Untitled - VDSt zu Bremen
Untitled - VDSt zu Bremen
Untitled - VDSt zu Bremen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Verein Deutscher Studenten<br />
Leipzig<br />
(gegründet am 10. Februar 1881)<br />
an der Universität Leipzig<br />
(gegründet am 9. September 1409)<br />
Die um 1880 entstehende politische Bewegung, die sich gegen einen übersteigerten Liberalismus wie gegen<br />
politische Interesselosigkeit wandte, fand in der Studentenschaft Widerhall und führte <strong>zu</strong>r Gründung des<br />
<strong>VDSt</strong>. In Leipzig entstand er nach einem großen Reichskommers am 10. Februar 1881. Die Gründer<br />
setzten als Zweck, ” unter den deutschen Studenten <strong>zu</strong> Leipzig deutsch-nationale Gesinnung <strong>zu</strong> pflegen“.<br />
Dem Verein gehörten im 1. Semester 116 Mitglieder an. Vorsitzender war stud. phil. Diederich Hahn,<br />
der <strong>zu</strong>m 1. Kyffhäuserfest aufrief; er leitete es, schritt dem Fest<strong>zu</strong>g voran und hielt die Festansprache,<br />
wobei er die heutige Verbandsfahne in der Hand hielt (in Verwahrung beim <strong>VDSt</strong> Berlin-Leipzig und<br />
Charlottenburg).<br />
Obgleich die politische Bewegung jener Zeit stark von antisemitischen Tendenzen durchsetzt war, hat sich<br />
der <strong>VDSt</strong> nie mit ihnen identifiziert. Freilich beschränkte er die Mitgliedschaft auf Zugehörigkeit <strong>zu</strong>m<br />
deutschen Volk. Er suchte seine Mitglieder auf Vortrags- und Diskussionsabenden mit nationalen, wirtschaftlichen<br />
und sozialen Angelegenheiten vertraut <strong>zu</strong> machen. Unter seinen zahlreichen Jahresberichten<br />
wird kein Vortragsthema genannt, das sich mit dem Judentum befaßte. Es herrschte von Anbeginn eine<br />
undogmatische Freiheit hinsichtlich dessen, was für das nationale Leben zweckmäßig erschien.<br />
Diese Freiheit wurde bewahrt, als der <strong>VDSt</strong> <strong>zu</strong>r Korporation wurde. Schon 1891 wandte er sich gegen<br />
aus dem Wahlspruch abgeleitete Dogmatisierungstendenzen, als er der VT einen Antrag vorlegte, in dem<br />
es u. a., heißt: ” Wir sind weit davon entfernt, in der Monarchie als solcher eine unantastbare Einrichtung<br />
<strong>zu</strong> sehen. Ein legitimer Royalismus ist mit den nationalen Bestrebungen des <strong>VDSt</strong> unvereinbar.“<br />
Diese Auffassung, die von der VT gebilligt wurde, ermöglichte die Verbindung mit den Österreichern und<br />
den Auslandsdeutschen. Aus ihr leitete sich auch die Stellung des <strong>VDSt</strong> Leipzig <strong>zu</strong> Bismarck ab, die besonders<br />
gepflegt wurde. Als Stimmen aufkamen, Gegner des Christentums aus dem <strong>VDSt</strong> aus<strong>zu</strong>schließen,<br />
wandte sich theol. Max Maurenbrecher dagegen. Die VT hat 1895 diesen Standpunkt anerkannt. Aus<br />
ähnlichen Gründen wandten sich Leipziger Alte Herren 1901 gegen die Bindung der Bundesbrüder an eine<br />
unbedingte Satisfaktion. Sie befürchteten, daß der <strong>VDSt</strong> von seinen eigentlichen Zielen abgelenkt und<br />
vielen der Eintritt verleidet würde. Sie sahen die alten Grundsätze des <strong>VDSt</strong> ” Deutschtum, Monarchie<br />
und Christentum“ durch die Einführung eines neuen Prinzips verdrängt.<br />
Die besondere Stellung des <strong>VDSt</strong> Lips trat im Streit um Friedrich Naumann <strong>zu</strong>tage. Er war einer der<br />
Begründer des <strong>VDSt</strong> Leipzig und hatte sich besonders mit sozialen Fragen beschäftigt. Er stand an der<br />
Spitze der national-sozialen Partei. Als er diese auflöste und in Wahlversammlungen sich für den Freisinn<br />
und die Sozialdemokratie, aber gegen das Zentrum einsetzte, wandten sich konservative Bundesbrüder<br />
gegen ihn. Es entstand im Verband die Frage, ob ein Mitglied in seiner politischen Handlungsweise an bestimmte<br />
Vorschriften des Verbandes gebunden sei oder ob die Taktik seiner politischen Tätigkeit seinem<br />
eigenen Gewissen überlassen bleiben solle. Nach leidenschaftlichem Ringen wurde die Meinungsverschiedenheit<br />
auf einer ao. VT 1907 formal beigelegt, nachdem Naumann schon 1906 freiwillig ausgetreten war.<br />
Die Leipziger Alten Herren haben ihm weiter die Treue gehalten. Dieser Einsatz für soziale Angelegenheiten<br />
veranlaßte sie auch, sich nach dem Ersten Weltkrieg gegen die von der Leipziger Aktivitas einseitig<br />
gepflegte Grenzlandarbeit <strong>zu</strong> wenden.<br />
Aber bald rückten andere politische Probleme in den Vordergrund, als einige Alte Herren versuchten, nationale<br />
Belange in ” linken“ Parteien <strong>zu</strong> vertreten. Das erregte den Widerspruch anderer rechts stehender<br />
Bundesbrüder, die ihr Ausscheiden verlangten, weil ihr Verhalten angeblich nicht mit den Prinzipien des<br />
<strong>VDSt</strong> vereinbar sei. Der <strong>VDSt</strong> Leipzig lehnte es jedoch ab, Alten Herren wegen ihrer politischen Haltung<br />
Vorschriften <strong>zu</strong> machen oder ihr Ausscheiden <strong>zu</strong> betreiben. Es kam <strong>zu</strong> heftigen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen,<br />
jedoch wurde die Freiheit für den einzelnen gewahrt. Erst als sich mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus<br />
die Dinge weiter <strong>zu</strong>spitzten, sind zahlreiche Alte Herren ausgeschieden. Entweder stand ihnen<br />
der Verband <strong>zu</strong> weit rechts oder <strong>zu</strong> weit links. Im Jahre 1934 ging der <strong>VDSt</strong> im NS-Studentenbund unter.<br />
Der Atherrenbund blieb erhalten und hat sich 1952 wieder neu konstituiert. Er ist heute dem <strong>VDSt</strong> Berlin-<br />
Leipzig-Charlottenburg angeschlossen.<br />
117