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Untitled - VDSt zu Bremen

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– die Turnerschaften und Sportgilden die Gedanken Jahns und Friesens, die Linie der körperlichen Ertüchtigung<br />

(neben Turnerschaften heute noch ATB)<br />

– die konfessionell gebundenen Studentenverbindungen die Bindung an ihre Kirche, die konfessionellchristliche<br />

Linie (CV, KV, UV, im RKDE die kath. Burschenschaften, ev. Theologenvereine)<br />

– die religiösen oder ethisch orientierten Korporationen die Bindung an den christlichen Glauben, die<br />

interkonfessionell-christliche Linie (Wingolf, SB, z. T. auch die V<strong>VDSt</strong>)<br />

– die Fachgilden die Betonung des Studiums, die wissenschaftliche Linie (heute: Deutscher Wissenschaftler-Verband)<br />

Die meist aus vorangegangenen Kartellfreundschaften sich bildenden größeren Verbände sind: 1844 der<br />

Wingolf-Bund (WB); 1848 der Kösener-Senioren-Convents-Verband (KSCV) der Corps an Universitäten;<br />

1853 der Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas (UV); 1856 der Cartell-<br />

Verband der Katholischen Deutschen Studenten-Verbindungen (CV); 1863 der Weinheimer-Senioren-<br />

Convent der Corps an Technischen Hochschulen (WSC); 1863 der Kartell-Verband der Katholischen<br />

Studentenvereine Deutschlands (KV); 1867 die Deutsche Landsmannschaft (DL – heute im CC); 1867<br />

der Sondershäuser-Verband Deutscher Sängerverbindungen (SV); 1872 der Vertreter-Convent der Turnerschaften;<br />

1874 die Deutsche Burschenschaft (DB); 1881 der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher<br />

Studenten (KV<strong>VDSt</strong> – heute V<strong>VDSt</strong>); 1883 der Akademische Turnbund (ATB); 1896 die Deutsche<br />

Sängerschaft (DS); in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Großdeutsche Gildenschaft; 1927 der<br />

Wernigeroder Jagdkorporationen Senioren-Convent (WJSC).<br />

Eines bleibt den Korporationen trotz ideologischer Eigenentwicklungen und gewisser Auseinanderentwicklungen<br />

ethischer Grundsätze als wesentliche Grundlage gemeinsam: der Idealismus und das ganze<br />

Sittengesetz des ” Brüderhauses“ im weitesten Sinne des Wortes. Damit gerieten sie fast alle durchweg in<br />

eine Gegnerschaft <strong>zu</strong>m aufkommenden kollektivischen Zeitgeist des 20. Jahrhunderts. Dieser, konzentriert<br />

teils in rationalistischem Zweckdenken, teils in politischem Klassenhaß, rennt in Schrift, Wort und Bild<br />

an gegen die ” sinnlosen überalterten Formen“, ruft mit der ganzen Macht seiner Propheten und Jünger<br />

gegen die ” Exklusivität der Verbindungen“ auf und ist dabei besessen von der ganzen fanatischen Unduldsamkeit<br />

parteipolitischer und intellektueller Engstirnigkeit. Fehler, die gemacht sind, werden bewußt<br />

vergröbert, bewußt wird auch alles in den langsam sprichwörtlich werdenden Einheitstopf ” reaktionärer<br />

Korpsstudent“ <strong>zu</strong>sammengeworfen, und keiner der Angreifer hat auch nur im entferntesten die Loyalität,<br />

den allen Korporationen einschließlich der Corps gemeinsamen unbestreitbaren Werten Gerechtigkeit widerfahren<br />

<strong>zu</strong> lassen. Die krasse Einstellung solcher Kreise gegen die studentischen Gemeinschaften rührt<br />

teils aus dem Intellektuellen, teils aus dem Politischen, teils aus dem Soziologischen her. Diese Lage mit<br />

ihren Folgeerscheinungen bis in die Zeit von heute hinein verpflichtet die Korporationen – und damit in<br />

erster Linie deren ” Alte Herren“ als Traditionsmuster – <strong>zu</strong> einer ernsten Überprüfung der Mittel, die <strong>zu</strong>r<br />

Verwirklichung ihrer Grundsätze dienen sollen.<br />

Von Beginn an zieht sich wie ein roter Faden und unberührt von säkularen Wandlungen der Wunsch<br />

aller Studentenverbindungen nach einem Lebensideal hoher Moral und Ethik durch die Jahrhunderte<br />

hindurch. Die Ideen konzentrieren sich im 18. Jahrhundert – aber nicht nur damals – auf den Kantschen<br />

Imperativ, im 19. Jahrhundert in den Wahlspruchworten der größeren Verbände: Ehre, Freiheit, Vaterland,<br />

Gott, Recht, Einigkeit, Religion, Freundschaft, Wissenschaft. Hier spricht nicht vorherrschend der<br />

Verstand, sondern vorherrschend das Gefühl, nicht das Wissen, sondern das Gewissen als die im menschlichen<br />

Leben ausschlaggebenden Faktoren – sicher ein Erbe der Romantik, wodurch die Wissenschaft<br />

freilich nie vernachlässigt wurde. Deshalb wird auch immer ein irrationales Band der Freundschaft und<br />

Verbundenheit die Verbindungen <strong>zu</strong>sammenhalten !<br />

Freilich kommt es durch die Zersplitterung der Korporationen <strong>zu</strong> unschönen Begleiterscheinungen. Die<br />

Abkapselung der Korporationen untereinander wird in Selbstüberschät<strong>zu</strong>ng der eigenen Bedeutung so<br />

weit getrieben, daß ganze Verbände mit tierischem Ernst sich gegenseitig in Verruf“ stecken, sich gegen-<br />

”<br />

seitig – oder auch einseitig einer den anderen – nicht für satisfaktions- und gesellschaftsfähig erklären. Die<br />

” Verrufe“ werden <strong>zu</strong> unüberbrückbaren Gegensätzen“ gestempelt, die jahrzehntelang höchst unerfreuliche<br />

”<br />

Kämpfe hervorrufen, die wiederum neue Angriffsflächen bieten. Das Gefühl der Freundschaft, wie es – unbeschadet<br />

mancher Fehden – die alten Landsmannschaften und dann die Urburschenschaft erfüllt hat,<br />

geht weitgehend verloren. Die Freiheit legt jeder aus, wie er meint. Die Folge ist an vielen Hochschulen<br />

eine Korporationspolitik künstlich erhaltener Feindschaften bis <strong>zu</strong>m Knüppelkomment“. Die Frage der<br />

”<br />

Satisfaktion oder der Satisfaktionsfähigkeit wird <strong>zu</strong>m Brennpunkt der Scheidung der Geister. Es entsteht<br />

das böse Wort Exklusivität“. Erst als Kaiser Wilhelm II. (selbst Mitglied des Corps Borussia Bonn)<br />

”<br />

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