Untitled - VDSt zu Bremen
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<strong>zu</strong>letzt deshalb wurden die V<strong>VDSt</strong> bald hochgeachtete Korporationen. – Große Berühmtheit erlangten<br />
überall die glanzvollen Kommerse der V<strong>VDSt</strong> aus Anlaß nationaler Feiertage, wie etwa des 18. Januar,<br />
des Tages der Kaiserproklamation (Reichsgründungstag). Zu zweien dieser Riesenkommerse – nämlich<br />
am 18. Januar 1884 und am 17. Januar 1887 – erschien an der Spitze zahlreicher führender Männer der<br />
Reichshauptstadt sogar der greise Schlachtenlenker und Philosoph, der Chef des Großen Generalstabes<br />
der Armee Generalfeldmarschall Helmuth v. Moltke; am 22. März 1887 holten die Chargierten des <strong>VDSt</strong><br />
<strong>zu</strong> Berlin den großen Feldherrn <strong>zu</strong>m allgemeinen studentischen Frühschoppen ein, als der 90. Geburtstag<br />
Kaiser Wilhelms I. gefeiert wurde.<br />
2.3 Die Akademischen Blätter<br />
Nachdem die Kyffhäuserzeitung, die 1881 gegründet worden war und dem Verband nur nahestand, nach<br />
wenigen Jahren eingegangen war, gründete man im Jahr 1886 auf Anregung des damaligen Vorortsvorsitzenden<br />
Rudolf Heinze, der später in der Weimarer Republik Vizekanzler und Reichsjustizminister werden<br />
sollte, in den Akademischen Blättern ein eigenes Verbandsorgan. Den Namen hatte der <strong>VDSt</strong> an der Albertina<br />
<strong>zu</strong> Königsberg in Preußen gegeben, und die erste Nummer erschien <strong>zu</strong>m 1. April 1886. Das ernste<br />
Ringen der einzelnen studentischen Generationen mit den geistigen und politischen Problemen ihrer Zeit<br />
hat in den Akademischen Blättern seinen deutlichen Niederschlag gefunden; sie bilden eine Fundgrube<br />
nicht nur für studentische Angelegenheiten, sondern auch für Fragen allgemeinpolitischer und -historischer<br />
Natur. Viele ihrer Schriftleiter, wie Paul Baecker (Schriftleiter 1897 bis 1907), der dann später<br />
von 1922 bis 1928 Vorsitzender des Reichsverbandes der deutschen Presse wurde, erreichten einen großen<br />
Bekanntheitsgrad als bedeutende Vertreter des deutschen Journalismus. Fragen von größerer Bedeutung<br />
für Verband und Allgemeinpolitik wurden von 1914 an als Sonderhefte unter dem Namen ” Deutsch-Akademische<br />
Schriften“ herausgegeben, von denen bis 1935 insgesamt 36 Hefte erschienen. Zur politischen<br />
Schulung der jungen <strong>VDSt</strong>er erschien 1888 ein Taschenbuch für die V<strong>VDSt</strong>, das bis 1910 noch vier weitere<br />
Auflagen erfuhr; von größter Bedeutung für die interne Schulungsarbeit war schließlich noch der<br />
von Karl Kormann, einem bedeutenden Staatsrechtler, herausgegebene theoretische Fuxengrundriß von<br />
1911. Schon vorher war 1906 und 1910 in zwei Auflagen eine umfangreiche Materialsammlung ” Deutsches<br />
Reich und Volk. Ein nationales Handbuch“ erschienen, das Alfred Geiser (AH Tübingen, Berlin, Bonn)<br />
herausgegeben hatte.<br />
2.4 Die Kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 – Die V<strong>VDSt</strong> im Zeichen des ” christlichen<br />
Sozialismus“<br />
Die Soziale Botschaft Kaiser Wilhelms I. vom 17. November 1881, die die soziale Gesetzgebung der<br />
nächsten Jahre einleitete, mußte in der studentischen Jugend des Kyffhäuser-Verbandes einen starken<br />
Widerhall finden. Mit dieser Kaiserlichen Botschaft wurde der Grundstein <strong>zu</strong>r deutschen Sozialpolitik<br />
gelegt, die vorbildlich für die ganze Welt wurde ! Während die Mehrheiten des liberalen Bürgertums und<br />
des Reichstages der angekündigten Sozialgesetzgebung eher ablehnend gegenüberstanden, wurden die<br />
<strong>VDSt</strong>er so nachhaltig von ihr beeinflußt, daß sie fünfzehn Jahre nach der Verkündigung der Kaiserlichen<br />
Botschaft die Kernsätze dieses Dokuments in einem Gedenkstein verewigen ließen, der in den Wirren<br />
unserer Zeit nach 1945 zerstört wurde.<br />
Der Hofprediger Adolf Stoecker, der damals mit seiner christlich-sozialen Bewegung den Versuch machte,<br />
die erstarrten parteipolitischen Fronten auf<strong>zu</strong>lockern, hat auf die jungen Bünde einen großen Einfluß ausgeübt.<br />
Vor allem aber wies das Wort des bekannten Berliner Nationalökonomen und Kathedersozialisten<br />
Adolph Wagner, der ebenso wie Stoecker und der große Historiker Heinrich v. Treitschke Ehrenmitglied<br />
des <strong>VDSt</strong> Berlin war, daß ” die friedliche Lösung der sozialen Frage das rechte Ziel des Vereins“ sei, den<br />
Bünden <strong>zu</strong>nächst den Weg ihrer Arbeit. Vorträge und Diskussionsabende kreisten um dieses Ziel der<br />
inneren Verbandsarbeit an erster Stelle; überhaupt wurden die Vereine Deutscher Studenten für ihr Vortragswesen<br />
berühmt, in dem besonders der Leipziger, aber auch der Berliner <strong>VDSt</strong> führend waren. Diese<br />
beiden Bünde lehnten damals zwar die immer stärker werdende korporative Ausprägung des Verbandes<br />
ab, leisteten aber im Vortragswesen und in der politischen Schulung ihrer Vereinsbrüder Vorbildliches,<br />
wobei Berlin eher dem Geist der Konservativen, Leipzig eher liberalen Vorstellungen folgte. Aus den<br />
anderen, kleineren Vereinen kamen jedes Semester zahlreiche <strong>VDSt</strong>er <strong>zu</strong>m Leipziger und Berliner Bruderbund<br />
– oft waren es über fünfzig in einem Semester –, wurden dort politisch geschult und geformt und<br />
wirkten dann in den übrigen Vereinen, <strong>zu</strong> denen sie <strong>zu</strong>rückkehrten, als Träger der theoretischen Arbeit.<br />
Die V<strong>VDSt</strong> <strong>zu</strong> Berlin und Leipzig hielten ihre Position bis <strong>zu</strong>r Auflösung im Jahr 1938. Von 1881 bis<br />
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