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Ausgabe 199

Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs Mal jährlich mit bis zu 145 Seiten Österreich. Downloads in vier verschiedenen pdf-Varianten auf http://oesterreichjournal.at/

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>199</strong> / 22. 06. 2021<br />

Kultur<br />

133<br />

Österreichische Nationalbibliothek / Foto: Virgil Widrich, 2021<br />

Die Pasetti-Karte bildet die Donau von Passau bis zum Eisernen Tor in einem Maßstab 1:28.800 ab. Dadurch ergibt sich eine Gesamtlänge<br />

von 36 Metern. Die im Prunksaal gezeigte Reproduktion kommt durch zahlreiche ergänzende Illustrationen auf eine Länge von 44 Metern.<br />

Ein einmaliger Sehnsuchtsraum<br />

Neben der wirtschaftlichen und militärischen<br />

Bedeutung war die Donau aber immer<br />

auch ein Sehnsuchtsraum, ein Ort „jenseits<br />

der Geschichte“, ein Schauplatz von Sagen,<br />

Gedichten und Erzählungen. Reiseberichte<br />

erzählten von den unterschiedlichen Kulturen<br />

und vielfältigsten Sehenswürdigkeiten entlang<br />

des Flusses, illustrierte Werke mit au then ti -<br />

schen Ansichten von Orten und Landschaften<br />

erreichten ein breites europäisches Publikum.<br />

Der „Kulturraum Donau“ wird im<br />

Prunksaal durch bemerkenswerte Aquarelle<br />

Jakob Alts illustriert: Seine insgesamt 55<br />

Ansichten der Donau von Engelhartszell bis<br />

Wien zählen zum „Memory of Austria“ der<br />

UNESCO; jeweils zwei dieser Kunstwerke<br />

sind im Original ausgestellt, aus konservatorischen<br />

Gründen werden sie regelmäßig ausgetauscht.<br />

Ein besonderes literarisches Zeugnis für<br />

die Magie der Donau ist Ingeborg Bachmanns<br />

„Malina“: In diesem Roman schafft<br />

das Märchen der Prinzessin von Kagran einen<br />

zeitlosen mythischen Raum ohne Grenzen,<br />

die urtümliche wilde Donau und die Donau-<br />

Auen, in die die Prinzessin entführt worden<br />

ist, bilden dafür den Imaginationsraum. Im<br />

„Donauweibchen“ von H. C. Artmann und<br />

Gerhard Rühm kommt Elfi, die Tochter des<br />

Wassermanns Danubius, über die Wasserleitung<br />

nach Wien und bezirzt die Halbstarken<br />

in einer Bar. Sie will ein Mensch mit Seele<br />

werden, was aber nicht gelingt, weil ihr Burli<br />

untreu ist. Andreas Okopenko lädt in seinem<br />

experimentellen „Lexikonroman“ die LeserInnen<br />

dazu ein, sich aus den alphabetisch<br />

geordneten Impressionen und Textbausteinen<br />

zu einer Donau-Schiffsreise von Wien in<br />

die Wachau selbst eine Geschichte zu ba -<br />

steln. Ebenfalls ausgestellt ist ein Gegenstand<br />

heftiger Diskussionen: Das Typoskript<br />

zu Peter Handkes <strong>199</strong>5 erschienenem Buch<br />

„Eine winterliche Reise zu den Flüssen Do -<br />

nau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit<br />

für Serbien“.<br />

Unumstritten ist hingegen die heimliche<br />

Landeshymne Wiens: Der 1867 uraufgeführte<br />

Walzer „An der schönen blauen Donau“<br />

von Johann Strauß (Sohn) ist im Erstdruck<br />

zu sehen, dieser liegt neben dem Manuskript<br />

der unvollendet gebliebenen symphonischen<br />

Dichtung „Donau“ von Richard Strauss aus<br />

dem Jahr 1941.<br />

Die Donau-Regulierung<br />

Ursprünglich war die Donau ein gefährliches<br />

Gewässer: Zahlreiche Felsen und Strom -<br />

schnellen waren Hindernisse für die Schifffahrt,<br />

mehrmals jährlich wiederkehrende,<br />

teils katastrophale Überschwemmungen und<br />

Eisstöße prägten das Leben am Strom. Be -<br />

reits 1715 gab es daher erste Überlegungen<br />

für eine umfassende Regulierung der Donau,<br />

um Siedlungen und Bauernhöfe im Einzugsgebiet<br />

zu schützen. Konkret wurden die Plä -<br />

ne aber aus einem anderen Grund: Das Habs -<br />

burgerreich wollte einen seiner wichtigsten<br />

Verkehrswege absichern und erschließen. Vor<br />

allem die rasch anwachsende Hauptstadt Wien<br />

wurde hauptsächlich über den Wasserweg<br />

mit Nahrungsmitteln und Gütern versorgt.<br />

Aufgrund finanzieller Engpässe war an eine<br />

durchgehende Regulierung der Donau je -<br />

doch vorerst nicht zu denken.<br />

Vor über 150 Jahren, genau am 14. Mai<br />

1870, erfolgte dann der Spatenstich für die<br />

Regulierung der Donau im Raum Wien.<br />

Nach katastrophalen Überschwemmungen in<br />

den Jahren 1830, 1849, 1850 und 1862 wa -<br />

ren Kommissionen zur Erarbeitung eines<br />

Regulierungsprojektes eingesetzt worden. Der<br />

erfolgreiche Bau des Suezkanals trug zur<br />

Durchsetzung einer „radikalen“ Lösung bei –<br />

der Schaffung eines neuen begradigten Flußbettes.<br />

1869 entwarf Jakob Alts Sohn Rudolf<br />

eine künstlerische Vision dieser regulierten<br />

Donau: Das großformatige Aquarell zeigt<br />

mo numentale Bauten entlang des Wiener<br />

Ufers, die nie verwirklicht wurden. 1873 wur -<br />

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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