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PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt

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3 ÜBErBlIcK ÜBEr Das ForschUNGsFElD 3.2 INTErNETaNGEBoTE<br />

sich auf alle Medien institu tionen aus: „Let us note that digital media can be<br />

found in nearly everey household of the industrial society“ (Krotz 2005a: 447) .n<br />

Das Internet stellt einige zentrale neue Kommunikations formen bereit und<br />

kann als neuer und offener Kommunikations raum an gesehen werden (vgl . Krotz<br />

2007: 100), dessen Habitualisie rung voran schreitet (vgl . van Eimeren & Frees<br />

2007: 378) . In modernen Gesell schaften ist die Internetnut zung inzwischen in<br />

den Alltag integriert . So sind in Deutschland 65,8 Prozent der Bevölke rung über<br />

14 Jahren <strong>zum</strong>indest gelegent lich online (vgl . ARD/ZDF-Onlinestudie 2008) .<br />

3.2.2 Eigen schaften von Internetangeboten<br />

Grundsätz lich lässt sich fest halten, dass die spezifi schen Eigen schaften des<br />

Netzes (Senkung der Zugangs schwellen, Interaktivität, Distributions potenzial,<br />

Dezentralität, freier Zugang zu Informa tionen, nicht-hierarchi scher Organisations<br />

modus und individuelle Auswahl verfahren) neuartige Kommunikationschancen<br />

bieten (vgl . Kamps 2001: 26 ff .) . So konstatiert beispiels weise Emmer,<br />

das Internet hebe räum liche und zeit liche Begren zungen medialer Kommunikation<br />

auf und ermög liche gerade gering organisierten Akteuren einen Zugang zu<br />

vielfältigen Öffentlich keiten (vgl . Emmer 2001: 51) . Nichts destotrotz gehen die<br />

Meinun gen darüber, welche Möglich keiten das Internet für Demokratie und<br />

Gesell schaft bietet, auseinander: „The road to the political benefits of the Internet<br />

is lined with believers and critics“ (Brants 2005: 143) .<br />

Donges und Jarren unter scheiden daher grundsätz lich zwischen Enthusiasten,<br />

die einen positiven Einfluss der neuen Möglich keiten auf die Beteili gung an<br />

politi scher Öffentlich keit für wahrschein lich halten, und Skeptikern, die genau<br />

dies bestreiten oder gar eine negative Entwick lung befürchten (vgl . Donges &<br />

Jarren 1999: 255 ff .) . Dabei reichen die Annahmen von der ver einfachten Teilhabe<br />

des Bürgers an demokrati schen Prozessen und vielfältigen Öffentlich keiten<br />

(vgl . dazu Emmer 2001; Rheingold 1993; Schönberger 2005; Siedschlag, Rogg &<br />

Wenzel 2002) bis hin zur Ver stär kung bestehender Macht verhältnisse (vgl .<br />

Castells 2001) oder gar einer Fragmentie rung der Öffentlich keit (vgl . Katz 1996;<br />

Holtz-Bacha 1997; Holtz-Bacha 1998) .<br />

Die Grundannahme dieser – insbesondere der ent husiasti schen – Über legungen<br />

ist, dass das durch neue Technik bereit gestellte Potenzial automatisch auch<br />

genutzt wird . Doch der Zugang, das techni sche Potenzial des Internet allein, sagt<br />

noch nichts über die reale Nutzung und deren Konsequenzen aus: „In zwischen<br />

ist jedoch deut lich geworden, dass das techni sche Potenzial eines Mediums<br />

nichts darüber aussagt, ob und für wen es verfüg bar ist und wie es genutzt<br />

wird“ (Amborst 2006: 14; vgl . dazu auch Leggewie 2007: 43) .<br />

Nach Wehner muss zur Entfal tung kommunikativer Potenziale des Internet<br />

nicht nur die Technik, sondern auch das gesell schaft liche Potenzial vor handen<br />

sein . Demnach bestimmt weder die vor handene Technik noch der Menschen<br />

allein, wie neue Medien genutzt werden . Vielmehr sei von wechselseitigen Verstär<br />

kungen sozialer und techni scher Innova tionen auszu gehen (vgl . Wehner 2001:<br />

95) . Internetangeboten kann also nicht per se eine demokratisierende Wirkung<br />

zu gesprochen werden . Die Unterschei dung von Kommunikations anwen dungen<br />

(Software), Kommunikations formen (Tätig keiten der Nutzer) und Inhalten (also<br />

kommunizierten Botschaften) sowie durch Online-Kommunika tion ent stehenden<br />

oder ver festigten sozialen Beziehungen spielt bei dieser Beurtei lung eine<br />

ent scheidende Rolle (vgl . Welker 2001 zit . nach Schmitt-Walter 2004: 13; vgl .<br />

hierzu auch Brants 2002; Malina 2002; Graham & Witschge 2003) .<br />

Des Weiteren führt eine differenzierte Betrach tung auch zur Identifika tion<br />

einiger Probleme: unter schied liche Zugänglich keit, Aufmerksamkeits probleme,<br />

Glaubwürdigkeits probleme, mangelnde Anschluss fähig keit, Hierarchisie rung,<br />

Kom merzialisie rung (vgl . dazu Papacharissi 2002; Krotz 1998; Krotz 1999;<br />

Schmidt 2006; Redill 2002; Dahl berg 1998) .<br />

Zudem sei an dieser Stelle darauf hin gewiesen, dass derzeit ein Drittel der<br />

Deutschen nicht einmal den zur Partizipa tion notwendigen, aber längst nicht<br />

hinreichenden, techni schen Zugang <strong>zum</strong> Internet hat . Dabei finden sich vor<br />

allem in den Gruppen der Menschen ab 60 Jahren (73,6 Prozent), der Nicht-<br />

Berufstätigen und Rentner (66,8 Prozent) und formal geringer Gebildeter<br />

(53,3 Pro zent) viele Offliner (vgl . ARD/ZDF-Onlinestudie 2008; Gerhards &<br />

Mende 2008: 365) . Jede kommunikative Neuerung, welche mit digitalen Technologien,<br />

insbesondere dem Internet, arbeitet, muss sich der Theorie der digitalen<br />

Spaltung (digital divide) stellen . Dabei geht es um Ausgrenzungs effekte<br />

durch eine Abweichung der Internet-Nutzer vertei lung gegen über der Zusammen<br />

setzung der Bevölke rung: die „Kluft zwischen ‚Informa tion rich‘ und ‚Informa<br />

tion poor‘“ (Eurich 1998: 42) . Bestimmte Bevölkerungs gruppen haben keinen<br />

Internet zugang oder ver fügen nicht über die nötige Medien kompetenz, um die<br />

Angebote nutzen zu können . Doch auch hier zeigt sich, dass der techni sche<br />

Zugang allein nicht maß geblich ist: Vor allem die Themen felder Sicher heit und<br />

Daten schutz im Internet führen dazu, dass Offliner sich ver mehrt bewusst gegen<br />

eine Internetnut zung ent scheiden . So zählt etwa die Hälfte aller Offliner zu den<br />

Gruppen der „Ablehner“ oder der „Desinteressierten“ (vgl . Gerhards & Mende<br />

2008: 368, 376): „Die digitale Kluft besteht weniger zwischen Haushalten mit<br />

und ohne Anschluss, […] sondern vielmehr zwischen denen, die das Netz mehr<br />

oder weniger häufig und intensiv nutzen und jenen, die dies trotz einfacher<br />

Zugangs möglich keiten nicht wollen“ (Leggewie 2007: 44) . Zudem kritisiert<br />

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