PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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2 ThEorETIschE GrUNDlaGEN 2.2 ThEorIE DEr MEDIaTIsIE rUNG<br />
zess . Mediatisie rung findet auf der Makroebene (Wandel von Kultur und Gesellschaft),<br />
auf der Mesoebene (Entwick lungen von Institu tionen und Organisationen)<br />
und auf der Mikroebene (Ver ände rung des sozialen und kommunika tiven<br />
Handelns der Menschen) statt (vgl . ebd .: 38) .<br />
Der Mediatisierungs theorie liegt in Anleh nung an den symboli schen Interaktionismus<br />
ein Ver ständnis von Kommunika tion als Form symbolisch ver mittelten<br />
Handelns zugrunde . Grundlage dafür ist, dass der Mensch seine Welt kommunikativ<br />
konstituiert und seinem Handeln Sinn und Bedeu tung zukommt (vgl .<br />
ebd .: 51 ff .) . Für dieses Forschungs projekt werden daher die Sinn- und Bedeutungs<br />
zuschrei bungen der handelnden Akteure von zentraler Bedeu tung sein,<br />
ebenso wie die ver schiedenen Ebenen, auf denen man Medien charakterisieren<br />
kann . Eine These bezüg lich des aktuellen Wandels ist, dass „der Alltag als kommunikatives<br />
Netz, in dem wir erleben und handeln, sich durch den Wandel der<br />
Medien und der Kommunika tion massiv ver ändert“ (ebd .: 110) . Dadurch, dass<br />
Menschen sich neue Medien aneignen und in ihren Alltag integrieren, ver ändern<br />
sie nicht nur ihre private Medien umge bung, sondern prägen auch Gesell schaft<br />
und Kultur insgesamt (vgl . ebd .: 112) . Der Alltag ist also nicht nur der Kristallisations<br />
punkt von sozialen und kulturellen Wandlungs prozessen, an dem sich<br />
diese manifestieren und empirisch unter suchen lassen, sondern er ist auch der<br />
Ort, an dem diese Entwick lungen ihre gesell schaft liche Relevanz er langen . Auf<br />
Grundlage des Konzepts der Mediatisie rung wird sich daher die empiri sche<br />
Untersuchung der sich wandelnden Rahmen bedin gungen des Bürgerundfunks<br />
vor allem auf die Sinn- und Bedeutungs zuschrei bungen der handelnden Akteure<br />
im Bezug auf ihr alltäg liches Handeln konzentrieren .<br />
2.2.2 Medien entwick lung als Bezugs punkt für<br />
gesell schaft liche Entwick lungen<br />
Innova tionen und Technik sind zwar oftmals Ausgangs punkt für einen sozialen<br />
und kulturellen Wandel, sie bedingen diesen aber nicht automatisch . Technik ist<br />
für die Theorie der Mediatisie rung nur insoweit von Bedeu tung, wie sie Ausgangs<br />
punkt für soziales Handeln ist . Die Folgen von Technik kommen „darüber<br />
zustande, dass Menschen sich Medien und allgemein Technik aneignen und<br />
in ihren Alltag integrieren und darüber ihr Umfeld und sich selbst ver ändern“<br />
(ebd .: 12) .<br />
Ähnliches gilt für die von Medien ver brei teten Inhalte . Auch sie er langen erst<br />
ein gebettet in einen Kontext und als Ausgangs punkt für soziales Handeln Bedeu<br />
tung . Zudem besteht die These, dass „Medien nicht so sehr über ihre Inhalte<br />
auf die Menschen wirken, sondern als Kommunikations potenziale die mensch-<br />
liche Kommunika tion strukturell und inhalts übergreifend beeinflussen“ (ebd .) .<br />
Diese These knüpft an Fragestel lungen der Mediumstheorie an, wie sie z . B .<br />
Meyrowitz formuliert hat:<br />
„Broadly speaking, medium theorists ask: What are the relatively fixed<br />
features of each means of communicating and how do these features make<br />
the medium physically, psychologically, and socially different from other<br />
media and from facetoface interaction?“ (Meyrowitz 1994: 50) .<br />
Die Mediumstheorie betrachtet einer seits die Mikroebene, auf welcher die Wahl<br />
eines bestimmten Mediums (z . B . Telefon oder Brief) Einfluss auf den Charakter<br />
einer bestimmten Interaktions situa tion haben kann . Anderer seits betrachtet sie<br />
die Makroebene, auf der das Hinzukommen eines neuen Mediums zur bestehenden<br />
Medien-Matrix zu Ver ände rungen von sozialen Interak tionen und<br />
generellen sozialen Strukturen führen kann (vgl . ebd .: 51) . Meyrowitz argumentiert,<br />
dass sich Alltags handeln durch neue Kommunikations medien ver ändern<br />
kann, da die sozialen Rollen mit sozialer Kommunika tion eng ver knüpft sind . Er<br />
sieht diese sozialen Rollen als fließende Informations netz werke, die durch Verände<br />
rungen der Muster in den Informations flüssen neu strukturiert werden<br />
können (vgl . ebd .: 58 ff .) .<br />
So hängen Gruppen identitäten davon ab, welche Informa tionen man einerseits<br />
innerhalb der Gruppe teilt und anderer seits den Nicht gruppen mitgliedern<br />
vor enthält . Die Sozialisa tion macht sich durch einen variierenden Zugang zu<br />
Situa tionen und Informa tionen der neuen Rollen (z . B . Erwachsene) bemerk bar .<br />
Hierarchien bilden sich durch einen nicht-reziproken Zugang zu Informa tionen<br />
heraus (vgl . ebd .: 61) . Wichtiger als der Inhalt von Informa tionen ist also, ob<br />
und mit wem diese geteilt werden . Entscheidend für unsere soziale Realität<br />
sind unsere sozialen und kommunikativen Beziehungen zu anderen . Dazu gehört<br />
auch, wer über Medien Zugang zur Öffentlich keit er reichen kann und wer davon<br />
aus geschlossen ist . Dabei sind die Nutzungs muster von Technik auch unab hängig<br />
von den konkret transportierten Inhalten bedeutend . Dies impliziert auch,<br />
dass die Potenziale einer Technik erst durch ihre konkrete Nutzung Relevanz<br />
er langen .<br />
2.2.3 ausdifferenzie rung von Medien funk tionen durch<br />
Etablie rung neuer Medien<br />
Im speziellen Fokus des Mediatisierungs konzepts steht der Medien wandel<br />
durch Aufkommen und Etablie rung von neuen Medien . Es geht davon aus, dass<br />
dieser Wandel sich in einem nicht-substitutiven Prozess ent wickelt . Diese These,<br />
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