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6 ErGEBNIssE 6.1 ErGEBNIssE BÜrGEr rUNDFUNK<br />

Integra tion<br />

Zwei der Befragten konnten, als sie sich erstmals beim Bürger rundfunk beteiligten,<br />

als wenig integriert in die Gesell schaft gelten (ID7, ID10) . Ein Befragter<br />

war gerade erst nach Erfurt gezogen und arbeits los (ID11), eine weitere Befragte<br />

Immigrantin mit mangelnden Deutsch kenntnissen (ID7) . Auffallend ist,<br />

dass beide schildern, extrem viel Zeit im Radio zu ver bringen bzw . ver bracht<br />

zu haben (ID7, ID11) . Dies hat sich bei einem der Befragten ver ändert, da er<br />

mittlerweile wieder einer Beschäfti gung nach geht (ID11) . Beide betrachten die<br />

Gemein schaft im Radio als wichtig . Zudem kann bei beiden ein persön licher<br />

Zugewinn durch ihre Aufgaben beim Radio fest gestellt werden . Während die<br />

befragte Immigrantin ihre Deutsch kenntnisse und Kenntnisse über Deutschland<br />

ver bessern konnte (ID7), schildert der befragte ehemalige Arbeits lose seine<br />

persön liche Entwick lung beim Bürger rundfunk: „Ich habe als ich an gefangen<br />

habe, erstmal nur das Archiv betreut und habe dann an gefangen Sendun gen<br />

vorzu produzieren […]. Bei mir war das wirk lich eine Entwick lung: am Anfang<br />

gar nicht, wollte auch nicht und habe dann vor produziert, dann live gemacht<br />

und mache es jetzt auch gerne.“ (ID11) .<br />

Bei diesen beiden Befragten kann eine Integrations funk tion fest gestellt werden,<br />

da beide durch ihre Tätig keit beim Radio in die Gesell schaft integriert<br />

wurden . Bei einer befragten Seniorin, bei der diese Funktion ver mutet werden<br />

könnte, war diese nicht gegeben, weil diese Seniorin durch zahl reiche andere<br />

Aktivitäten und Einbin dungen in Institu tionen aus reichend integriert ist und<br />

deshalb nicht das Gefühl hat, durch das Radio integriert worden zu sein (ID12) .<br />

Unterhal tung<br />

Die Mehrzahl der Befragten gibt an, dass das Radiomachen, also die Arbeitsabläufe,<br />

sowie der Umgang mit Menschen und insbesondere der Technik ihnen<br />

Freude bereitet . Insofern kann davon aus gegangen werden, dass sie ihrer Tätigkeit<br />

beim Bürger rundfunk auch eine unter haltende Funktion zuweisen . Der Spaß<br />

am Radiomachen an sich wird nur von einem Befragten explizit als Motiv genannt<br />

(ID9), allerdings geben alle Befragten im Laufe des Interviews an, dass<br />

ihnen die Tätig keit im Radio Spaß oder Freude bereitet .<br />

Vernet zung aktiver Bürger<br />

Auch diese Funktion wurde dem Bürger rundfunk nur von einem Befragten zugewiesen<br />

. Dieser beschreibt das „Leute­miteinander­in­Beziehung­bringen“ und<br />

„Leute­konkret­miteinander­auszutau schen“ (ID8) als eine wichtige Aufgabe des<br />

Bürger rundfunks und eines seiner Ziele . Dabei sieht er dies sowohl innerhalb<br />

der Gemein schaft des Radios als wichtig an als auch im Hinblick auf die Vernetzung<br />

mit und unter den Hörern . Dies ver sucht er auch aktiv umzu setzen, indem<br />

er Sendun gen als „öffent liche Ver anstal tungen“ (ID8) konzipiert und somit einen<br />

Raum für diesen Austausch schafft .<br />

Diskurs<br />

Damit in Verbin dung steht auch die Diskurs funk tion, 36 die sich bei demselben<br />

Befragten finden lässt . Sowohl für ihn selbst als auch für andere ver sucht er,<br />

einen Austausch möglich zu machen . Für ihn ergibt sich die Bedeu tung der<br />

Gemein schaft des Radios weniger über die sozialen Beziehungen an sich als<br />

über die Möglich keiten des Austauschs mit Hörern und anderen produzierenden<br />

Nutzern: „Aber ich glaube, es ist mehr der Austausch über bestimmte Themen,<br />

als dass ich hier meine Freizeit ver bringen würde.“ (ID8) .<br />

Nutzung und Bild des Internets<br />

Die Befragten nutzen alle das Internet sowohl privat als auch für ihre Arbeit<br />

beim Freien Radio, allerdings mit unter schied licher Intensität und Inten tion .<br />

Während eine der Befragten über das Internet sagt: „Das ist meine erste Hilfe,<br />

denn wenn ich hier arbeite, bin ich täglich im Internet acht, zehn, zwölf, fünfzehn<br />

Stunden.“ (ID7), nutzt eine weitere Befragte das Internet nur sporadisch<br />

(ID12) . Tendenziell lässt sich fest halten, dass alle das Internet häufig nutzen, die<br />

er wähnte Ausnahme hat keinen Internetanschluss und empfindet die Nutzung<br />

als umständ lich und unnötig für ihre Sendungs beiträge (ID12) . Somit ist das<br />

Internet schon fester Bestand teil des redak tionellen Ablaufs für einen Großteil<br />

der produzierenden Nutzer . Die Mehrzahl der Interviewpartner nutzt die Austausch<br />

platt form www .freieradios . net, um <strong>zum</strong>indest gelegent lich Beiträge mit<br />

anderen Freien Radios auszu tau schen . Insofern werden die derzeit an gebotenen<br />

Möglich keiten bereits genutzt .<br />

Die grundsätz liche Bewer tung fällt unter schied lich aus . Während einige der<br />

Befragten eher die Chancen des Internets in den Fokus stellen, machen andere<br />

eher die Probleme deut lich, die dies ihrer Meinung nach mit sich bringt . So<br />

wird z . B . der Zerfall von Öffentlich keit beschrieben . So meint ein Befragter:<br />

„… dass es im Prinzip eine Atomisie rung [der] Öffentlich keit gerade gibt, weil<br />

eben tausende Internetradios ent stehen. […] Vorher gab es eben drei Programme<br />

und wenn man morgens in die Schule gekommen ist, war klar, dass<br />

alle das gesehen haben, also alle hatten den gleichen Hintergrund. Was die<br />

36 Die Diskurs funk tion als tatsäch liche Funktion des Bürger rundfunks beinhaltet nicht<br />

den hohen normativen Anspruch wie ihn Habermas an einen Diskurs stellt, sondern<br />

meint den Austausch von Informa tionen und die Bezugnahme aufeinander . Habermas’sche<br />

Diskurs kriterien wie Ver ständigungs orientie rung und Respekt konnten<br />

durch dieses Projekt nicht erfasst werden .<br />

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