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2 ThEorETI schE VorÜBErlE GUNGEN 2.4 ForschUNGs TraDI TIoN<br />

heißt in kreis freien Städten oder Landkreisen, in denen nur eine Tages zeitung<br />

mit Lokalteil zu beziehen war (vgl . Haller 2003: S . 582) . Ein Umstand, der möglicher<br />

weise ver schieden gelagerte Auswir kungen, etwa auf die Berichterstattung,<br />

nach sich zog . Der Begriff des Ein-Zeitungs kreises wurde von Walter J .<br />

Schütz als eine Kenngröße ein geführt, mit der er seit Anfang der fünfziger Jahre<br />

die Auswir kungen von Unternehmens konzentra tionen im publizisti schen Sektor<br />

unter suchte (vgl . Trebbe 1996) .<br />

Die in der Fachliteratur oft zitierte sogenannte Wertheim­Studie von Ralf Zoll<br />

(1974), oder etwa auch die Befunde von Rager (1982), konnten der lokalen<br />

Presse eine ein geschränkte Kritik funk tion auf die lokalen Machteliten attestieren<br />

(vgl . Wilking 1984, Haller 2003) . In der Annahme der normativen Funktion der<br />

Lokalpresse, politi schen Akteuren und Strukturen objektiv und kritisch gegenüberzustehen,<br />

blieben aber die strukturellen Probleme publizisti scher Vielfalt<br />

außer Acht (Haller 2003: S . 584) .<br />

In der Folgephase der lokalen Kommunikations forschung wird zunehmend<br />

der Kommunikations raum als ganzes System begriffen und das Macht gefüge in<br />

seiner Struktur unter sucht (vgl . Trebbe 1996: S . 21) .<br />

Ronneberger und Stuiber (1976) kritisieren in ihrer Arbeit die, bis dato am<br />

„Ausmaß der Berichterstat tung über politi sche Themen bereiche“ (S . 75) orientierte,<br />

rein quantitative Inhalts forschung (über politi sche Institu tionen, Konflikte<br />

im lokalen Bereich, das Maß der kritischen Auseinander setzung mit öffentlichen<br />

Angelegen heiten, Gegen stand und Tendenz von Kommentaren, ‚Schönfärbe<br />

rei‘), die als Indiz für etwaige Abhängig keiten von lokalen Herrschaftsgruppen<br />

dienen soll (S . 75 f .) .<br />

Dieser forschungs kritische Ansatz ist für die vor liegende Arbeit relevant . Aus<br />

diesem Grund sollen an dieser Stelle die weiteren Überle gungen von Ronneberger<br />

und Stuiber näher aus geführt werden, bedeuten sie doch eine Zäsur in<br />

der Betrach tung lokaler Medien erzeugnisse .<br />

Sie legen ihren Überle gungen die Unterschiedlich keit (Größe, Struktur) der<br />

Gemeinden (im Sinne dieser Arbeit auch lokale Räume, Anm . d . Autoren) zugrunde<br />

und zeigen an, dass sich die allgemeinen Funktionen des Systems der<br />

Massen kommunika tion nur dann in die sehr unter schied lichen sozialen Systeme<br />

(Gemeinden) transportieren ließen, wenn diese auch die Leistun gen der Massenmedien<br />

in gleichem (oder besser demselben) Maße bedürfen . Da es weder<br />

einen Normal- noch Idealtyp einer Gemeinde gäbe (noch, dass er gebildet werden<br />

könne), ver langen die Autoren nach konkreten Kriterien der Kommunikations<br />

bedürfnisse von Gemeinden . Dies betrifft etwa die qualitativ-kritische<br />

Betrach tung bestimmter Geschehnisse oder der medialen Nichtbeach tung derselben<br />

.<br />

Es könnte ja davon aus gegangen werden, dass die Abwesen heit unter schiedlicher<br />

„Wertangebote“ in den Aussagen lokaler Medien erzeugnisse die Homogenität<br />

der „Wert struktur“ in der jeweiligen Gemeinde wider spiegelt (S . 76) .<br />

Eine Nichtberücksichti gung einer Organisa tion könne in der Belanglosig keit derselben<br />

Organisa tion in der Gemeinde begründet liegen und nicht in der einseitigen<br />

Selek tion der Redak tion . Auch im Hinblick auf die Funktions erfül lung<br />

von Massen medien, beispiels weise die Integrations funk tion, könne man nicht<br />

zugrunde legen, dass alle Gemeinden gleichermaßen integrations bedürftig seien,<br />

noch dass mehrere Zeitungs angebote für mehr Integra tion sorgen .<br />

Ronneberger und Stuiber stellen in diesem Kontext die Frage, ob die Problematik<br />

der Monopol- oder Wettbewerbs zeitung für gleichermaßen alle lokalen<br />

Ver breitungs räume mit geltenden Aussagen anzu streben sei bzw . operationalisier<br />

bar sein könne, wenn nicht auszu schließen ist, dass ein, „einer<br />

repräsentativen Umfrage zugrunde liegendes Modell lokaler Pressesitua tion die<br />

Differenziert heit der sozialen Wirklich keit nicht treffen könnte“ (ebds ., S . 76 f .) .<br />

Sie schlagen deshalb vor, nach einem Interaktions feld vom sozialen „System<br />

Gemeinde“ und „Lokalzei tung“ zu suchen, in dem die von der Lokalzei tung<br />

erwart baren Leistun gen drei Kategorien von Subjekten haben:<br />

„(1): Antworten auf die Bedürfnisse und Erwar tungen der Leser schaft im engeren<br />

Sinne.<br />

(2): Antworten auf die Bedürfnisse und Erwar tungen der gemeind lichen sozialen<br />

und politi schen Organisa tionen, Institu tionen und Behörden einschließlich<br />

der führenden Unternehmen und der Kultureliten.<br />

(3): Antworten auf normative Forde rungen der demokrati schen Herrschafts­<br />

und Regierungs formen, insbesondere der Selbst verwaltungs normen der Gemeinde“<br />

(Ronneberger & Stuiber 1976: S . 83)<br />

Dabei weisen sie darauf hin, dass es zur Identifika tion von Bedürfnis und<br />

Erwar tung einer Kenntnis der sozialen Interak tionen einer Gemeinde bedarf<br />

(ebd .) . Zur Objektivie rung schlagen sie eine Reihe von Wirkungs faktoren vor,<br />

die ein solches Interaktions feld beeinflussen:<br />

– Sozialstruktur (Einwohnerzahl, Leserzahl, Siedlungs struktur, Bildungs struktur,<br />

Haushalts gliede rung, Erwerbs grundlagen, Berufs gliede rung, Konfession, ethnische<br />

Unterschiede etc .)<br />

– Kommunikations struktur (Art und Grad der öffent lichen Kommunika tion, Vielfalt<br />

in der Zeitung, Vielzahl an lokalen Medien produkten)<br />

– Organisierte Interessens strukturen (Ver eine, Institu tionen, Ver bände, Stammtische)<br />

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