PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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3 ÜBErBlIcK ÜBEr Das ForschUNGsFElD<br />
Beteili gung in Form von eigenen Beiträgen . Sie sind in den 1960er Jahren in<br />
den USA ent wickelt worden und haben sich im Laufe der 1980er Jahre in<br />
Deutschland großer Beliebt heit erfreut und extremen Zuwachs er fahren . Seit<br />
Beginn der 1990er Jahre ist aber ein ebenso rapider Rück gang zu ver zeichnen,<br />
der Hüttner ver anlasst zu konstatieren: „Die Szene der alternativen Stadt zeitungen,<br />
die als klassi sche alternative Medien gelten, ist tot“ (Hüttner 2006: 17, zit .<br />
nach Engesser 2008: 54) .<br />
Der Bürger rundfunk ist dagegen in Deutschland in allen Bundes ländern mit<br />
Ausnahme des Saarlandes ver treten (vgl . ALM 2009: 336 ff .) . Er ist die einzige<br />
gesetz lich ver ankerte und gesell schaft lich getragene Medien form, die ihren produzierenden<br />
Nutzern die er läuterte Kommunikator rolle ermög licht, indem sie<br />
ihnen nahezu ohne Einschrän kung 14 eine Artikulations möglich keit bietet . Der<br />
Bürger rundfunk schafft damit eine Grundlage für die Partizipa tion seiner produ<br />
zierenden Nutzer an Prozessen der öffent lichen Meinungs bildung und fördert<br />
durch seinen lokalen Bezug und die direkte Verbin dung zur Lebens welt der Produzenten<br />
und Rezipienten die Ver schrän kung zwischen politi schem Gel tungs -<br />
bereich und Öffentlich keit . 15 Demzufolge stellt der Bürger rundfunk das be deutsamste<br />
der bisher dargelegten partizipativen Medien dar .<br />
Als neuere Form benennt Engesser ver schiedene Partizipations möglich keiten<br />
im Rahmen des Internet . 16 Beide, Bürger rundfunk und partizipative Internetangebote,<br />
sind Teil eines sich im Zuge der Mediatisie rung wandelnden medialen<br />
Gefüges und damit Anpassungs prozessen unter worfen . Es besteht daher ein<br />
kommunikations wissen schaft liches Interesse an der Untersuchung von Bürgerrundfunk-<br />
und Internetangeboten unter Aspekten der Öffentlich keit und der<br />
Mediatisie rung . Im Folgenden soll näher auf beide Partizipations angebote, die<br />
das Forschungs feld dieser Arbeit darstellen, ein gegangen werden .<br />
14 Beschrän kungen finden sich in Form des Grundsatzes der Ver fassungs konformität<br />
und der Satzun gen der NKL, die bspw . meistenteils eine Mitglied schaft in einer<br />
Redak tion vor schreiben .<br />
15 Wimmer ordnet den Bürger rundfunk in seinem Öffentlichkeits modell auf der Ebene<br />
der alternativen Öffentlich keit (Makroebene) in Abgren zung zur partizipativen Öffentlich<br />
keit (Mesoebene) und dem Medienaktivismus (Mikroebene) ein (vgl . Wimmer<br />
2007: 236–242) .<br />
16 Für Partizipationsformen im Internet bietet eben falls Wimmer (2007) einen guten<br />
Überblick .<br />
3.1 Bürger rundfunk<br />
3.1.1 Ursprünge<br />
3.1 BÜrGEr rUNDFUNK<br />
Die Ursprünge des Bürger rundfunks liegen in den USA, wo sich bereits in den<br />
zwanziger Jahren des ver gangenen Jahrhunderts nicht kommerzielle Akteure im<br />
Rahmen des so genannten Educational Broadcasting mit selbst ständig produzierten<br />
Medien inhalten engagierten (vgl . Widlok 1992: 51 ff .) . 1949 ging im<br />
kaliforni schen Berkeley mit KPFA FM das erste nichtkommerzielle „community<br />
radio“ auf Sendung (vgl . ebd .: 97) . In Folge dieser Entwick lung und der Inbetrieb<br />
nahme der ersten Kabelnetze im selben Jahr ent standen auf Bestreben<br />
von Bürger gruppen ab den frühen sechziger Jahren so genannte Open Channels<br />
oder Public Access Channels, die Bürgern den freien Zugang zu Fernsehen und<br />
Rundfunk ermög lichten (vgl . Walendy 1993: 306; Winterhoff-Spurk, Heidinger &<br />
Schwab 1992: 13 ff .) . Diese bald vielfältig ent wickelte Bürger kanalland schaft<br />
gab wichtige Impulse für die Entwick lung des Bürger rundfunks in Deutschland .<br />
3.1.2 Bürger rundfunk in Deutschland: Konzepte und Entstehung<br />
Der Begriff „Bürger rundfunk“, auch „Bürger medien“ oder die „3 . Säule des<br />
Rund funk systems“, umfasst hier zulande ver schiedene Konzepte: Nicht kom merzielle<br />
Lokal radios (NKL), Offene Kanäle (OK), Aus-, Fortbildungs- und Erprobungs<br />
kanäle (AFEK), Campus-Radios oder Campus-TV und den Bürger rundfunk<br />
in Niedersachsen und Bremen . Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie Bürgern<br />
eine Möglich keit der aktiven Beteili gung bieten . Laut der Arbeits gemein schaft<br />
der Landes medien anstalten (ALM) haben die 176 Bürger medien in Deutschland<br />
insgesamt eine techni sche Reichweite von über 35 Millionen potenziellen Hörern .<br />
Die Zahl der regelmäßigen Zuschauer bzw . Zuhörer im Bundes gebiet liegt nach<br />
Hochrech nungen zwischen drei und sechs Millionen, bei einer täglichen Rezipientenzahl<br />
von etwa 1,5 Millionen . Täglich produzieren die Bürger medien etwa<br />
1 .500 Stunden Programm – über 60 Vollzeitprogramme . Die ALM geht von<br />
insgesamt 20 .000 bis 30 .000 aktiven Produzenten aus, die sich in die Arbeit<br />
der Bürger medien einbringen (vgl . ALM 2008: 311, 322 ff .) . Im Folgenden soll<br />
näher auf die einzelnen Konzepte des Bürger rundfunks ein gegangen werden .m<br />
Nicht kommerzielles lokal radio (NKl)<br />
„Nicht kommerzielles Lokalr radio“ ist ein formal recht licher Begriff, der einen<br />
Sender als werbefrei, ohne Gewinn bestreben und mit deut lichem lokalen Bezug<br />
arbeitend kennzeichnet, allerdings noch keinerlei inhalt liche Fest legung vor-<br />
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