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Ausgabe 199

Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs Mal jährlich mit bis zu 145 Seiten Österreich. Downloads in vier verschiedenen pdf-Varianten auf http://oesterreichjournal.at/

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>199</strong> / 22. 06. 2021<br />

Sie sind Hunderte von Lichtjahren entfernt.<br />

Sterne, die – ähnlich unserer Son -<br />

ne – Materie ins All hinausschleudern. Könn -<br />

ten diese Eruptionen eine Gefahr für ferne<br />

Planeten sein, die diese Sterne umkreisen?<br />

Um das herauszufinden, hat ein Team rund<br />

um Astrid Veronig, Astrophysikerin an der<br />

Universität Graz, eine neue Methode entwickelt.<br />

Sie konnten, wie im renommierten<br />

Fachjournal „Nature Astronomy“ nachzulesen<br />

ist, 21 koronale Massenauswürfe auf Ster -<br />

nen nachweisen und deren Stärke bestimmen.<br />

Unsere Sonne ist die Quelle von energiereichen<br />

Ausbrüchen, bei denen Plasma samt<br />

eingebettetem Magnetfeld ins All geworfen<br />

wird. Diese koronalen Massenauswürfe sind<br />

unterschiedlich stark und bewegen sich mit<br />

Geschwindigkeiten von Millionen Kilometern<br />

pro Stunde durch unser Sonnensystem.<br />

Die stärksten Ausbrüche können sogar<br />

Stromausfälle auf der Erde auslösen und<br />

elektronische Systeme auf Satelliten lahmlegen.<br />

Sie sind aber auch für die spektakulären<br />

Polarlichter verantwortlich. „Verfolgt werden<br />

die Auswürfe mit Hilfe von Koronographen,<br />

die das starke direkte Sonnenlicht ausblenden<br />

und so eine Art künstliche Sonnenfinster -<br />

nis erzeugen“, schildert Astrid Veronig, die<br />

dafür satellitengestützte Teleskope nutzt und<br />

mit den Weltraumorganisationen ESA und<br />

NASA zusammenarbeitet.<br />

Verdunkelungen im Strahlenkranz<br />

Während die Sonne gut im Blick der Wissenschaft<br />

ist, gibt es bisher auf Sternen nur<br />

spärliche Beobachtungshinweise für koronale<br />

Massenauswürfe. Veronig: „Für koronographische<br />

Messungen wie bei der Sonne ist<br />

die räumliche Auflösung zu gering und die<br />

Strahlung der Auswürfe zu schwach.“ Daher<br />

haben die ForscherInnen den Spieß umgedreht<br />

und die Sonne wie einen Stern betrachtet,<br />

um eine neuartige Methode des Nachwei -<br />

ses zu entwickeln. „Wir beobachten die Son -<br />

ne im Licht der ultravioletten und Röntgenstrahlung,<br />

wo die Millionen Grad heiße Ko -<br />

rona am meisten Strahlung aussendet“, er -<br />

klärt die Astrophysikerin. „Wenn es zu Massenauswürfen<br />

kommt, also riesige Plasmawolken<br />

aus der Korona hinausgeschleudert<br />

werden, so bleiben in diesem Strahlenkranz<br />

Wissenschaft & Technik<br />

Ferne Sterne<br />

AstrophysikerInnen der Universität Graz weisen koronale<br />

Massenauswürfe auf benachbarten Sonnen nach<br />

Foto: NASA SDO / AIA<br />

Massenauswurf auf der Sonne: Aufnahme des Atmospheric Imaging Assembly (AIA) an Bord<br />

des Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA.<br />

Verdunkelungen zurück, die wir nachweisen<br />

können.“<br />

Diese Erkenntnisse und Methodik konnten<br />

die WissenschafterInnen nun erfolgreich<br />

für andere Sterne anwenden. Es zeigte sich,<br />

daß dort ebenfalls solche plötzlichen Verdunkelungen<br />

in Röntgenlichtkurven zu finden<br />

sind. „Daraus schließen wir“, bestätigt<br />

Petra Odert, Forscherin am Institut für Physik<br />

der Uni Graz und Co-Autorin der Studie,<br />

„daß es dort ebenso koronale Massenauswürfe<br />

gibt“. Auf diese Weise haben die WissenschafterInnen<br />

insgesamt 21 koronale Mas -<br />

senauswürfe auf anderen Sternen entdeckt.<br />

Dabei können beträchtliche Teile der Korona<br />

ausgestoßen werden. Odert: „Diese energiereichen<br />

Plasmawolken sind eine Bedrohung<br />

für Exoplaneten, die den Stern umkreisen, da<br />

sie deren Atmosphären vollständig erodieren<br />

können.“ Wie so oft kommt es aber auf die<br />

Do sis an. Zugleich könnte eine geringere In -<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />

123<br />

tensität ebenso lebenswerte Bedingungen<br />

wie in unserem Planetensystem ermögli -<br />

chen.<br />

Diese Forschungen, unterstützt vom<br />

österreichischen Weltraumprogramm der<br />

FFG und Wissenschaftsfonds FWF, wurden<br />

im Journal „Nature Astronomy“ veröffentlicht.<br />

Univ.-Prof. Astrid Veronig ist Inhaberin<br />

des Lehrstuhls für „Sonnen- und Heliosphärenphysik“<br />

am Institut für Physik der Universität<br />

Graz und Leiterin des Observatoriums<br />

Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung.<br />

Ihre Forschungsinteressen sind<br />

die Physik von Sonneneruptionen, koronalen<br />

Massenauswürfen und deren Auswirkungen<br />

auf das Weltraumwetter der Erde sowie die<br />

magnetische Struktur von koronalen Lö chern<br />

und deren Beziehung zu Hochgeschwindigkeits-Sonnenwindströmen.<br />

n<br />

https://www.uni-graz.at/

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