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3 ÜBErBlIcK ÜBEr Das ForschUNGsFElD 3.1 BÜrGEr rUNDFUNK<br />

chen, deren Belange in den besagten Medien nicht oder nur selten thematisiert<br />

werden (vgl . TLM 2004: 11; TLM 2007: 27 ff .; Buchholz 2003: 81) . Die Ausgleichs-<br />

und Ergänzungs funk tion steht somit in einem klaren Zusammen hang<br />

zu den oben auf gezeigten Defiziten der Medien öffentlich keit . Der Bürger rundfunk<br />

ist an gehalten, die inhalt lichen Folgen dieser Defizite gezielt auszu gleichen .<br />

In Niedersachsen wurde diese Funktion sogar in einem ge setz lichen Pro grammauftrag<br />

fest geschrieben (vgl . Niedersächsi sches Landes medien gesetz 2007:<br />

§ 27–31; ALM 2008: 312, 315 f .) .<br />

Ver mitt lung von Medien kompetenz<br />

Darüber hinaus kommt Bürger rundfunksendern die Aufgabe zu, ihren Nutzern<br />

medien bezogene Kompetenzen zu ver mitteln (vgl . TLM 2004: 20 f .; Buchholz<br />

2003: 81) . Schorb (2005) gibt einen anschau lichen Überblick über den komplexen<br />

Begriff der Medien kompetenz . Dem zufolge reicht diese „von der bloßen<br />

Anpas sung an die medien-ökonomi schen und -techni schen Vorgaben, also der<br />

Fertig keit, Medien zu bedienen, bis hin zur kritischen Reflexion und aktiven<br />

Gestal tung […], nicht nur der einzelnen Medien, sondern aller ver netzten sozialen<br />

und medialen Umgebun gen“ (Schorb 2005: 257) . Er unter scheidet dabei<br />

in Medien wissen, Medien bewer tung und Medien handeln . Medien wissen umschreibt<br />

das Wissen über techni sche und ästheti sche Aspekte der Produk tion<br />

von Medien inhalten (Funktions wissen), über Funktions weise und Strukturen<br />

des Medien systems (Strukturwissen) und die Fähig keit, sich in der an gebotenen<br />

Vielfalt von Informa tionen zu orientieren (Orientierungs wissen) . Medien bewertung<br />

meint die Kompetenz zur kritischen Reflek tion und Einord nung von Medien<br />

inhalten, während sich Medien handeln auf den aktiven Umgang mit Medien<br />

basierend auf Medien wissen und Medien bewer tung bezieht – das schließt<br />

sowohl rezeptives als auch produzierendes Handeln ein (vgl . ebd .: 259 ff .) .<br />

Der Begriff der Medien kompetenz habe seinen Ursprung dabei in der von<br />

Habermas ein geführten kommunikativen Kompetenz, welche „die Fähig keit, an<br />

gesell schaft licher Kommunika tion als politisch konstitutivem Element aktiv bestimmend<br />

teilzuhaben“ darstelle (vgl . ebd .: 257) . Auch hier findet sich somit<br />

ein deut licher Bezug zu den auf gezeigten normativen Ansprüchen und Defiziten<br />

der Öffentlich keit im Allgemeinen und der Medien öffentlich keit im Speziellen .m<br />

Darüber hinaus bieten die Bürger rundfunksender mancher Bundes länder, die<br />

keine AFEK ein gerichtet haben, inzwischen ver stärkt Aus- und Fortbildungsangebote<br />

an . Dies soll der Vollständig keit halber Erwäh nung finden, kann aber<br />

nicht als allgemeine normative Funktion auf den gesamten Bürger rundfunk bezogen<br />

werden (vgl . u . a . TLM 2007: 27 f .) .<br />

3.1.4 Bürger rundfunk im Wandel<br />

Der Bürger rundfunk befindet sich seit seiner Gründung in stetigem Wandel .<br />

Gegen wärtig sind drei hauptsäch liche Ursachen dafür zu identifizieren:<br />

Die zunehmende Konvergenz von oK und NKl<br />

Der bereits er wähnte Bürger rundfunk in Niedersachsen und Bremen steht exemplarisch<br />

für diesen Prozess . Das Konvergenzmodell arbeitet mit einem Programm<br />

auftrag, der im Wesent lichen mit den oben genannten Funktionen übereinstimmt<br />

– mit dem ent scheidenden Unterschied, dass es sich hierbei nun um<br />

gesetz liche Vorgaben handelt . Es ist nicht unwahrschein lich, dass sich diese<br />

Konvergenztendenzen, die sich bereits in der Praxis vieler Bürger rundfunkssender<br />

wider spiegeln, zukünftig auch in anderen Ländern auf die Gesetz gebung<br />

nieder schlagen werden (vgl . Niedersächsi sches Landes medien gesetz 2007:<br />

§ 27–31; ALM 2008: 316) .<br />

In den Ver bands strukturen des Bürger rundfunks spiegeln sie sich bereits<br />

deut lich wider . Zusätz lich zu den Bundes verbänden Freier Radios (BFR) und<br />

Offener Kanäle (BOK) wurde 2007 der Bundes verband Bürger- und Ausbildungs<br />

medien (BvBam) gegründet . Dieser beansprucht für sich, eine Vertre tung<br />

aller Bürger medien darzu stellen und nicht „jeweils nur spezielle Teile der vielfältigen<br />

Bürger medien-Szene ab[zubilden]“ (vgl . BvBam 2007) . Dies geschieht<br />

nicht zuletzt mit dem Ziel, den Bürger medien in Deutschland durch eine einheit<br />

liche Lobby ein stärkeres politi sches Gewicht zu ver leihen (vgl . ebd .; ALM<br />

2008: 318 f .) . Diese Ver bände, insbesondere aber BOK und BvBam, haben sich<br />

zu Kristallisations punkten unter schied licher Denkrich tungen ent wickelt . Zum<br />

einen lassen sich beim BOK Akteure finden, welche sich an den Ursprüngen<br />

der jeweiligen Bürger rundfunk konzepte orientieren . Und <strong>zum</strong> anderen sind viele<br />

Akteure, die den Bürger rundfunk als über geordnetes Gebilde aus allen genannten<br />

Konzepten betrachten, dem BvBam zuzu ordnen . 19<br />

Die politi sche Ver nachlässi gung der Bürger rundfunksender<br />

Der Bürger rundfunk in Nordrhein-West falen ver deut licht diese Tendenz der<br />

poli ti schen Ver nachlässi gung recht eindrucks voll . Bis vor Kurzem zeichnete sich<br />

dieser durch ein von Bürgern gestaltetes Sendefenster im Programm des pri-<br />

19 Dieser Eindruck ent steht aus der vor handenen Literatur (vgl . BvBam 2007; BOK<br />

2008; ALM 2008: 318 f .) .<br />

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