PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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3 ÜBErBlIcK ÜBEr Das ForschUNGsFElD<br />
Krotz, dass die empiri schen Erkenntnisse zur Ver brei tung im Sinne von Zugangsmöglich<br />
keiten und Nutzung digitaler Medien ledig lich die technikzentrierte<br />
Existenz der digitalen Kluft bestätigen können . Über die (sozialen) negativen<br />
Auswir kungen für diejenigen, welche keinen Zugang haben (wollen) ließe sich<br />
ledig lich spekulieren (vgl . Krotz 2007: 275 ff .) .<br />
Zudem lassen sich die Nutzungs klüfte in Zusammen hang mit Genera tionen<br />
der Mediensozialisa tion bringen, wie sie von Daniel Süss ent wickelt wurden: So<br />
ver fügte die „net genera tion“, welche zwischen 1980 und 1990 geboren wurde,<br />
von Kindheit an über eine Bandbreite von Medien, und reagiere dem ent sprechend<br />
auch flexibler auf neue Medien entwick lungen . Die „sophisticated generation“<br />
(Geburt zwischen 1970 und 1980) lernte den Computer <strong>zum</strong>indest bereits<br />
in der Schule, durch das Berufs leben der Eltern oder teil weise im Haushalt<br />
kennen . Die „polarisierte Genera tion“ (Geburt zwischen 1960–1970) wurde<br />
hingegen erst im Studium oder Berufs leben mit Computern konfrontiert (vgl .<br />
Süss 2004: 271 ff .) . Diese Unterschiede in der Mediensozialisa tion der Bürger<br />
können unter anderem Ursachen für die unter schied liche Affinität gegen über<br />
dem Internet darstellen . Natür lich ist dabei zu beachten, dass es sich bei dieser<br />
Generations typologisie rung um ein grobes Schema handelt, welches nicht die<br />
Einzel heiten individueller Entwick lungen erfasst .<br />
Auch der Begriff der Medien kompetenz sei im Zusammen hang mit dem Internet<br />
mit Vorsicht zu genießen, handelt es sich doch um ein Medium mit vielfältigen<br />
funktional differenzierten Nutzungs möglich keiten . So könne genau genom<br />
men nicht von der einen digitalen Spaltung aus gegangen werden, viel mehr<br />
handelt es sich um ver schiedene „digitale Spaltun gen in Abhängig keit von unterschied<br />
lichen Funktionen“ (Krotz 2007: 287) . So kann auch nicht von der einen<br />
Medien kompetenz die Rede sein, welche zukünftig durch Schulen und Förderprogramme<br />
aus gebildet werden soll . Es sei nicht abseh bar, welche der funk tionalen<br />
Alternativen des Mediums Zukunfts perspektiven haben, sodass es schwierig<br />
er scheint, fest zulegen, welche Kompetenzen zukunfts trächtig sind und daher<br />
ver mittelt werden sollen (vgl . ebd .) .<br />
3.2.3 Web 2.0 und social Web<br />
Innerhalb des Internet kann das World Wide Web von anderen Kommunikations<br />
anwen dungen (wie auf interpersonale Kommunika tion aus gerichtete Anwen<br />
dungen: Chats, E-Mail, etc .) ab gegrenzt werden . Das Augen merk der Betrach<br />
tung liegt auf dem www, da das Forschungs interesse nicht primär auf<br />
interpersonaler Kommunika tion, sondern der möglichen Herstel lung von (Teil-)<br />
Öffentlich keiten im Internet aufbaut . Zudem können Anwen dungen inner halb<br />
3.2 INTErNETaNGEBoTE<br />
des www unabhängig von Software und Betriebs system von jedem Online-<br />
Rechner aus genutzt werden, denn „andere Platt formen benötigen jeweils eigene<br />
Software, während webbasierte Anwen dungen im Browser laufen und nicht von<br />
externen Komponenten ab hängen“ (Ebers bach, Glaser & Heigl 2008: 29) .<br />
Die Multimedialität von Internetangeboten und aktive Gestaltungs möglichkeiten<br />
rücken immer mehr in den Fokus des Interesses . Unter Schlagworten<br />
wie „Mitmach-Netz“ oder „Web 2 .0“ werden vor allem interaktive und partizipative<br />
Elemente des www zusammen gefasst (vgl . van Eimeren & Frees 2007:<br />
362) . Gerhards et al . ver suchen das Web 2 .0 durch den Grad der (Mit-) Gestaltung<br />
und den Kommunikations grad von statischen, über Hyperlinks miteinander<br />
ver bundenen Websites des Web 1 .0 abzu grenzen: So werde das Web 2 .0 idealtypisch<br />
durch öffent liche Kommunika tion geprägt, das heißt, der Nutzer selbst<br />
hat die Möglich keit zur (Mit-) Gestal tung von Webangeboten . Im Gegenzug<br />
dazu werde das Web 1 .0 idealtypisch durch individuelle Kommunika tion geprägt,<br />
das heißt, der Nutzer über nimmt die Rolle des Betrachters (vgl . Gerhards,<br />
Klingler & Trump 2008: 129; Haas, Trump, Gerhards & Klingler 2007: 219) .<br />
Laut Diemand, Mangold und Weibel werden „in der aktuellen Entwick lung des<br />
Web 2 .0 […] sowohl diskursive wie auch strategi sche Kommunikations muster<br />
mittels neuer Technologien realisiert“ (Diemand, Mangold & Weibel 2007: 6) .<br />
So kann der Nutzer nicht mehr nur als Anbieter einer Website agieren, sondern<br />
auf diversen Platt formen Beiträge (Videos, Bild- und Tondokumente, Kom mentare)<br />
beisteuern . Auf Grund dieses partizipativen Charakters wurde die Diskussion<br />
um die Potenziale des Internet (speziell des Web 2 .0) für Demokratie<br />
und Gesell schaft erneut an gestoßen .<br />
Doch gerade der Schlagwortcharakter von Web 2 .0 stößt zunehmend auf<br />
Kritik: Die Abgren zung von Web 1 .0 und Web 2 .0 führe zu der Vorstel lung, es<br />
„sei eine neue Phase des Internet an gebrochen“ (Schmidt 2008: 19) . Dieser<br />
unter stellte Bruch sei jedoch nicht vor handen, denn sowohl die Anwen dungen,<br />
als auch die Leitbilder des Web 2 .0 knüpften an die des Web 1 .0 an (vgl . ebd .;<br />
Fisch & Gscheidle 2008: 356) . So sei auch das Prinzip, welches heute als besonderes<br />
Merkmal des Web 2 .0 betrachtet würde, schon bei der Entwick lung des<br />
www mitgedacht worden: „Jeder Nutzer ist ein potenzieller Sender, der Inhalte<br />
in das Netz einspeisen und mit anderen Inhalten ver knüpfen kann“ (Schmidt<br />
2008: 21; vgl . dazu auch Schmidt, Frees & Fisch 2009: 50) . Schmidt schlägt<br />
vor, statt des Begriffs „Web 2 .0“ die Bezeich nung „Social Web“ zu ver wenden,<br />
um den impliziten Bruch zu über winden und die soziale Komponente der neuen<br />
Kommunikations anwen dungen zu betonen (vgl . Schmidt 2008: 22) .<br />
So sehen auch Ebers bach, Glaser und Heigl das Social Web als Novum an,<br />
in dessen Mittelpunkt „die medial ver mittelten Kooperations formen, die kollek-<br />
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