PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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2 ThEorETI schE VorÜBErlE GUNGEN<br />
aller Regel Monopolisten in ihrem ent sprechenden Sendegebiet, und dort doch<br />
eigenen wirtschaft lichen Gegeben heiten aus gesetzt .<br />
2.3.6 Zusammen fassung<br />
In den voran gegangenen Überle gungen wurde auf gezeigt, dass der Begriff Pluralismus<br />
Grundlage demokratisch organisierter Gesell schaften ist . Eine Vielfalt an<br />
Meinun gen, Überzeu gungen und individuellen Zielen ist als das Fundament der<br />
Demokratie anzu sehen, welches nicht nur im Grundgesetz ver ankert, sondern<br />
im Hinblick auf Medien mit einer Vielzahl an höchstrichter lichen Urteilen bestätigt<br />
und gefordert wird . Im Zuge dessen wurde ver deut licht, dass Vielfalt als<br />
ein besonders zu förderndes, meritori sches Gut betrachtet werden kann . Aus<br />
kommunikations wissen schaft licher Sicht wurde ver deut licht, welche Möglichkeiten<br />
zur Strukturie rung von Vielfalt bei der Betrach tung von Medien im Zuge<br />
dieser Studie hinzu gezogen werden können . Dabei war eine zentrale Erkenntnis,<br />
dass sowohl eine außen plurale wie auch binnen plurale Sicht weise auf Medien<br />
im lokalen Raum sinn voll und möglich er scheint . Im Weiteren wurde sicht bar,<br />
dass Vielfalt an Inhalten auch im Spiegel der Rezipienten zu betrachten ist, da<br />
diese ent scheidend für die wahrgenommene Vielfalt sind . Des Weiteren wurde<br />
auf gezeigt, dass sich eine Messung von Vielfalt bestimmten Kriterien unterwerfen<br />
muss, die etwa nach einer Vielfalt an Akteuren, Meinun gen und Themen<br />
organisier bar sind . Die Notwendig keit der genauen Konzentra tion der Per spektive<br />
bei der Beurtei lung von Medien leis tungen wurde eben falls dargestellt . Im<br />
Zuge dieses Kapitels wurde ab schließend eine genaue Defini tion des dieser<br />
Arbeit zugrunde liegenden Begriffs der publizisti schen Vielfalt an gefügt .<br />
In einem Exkurs über die medien ökonomi sche Perspektive wurde gezeigt,<br />
dass Pressekonzentra tion nicht unweiger lich mit einem Ver lust an publizistischer<br />
Vielfalt einher geht, auch wenn die Ursprünge der Vielfalts forschung in<br />
lokalen Räumen dieser Annahme zugrunde liegen .<br />
2.4 Forschungs tradi tion<br />
Im Nachfolgenden soll bisherige Forschung zu publizisti scher Vielfalt und lokalen<br />
Räumen skizziert werden . Ausführ liche Übersichten über die Forschung in<br />
Deutschland haben etwa Wilking (1984), Trebbe (1996) und Schwarb (2007)<br />
vor gelegt .<br />
Lokale Medien inhalte gerieten erst <strong>zum</strong> Ende der 1960er Jahre in das engere<br />
Blick feld kommunikations- und medien wissen schaft licher Forschung (vgl . Weischen<br />
berg 1995, Trebbe 1996, Haller 2003) . „Die isolierte Welt des Lokalen“<br />
2.4 ForschUNGs TraDI TIoN<br />
(Schönbach 1978: S . 260) war nicht nur Synonym für Inhalte, sondern diente<br />
auch zur „Beschrei bung des wissen schaft lichen Erkenntnis standes“ (Weischenberg<br />
1995: S . 144) .<br />
Im Zeitraum von 1954 bis 1969 reduzierte sich die Anzahl der Voll redaktionen<br />
tagesaktueller Presse in der Bundes republik von 225 auf 149 (vgl . Haller<br />
2003: S . 581) . Im Zusammenhang mit diesen Pressekonzentrations- und Monopolisierungstendenzen<br />
in lokalen und regionalen Räumen in der Bundes republik<br />
setzte die Bundes regie rung eine Pressekommission („Günther-Kommission“) zur<br />
Erfor schung etwaiger Folgen auf die demokrati sche Meinungs- und Willensbildung<br />
ein (vgl . Haller 2003, Noelle-Neumann et . al . 1976, Altendorfer 2004) .n<br />
Im Zuge dieses Prozesses, der als Auftakt der empiri schen Sozialforschung<br />
auf diesem Feld gewertet werden kann (vgl . Trebbe 1996, Schwarb 2007),<br />
zentrieren sich die Forschungs fragen um folgende Problemfelder (vgl . Wilking<br />
1984, Weischen berg 1995, Haller 2003):<br />
1 . Rahmen bedin gungen lokaler Berichterstat tung (Kommunikations raum)<br />
2 . Leistungs vermögen (hinsicht lich demokratie-kritischer Berichterstat tung gegenüber<br />
lokalen Macht konstella tionen)<br />
3 . Inhalt liche Leistungs fähig keit (unter der Bedin gung lokaler Pressekonzentration)<br />
4 . Leistun gen und Funktionen lokaler Medien angebote in sozio-kommunikativen<br />
Systemen im lokalen Raum<br />
5 . Entstehung lokaler Nachrichten im Spiegel von Selektions prozessen und Einstel<br />
lungen der professionellen Kommunikatoren sowie der Arbeits bedin gungen<br />
in Lokal redak tionen<br />
Neue lokale und sublokale Printmedien, die Anfang der 1970er Jahre durch<br />
techni schen Fortschritt von Kleinoffset- und Kopier geräten kosten günstig hergestellt<br />
werden konnten und mit der Erwar tung an höhere „publizisti sche Buntheit“<br />
(Jarren 1992, S . 70) ver knüpft waren, rückten eben falls in das Interesse<br />
inhaltsorientierter Forschungs fragen . Durch den Mangel an eindeutigen empirischen<br />
Befunden, fehlenden Regelungs konzepten und die anhaltenden Auswirkungen<br />
der ökonomi schen Gesetz mäßig keiten auf den Zeitungs markt, verlor<br />
die Debatte an medien politi scher Brisanz und rückte etwa die innere Vielfalt<br />
lokaler Ausgaben (Vielfalt innerhalb eines Mediums oder Beitrages) (vgl . Jarren<br />
1992, S . 66), oder auch das lokale Kommunikations system als Ganzes (vgl .<br />
Trebbe 1996, S . 21) in den Vordergrund des Erkenntnis interesses .<br />
Die politi schen Ver suche, Prozesse um die voran schreitende Pressekonzentra<br />
tion zu regulieren, blieben ohne größeren Erfolg . Im Gegenteil, 1976 lebten<br />
in der Bundes republik 20,1 Mio . Menschen in sog . EinZeitungs kreisen, das<br />
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