Ausgabe 199
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs Mal jährlich mit bis zu 145 Seiten Österreich. Downloads in vier verschiedenen pdf-Varianten auf http://oesterreichjournal.at/
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© Österreichische Nationalbibliothek<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>199</strong> / 22. 06. 2021<br />
Kultur<br />
132<br />
schen Bearbeitung und Konservierung wertvoller<br />
Objekte.<br />
Die wichtigste Wasserstraße<br />
der Habsburger<br />
Jahrhundertelang war der Wasserweg die<br />
beste und günstigste Transportmöglichkeit.<br />
Lange vor der Erfindung von LKW, Eisenbahn<br />
und Flugzeug wurden Salz, Holz, Erz,<br />
Wein, Getreide und Vieh, aber auch Soldaten<br />
und Auswanderer über Flüsse an ihr Ziel ge -<br />
bracht. Eine Fahrt von Regensburg nach Wien<br />
dauerte damals mindestens eine Wo che – in<br />
Gegenrichtung entsprechend länger. Johann<br />
Nepomuk Hoechles Bild „Schiffzug“ aus<br />
dem Jahr 1825 zeigt in der Ausstellung sehr<br />
eindrücklich, wie aufwendig solche Fahr ten<br />
waren. Gute Schiffe überstanden dabei mehrere<br />
Fahrten, viele wurden aber nach einer einzigen<br />
Fahrt stromabwärts zu Brennholz zerlegt,<br />
denn aufwärts mußten sie gezogen (ge-<br />
treidelt) werden.<br />
Doch die Donau als Wasserstraße sollte<br />
sich bald gravierend ändern: 1829 erfolgte die<br />
Gründung der Ersten k. k. privilegierten Do -<br />
nau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft (DDSG),<br />
die ab 1830 den Linienverkehr aufnahm. In<br />
diesem Jahr legte ein Dampfer die Strecke<br />
Wien – Budapest erstmals in etwas mehr als<br />
14 Stunden (retour über 48 Stunden) zurück.<br />
Die DDSG expandierte enorm, besaß eigene<br />
Werften in Budapest und Korneuburg sowie<br />
Bergwerke in Pécs zur Kohlegewinnung für<br />
die Dampfmaschinen. 1880 war die DDSG<br />
schließlich die größte Binnenreederei der<br />
Welt, die Flotte bestand aus über 200 Dampfschiffen<br />
und etwa 1.000 Lastkähnen. Historische<br />
Reiseführer und Reiseberichte stehen<br />
in der Ausstellung für die große touristische<br />
Bedeutung des Flusses, die mit dieser Revolution<br />
der Fortbewegung einherging, ein SW-<br />
Foto von Lothar Rübelt mit einem „Amateurfotografen<br />
in Kritzendorf“ zeigt die Do -<br />
nau als privaten Naherholungsraum.<br />
Grenze und Kriegsschauplatz<br />
Die Donau hatte aber nicht nur als Verkehrsweg<br />
große Bedeutung, sondern auch als<br />
Grenze: Die Auseinandersetzungen um Ter -<br />
ritorien und Vormachtstellungen, der wechselnde<br />
Einfluß von Großmächten wie dem<br />
Osmanischen Reich, der Habsburgermonarchie<br />
oder Rußland bestimmten jahrhundertelang<br />
die Geschichte des Donauraumes. Erstmals<br />
öffentlich zu sehen ist in der Ausstellung<br />
die prachtvolle Handschrift des kaiserlichen<br />
Kriegs-Kommissars Heinrich Ottendorf,<br />
der Leopold I. diese „Reisebeschreibung“<br />
von Ofen (Budapest) nach Belgrad<br />
wid mete. 1665 befand sich dieses Ge biet un -<br />
ter osmanischer Oberhoheit und die genauen<br />
Angaben zu den Palanken (kleine Befestigungen)<br />
entlang der Donau waren von strategischer<br />
Bedeutung für die Habsburger.<br />
Auf der Donau wurden zum Schutz und<br />
als Patrouille auch Kriegsschiffe (Tschaiken)<br />
eingesetzt. Die schmalen und flachen Boote<br />
konnten sowohl gerudert als auch gesegelt<br />
werden. Sie hatten eine Besatzung von etwa<br />
30 Mann und konnten im Kriegsfall mit<br />
Kanonen bestückt werden. Gebaut wurden<br />
sie in Klosterneuburg, Stützpunkte lagen u.<br />
a. an der Theißmündung. Ein Tschaikenbataillon<br />
war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
Teil der k. k. Donauflottille.<br />
„Prospekt der Stadt und Festung Belgrad vom Semlin aus anzusehen – Nach der<br />
Natur gezeichnet und gestochen vom Herrn Hauptman im Monat August 1789“<br />
»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at