Untitled - VDSt zu Bremen
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II. Hochschul- und Korporationsgeschichte<br />
A. Zur Geschichte der Hochschulen<br />
1. Die Hohen Schulen der Antike<br />
Vorbild aller gelehrten Schulen ist die 387 v. Chr. von Platon in seiner Heimatstadt Athen gegründete<br />
Akademie. Sie war eine reine Philosophenschule. Vom Alterswerk Platons und seiner Verbindung<br />
mit dem pythagoreischen Gedankengut über die skeptische Philosophie der mittleren Periode und den<br />
Eklektizismus der letzten vorchristlichen Jahrhunderte bis <strong>zu</strong>m Neuplatonismus reicht die Spanne der<br />
philosophischen Strömungen, deren Hauptsitz die Akademie im Laufe ihres fast tausendjährigen Bestehens<br />
war. 529 n. Chr. schloß Kaiser Justinian die Akademie im Zuge eines von seinem Christentum her<br />
motivierten allgemeinen Verbots der Verbreitung griechischer Philosophie.<br />
Während der Regierungszeit Alexanders des Großen gründete auch Aristoteles in Athen im Gymnasion<br />
des Lykeion eine eigene Schule, die der Akademie Platons bald ebenbürtig gegenüberstand. Die Nachfolger<br />
des Aristoteles in der Leitung dieses ” Lyzeums“, das nach seinen Wandelgängen auch der Peripatos (daher<br />
peripatetische Schule) genannt wurde, befaßten sich nicht mehr so sehr mit ” eigentlicher“ Philosophie als<br />
vielmehr mit Einzelgebieten wie z. B. Physik, Mathematik und Musik.<br />
2. Mittelalterliche Schulen<br />
Das Mittelalter kannte <strong>zu</strong>nächst keine Hohen Schulen vom Range der Akademie oder des Lyzeums.<br />
Die Vermittlung von Wissen übernahmen die Klosterschulen und später auch theologische Hochschulen.<br />
Diesem Umstand ist es <strong>zu</strong><strong>zu</strong>schreiben, daß jahrhundertelang die organisierte geistige Betätigung den<br />
Erfordernissen der Kirche angepaßt und die Methode sowie die Ergebnisse des Denkens dem Glauben<br />
vollständig untergeordnet werden konnten: philosophia ancilla theologiae. Als die ersten Schulen größerer<br />
Bedeutung gegründet wurden, die nicht unmittelbar kirchlicher Aufsicht unterstanden, war an den so<br />
gewachsenen Bildungszielen und Bildungsinhalten kaum noch <strong>zu</strong> rütteln. Die verfügbaren Lehrer waren<br />
in erster Linie Theologen, und die Stifter waren von solchen Lehrern erzogen.<br />
Ein typisches Beispiel für diese Situation bot die Hofakademie Karls des Großen, die so<strong>zu</strong>sagen als Zelle für<br />
den Aufbau des Schulwesens im karolingischen Reich gedacht war, und an welcher der König mit seiner<br />
Familie als erster Schüler“ dem Volke sein Beispiel geben wollte. Führender Kopf der Akademie war<br />
”<br />
der ehemalige Leiter der berühmten Klosterschule von York, Alcuin. Gelehrt wurden im wesentlichen die<br />
” Freien Künste“, welche auf die septem artes liberales“ der Römer <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind, die sieben geistig<br />
”<br />
frei machenden, den nicht körperlich arbeitenden Schichten vorbehaltenen Fertigkeiten. Diese pflegte<br />
man in das trivium“, die Unterstufe mit Grammatik, Dialektik und Rhetorik, und das quadrivium“,<br />
” ”<br />
die Oberstufe mit Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie, <strong>zu</strong> unterteilen. Die septem artes<br />
”<br />
liberales“ wiederum haben ihren Ursprung in dem Kanon von Unterrichtsdisziplinen, der sich <strong>zu</strong>r Zeit<br />
der Sophisten, Platons und des Hellenismus herausbildete: die enkyklios paideia“, die allgemeine, jedem<br />
”<br />
Freien <strong>zu</strong>gängliche und angemessene, in sich abgerundete Bildung als Vorausset<strong>zu</strong>ng der Teilhabe am<br />
kulturellen Gemeinbesitz und am öffentlichen Leben. Alcuin ordnete diesen Lehrstoff neu.<br />
Ethik, Physik und Theologie hießen die Disziplinen, und für alle drei war die Bibel das grundlegende<br />
Lehrbuch. Die Physik, <strong>zu</strong> der auch die Astronomie gehörte, leitete Alcuin aus der Apokalypse ab, Grundlage<br />
für Rhetorik und Dialektik als Unterabteilungen der Ethik waren die Psalmen und Aussprüche der<br />
Kirchenväter.<br />
3. Entstehung der ersten Universitäten<br />
Die Entstehung der Universitäten fällt in die Zeit des ersten großen Brückenschlags <strong>zu</strong>m Geist der Antike<br />
und <strong>zu</strong>r arabischen Wissenschaft, der mit einem Schlage ein ungeheures wissenspotential erschloß und<br />
damit den engen Geist der Kloster- und Domschulen überwand.<br />
Ende des 11. Jahrhunderts wurden die Digesten Justinians entdeckt, was die Rechtswissenschaft an<br />
italienischen Schulen, insbesondere in Bologna, neu belebte. Da das kodifizierte Recht seit dem 12. Jahr-<br />
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