einer<br />
Bewertung von 93 Punkten ausgezeichnet:<br />
eine Anzahl, die unschwer erkennen lässt,<br />
dass man dieses Segment in diesem Jahrgang<br />
auf gar keinen Fall vernachlässigen<br />
sollte. In dieser Gruppe findet man Klassiker<br />
wie die Châteaux Charmail, Clarke,<br />
Phélan-Ségur, Poujeaux, Potensac, Les<br />
Ormes de Pez, Siran, Tronquoy-Lalande,<br />
Lalande-Borie oder Tour Haut-Caussan,<br />
aber auch noch weniger bekannte und meist<br />
noch preiswertere Namen wie Le Boscq,<br />
Branas Grand Poujeaux, Lestruelle, Poitevin,<br />
Tour-Prignac, La Roque de By und ganz<br />
besonders Preuillac. Es lohnt sich also dieses<br />
Jahr sicher, die <strong>Falstaff</strong>-Datenbank, in<br />
der alle En-primeur-Wertungen online zur<br />
Verfügung stehen, genau zu studieren.<br />
<<br />
Fotos: Alexandra Lebon, beigestellt<br />
20 falstaff jun <strong>2019</strong>