Untitled - VDSt zu Bremen
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5. Andere Hochschulen<br />
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand eine Reihe weiterer Hochschularten neben den Universitäten.<br />
Eine beträchtliche Anzahl höherer Lehranstalten für verschiedene Fächer wurde gegründet, so<br />
die Bergakademien Freiberg (1765), Clausthal (1775), Leoben (1849), Berlin (1860), die Forstakademien<br />
Eberswalde (1770), Tharandt (1812), Aschaffenburg (1819), Eisenach (1830), Hann.Münden (1868), die<br />
Tierarzneischulen Wien (1767), Hannover (1780), Dresden (1780), Berlin (1790), München (1790), Stuttgart<br />
(1821), Gießen (1829), die Landwirtschaftlichen Schulen Weihenstephan (1804), Hohenheim (1818),<br />
Bonn (1847), Wien (1872) und Berlin (1880).<br />
Ferner gingen aus Mittelschulen, Instituten oder Akademien auf Realschul- und technischer Grundlage,<br />
aus Ingenieur- oder (in Österreich und Frankreich) Genie- und Festungsschulen, aus Handwerker-, Bauund<br />
Gewerbeschulen oder -akademien und aus architektonischen Zeichenschulen allmählich die Technischen<br />
Hochschulen hervor. Sie bezogen anfänglich eine Position zwischen Schule und Universität. Unter<br />
dem Einfluß der 1795 in Paris gegründeten Ecole Polytechnique entwickelten sie sich <strong>zu</strong> Polytechnischen<br />
Schulen oder Polytechniken (um 1850 bis 1870), erwarben damit schon akademischen Charakter und in<br />
gewissem Sinne Hochschulrang. In der Bundesrepublik Deutschland arbeiten Technische Hochschulen und<br />
Universitäten seit 1949 in der Rektorenkonferenz <strong>zu</strong>sammen, doch ist die völlige Gleichstellung der beiden<br />
Hochschultypen erst in unseren Tagen vollzogen worden; sie äußert sich in der Bezeichnung ” Technische<br />
Universität“. In Österreich sind die Technischen Hochschulen in Wien und Graz und die Montanistische<br />
in Leoben seit 1904 den Universitäten gesetzlich völlig gleichgestellt, die Hochschule für Bodenkultur<br />
folgte 1906, die Tierärztliche 1909 und 1930 die Hochschule für Welthandel (alle in Wien).<br />
Im Zuge einer Entwicklung, die unsere Hochschulen immer mehr <strong>zu</strong> Ausbildungsstätten für besondere<br />
Berufe macht, zeichnet sich wegen des starken Bedarfs an ausgebildeten Akademikern heute eine Überfüllung<br />
nahe<strong>zu</strong> aller Fakultäten ab. Daraus ergibt sich nun die Notwendigkeit gewaltiger Vergrößerungen<br />
der einzelnen Institute und damit der Hochschulen, aber auch von Neugründungen und Ausdehnung des<br />
Hochschulcharakters auf weitere Gebiete von Wissenschaft, Technik und Kultur. Wir befinden uns also<br />
inmitten einer Welle mächtiger akademischer Expansion, die einerseits die Wissenschaft schneller voranschreiten<br />
und in größere Lebensbereiche eindringen läßt, andererseits aber den zahlenmäßigen Anteil der<br />
Akademikerschaft in unserem Volk stark vergrößert.<br />
Wollen wir hoffen, daß das Bewußtsein, <strong>zu</strong> jenen Berufen ausersehen <strong>zu</strong> sein, die das größte Maß an<br />
Können, Wissen und Verantwortung erfordern, die Haltung des Akademikers der Zukunft um so nachhaltiger<br />
beeinflussen wird, je tiefer und breiter er auf das gesellschaftliche Leben unseres Volkes einwirkt.<br />
Diese Haltung wird freilich frei von jedem Standesdünkel auf seinen eigentlichen Auftrag ausgerichtet<br />
sein müssen: im Rahmen seiner sozialen und nationalen Aufgaben in Beruf und öffentlichem Auftreten<br />
der Menschheit <strong>zu</strong> dienen.<br />
Literatur siehe S. 29 - 32.<br />
B. Korporationsgeschichte<br />
Studentenvereinigungen sind so alt wie die Hohen Schulen selbst und mit ihnen auf das engste verwachsen.<br />
Der natürliche Trieb <strong>zu</strong> Gedankenaustausch aus Interessengleichklang, <strong>zu</strong> gemeinsamer Betätigung<br />
in Sitte und Art, <strong>zu</strong> Geselligkeit und Frohsinn, sowie schließlich auch <strong>zu</strong>r Abwehr von Unbill läßt Studenten<br />
sich <strong>zu</strong>sammenschließen wie andere Menschen auch. Diese Gemeinschaften passen ihre inneren wie<br />
äußeren Formen der Entwicklung der Zeit an. Dabei ergibt sich von selbst eine traditionelle Kontinuität<br />
der Form, weil die Form Ausdruck der Elemente ist, von denen die Gemeinschaft erfüllt wird. Seit dem<br />
Bestehen studentischer Vereinigungen ist ihnen allen ein Fundament von Grundsätzen gemeinsam, das<br />
aus der mündlichen Überlieferung gegeben oder in Konstitutionen niedergelegt ist: über das Verhältnis<br />
<strong>zu</strong> Gott und der menschlichen Gesellschaft, über die Menschenwürde und über die Brüderlichkeit, über<br />
die innere Ordnung und über das Studium.<br />
Aus den ” universitates“ über die ” nationes“ und ” Bursen“ 1) als organisatorische Bestandteile der abendländischen<br />
Hohen Schulen des 12. bis 15. Jahrhunderts hervorgegangen, ist vom 15. bis <strong>zu</strong>r Mitte des<br />
1) Die Bursen waren Wohn-, Lern- und Lehrgemeinschaften, ihre Bewohner waren dann die Burschen ! – Fux kommt<br />
von dem lat. faex = Abschaum, Hefe, womit die rechtlose Stellung aller Studenten in den ersten beiden Semestern<br />
gekennzeichnet wurde. Das heutige Fuxenwesen als Probezeit in einer Korporation entstand nach 1815 bei den Landsmannschaften<br />
= Corps die die Ziele der Burschenschaft ablehnten.<br />
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