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3 ÜBErBlIcK ÜBEr Das ForschUNGsFElD 3.1 BÜrGEr rUNDFUNK<br />

nimmt (vgl . ALM 2008: 315) . Die Sender basieren nahezu aus schließ lich auf<br />

ehren amtlicher Arbeit (vgl . ebd .: 319) und bieten meist das Sendeprogramm<br />

begleitende, soziale, kulturelle und politi sche Ver anstal tungen an (vgl . Willers<br />

2002: 7) . So breit diese Defini tion ist, so vielfältig sind die inhalt lichen Konzeptions<br />

möglich keiten, über die letztend lich die beteiligten Bürger ent scheiden .<br />

Das Spektrum an NKL reicht dementsprechend von „Freien Radios über musikdominierte<br />

Szeneradios bis zu breit ver ankerten lokalen Bürger- und Stadtradios“,<br />

die sich auch strukturell und qualitativ teil weise stark unter scheiden<br />

(ALM 2008: 315) . Insgesamt waren 2007 bundes weit 34 NKL-Projekte auf Sendung<br />

(vgl . ebd .: 322 ff .) .<br />

Ein Teil dieser Projekte wurzelt in den Freien Radios der späten siebziger<br />

und achtziger Jahre, die in der Regel als Piraten sender aus Bürger bewe gungen<br />

ent standen waren (vgl . ebd .: 315) . Das Selbst verständnis dieser Sender basierte<br />

auf dem Anspruch, selbst verwaltet eine Gegenöffentlich keit herzu stellen (vgl .<br />

Uka 1983: 106 ff .) . Insgesamt 31 Freie Radios sind im 1993 gegründeten Bundes<br />

verband Freier Radios (BFR) organisiert (vgl . ALM 2008: 315, 318; BFR<br />

2009) . Einige NKL sind aber erst im Zuge der Zulas sung privaten Rundfunks<br />

oder später ent standen und teilen das Selbst verständnis der Freien Radios nicht .<br />

Sie sehen sich <strong>zum</strong>eist als eigenständige Rundfunk veranstalter in privater Trägerschaft,<br />

die bürgernah und stark lokal orientiert das Angebot der privaten kommer<br />

ziellen und öffent lich-recht lichen Sender er gänzen . Oftmals orientieren sie<br />

sich dabei an eher klassi schen journalisti schen Konzepten (vgl . ALM 2008: 315;<br />

Merz 1998: 250) .<br />

offene Kanäle (oK)<br />

Offene Kanäle sind im Gegensatz dazu nicht in einem bottom-up-Prozess, sondern<br />

in einer top-down-Initiative ent standen . Im Rahmen der Zulas sung privater<br />

Rundfunk veranstalter waren sie Teil der Kabelpilotprojekte . Sie sind somit<br />

ganz im Sinne der Mediatisierungs theorie ein Resultat der Breitband verkabelung,<br />

deren Entwick lung diese experimentellen Projekte erst er möglichte (vgl .<br />

Walendy 1993: 306) . Die 1979 zusammen getretene „Experten gruppe Offener<br />

Kanal“ erarbeitete im Auftrag der Bundes zentrale für Politische Bildung ein<br />

Konzept für die Nutzung Offener Kanäle im Kabelnetz und orientierte sich dabei<br />

an den Erfah rungen der Open Channels oder Public Access Channels in den<br />

USA (vgl . Dahlhaus, Maurus & Schultheiß 1986: 7; Longolius 1980: 7) . Sie erklärte<br />

„die Erpro bung und Entwick lung neuer Kommunikations formen auf lokaler<br />

und regionaler Ebene und deren Auswir kungen auf das kulturelle und soziale<br />

Leben sowie auf die kommunikative Kompetenz der Beteiligten“ (Longolius<br />

1980: 23; Winterhoff-Spurk et al . 1992: 15) <strong>zum</strong> Ziel der OK . Das sollte durch<br />

einen offenen, chancen gleichen Zugang für alle interessierte Bürger geschehen,<br />

der durch das so genannte Prinzip der Schlange gewährleistet werden sollte .<br />

Demnach durften die Nutzer unstrukturiert in der Reihen folge ihrer Anmel dung<br />

für eine Sendezeit senden (vgl . Walendy 1993: 308) . 1984 ging mit dem OK<br />

Ludwigs hafen der erste deutsche Offene Kanal auf Sendung, begleitet von<br />

Kontro versen um die Gefahr des Missbrauchs und das politi sche Potenzial der<br />

Sender (vgl . ebd .: 306) . 23 Jahre später waren insgesamt 75 der ursprüng lich<br />

als zeit lich befristetes Experiment geplanten OK auf Sendung (vgl . ALM 2008:<br />

322 ff .; Winterhoff-Spurk et al . 1992: 15) . Ein Großteil der deutschen OK sendet<br />

aus schließ lich im Fernsehen, ledig lich sieben OK produzieren aus schließ lich<br />

Hörfunk programme . Die Nutzer der beiden Sender in Berlin und Kiel produzieren<br />

sowohl für Hörfunk als auch Fernsehen (ALM 2008: 313) . Träger von OK<br />

können gemein nützige Ver eine, die Landes medien anstalten selbst oder Misch -<br />

formen aus beiden sein (vgl . Buchholz 2003: 76; Nachtwey & Willers 1999: 82) .<br />

Während OK anfäng lich in erster Linie zugangs offene „technisch-organi sa torische<br />

Platt form[en]“ (Buchholz 2003: 77) waren, ver fügen sie inzwischen über<br />

ein deut lich größeres, von der jeweiligen Landes gesetz gebung ab hängiges Aufgaben<br />

spektrum . Neben der Ver mitt lung von Medien kompetenz sollen die OK<br />

das lokale Medien angebot er gänzen, sind meist stark lokal ver ankert und verfügen<br />

<strong>zum</strong> Teil über einen gesetz lichen Programm auftrag, ver gleich bar dem der<br />

öffent lich-recht lichen Sender (vgl . ALM 2008: 312) . Auch von dem Prinzip der<br />

Schlange hat man sich mittlerweile weitest gehend gelöst . In Folge der mangelnden<br />

Strukturierungs möglich keiten des Sende ablaufs und der daraus folgenden<br />

geringen Qualität des Programms hatte es den OK an Akzeptanz seitens der<br />

Rezipienten gefehlt (vgl . Buchholz 2003: 76) .<br />

Sowohl NKL als auch OK finanzieren sich in der Regel ganz oder teil weise<br />

durch Förde rung der Landes medien anstalten und Mitglieds beiträge aus Fördervereinen<br />

(vgl . ALM 2008 .: 313 ff .) . Sie werden grundsätz lich nicht kommerziell<br />

und werbefrei betrieben . 17 Sie ver arbeiten gezielt Informa tionen aus dem und<br />

für den lokalen Kommunikations raum (vgl . Willers 2002: 5) . Den produzierenden<br />

Nutzern werden die nötigen Produktions mittel, sowie eine fach liche Anleitung<br />

kosten los zur Ver fügung gestellt (vgl . Winterhoff-Spurk et al . 1992: 16) .m<br />

17 Eine Ausnahme stellen diesbezüg lich die NKL in Bayern dar, denen Werbung in<br />

begrenztem Umfang gestattet wird (vgl . Buchholz 2003: 8) .<br />

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