PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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7 DIsKUssIoN DEr ErGEBNIssE 7.2 ENTWIcKlUNGs MÖGlIch KEITEN DEs BÜrGEr rUNDFUNKs<br />
takte bei beiden unter suchten partizipativen Medien auf getreten sind, als Hinweis<br />
auf die gesell schaft liche Bedeu tung dieser Medien gewertet werden . Dem<br />
steht nicht ent gegen, dass die Aus- und Fortbildungs funk tion als Teilmenge des<br />
Medien kompetenzerwerbs eine unter geordnete Rolle für die produzierenden<br />
Nutzer beider Formen partizipativer Medien spielt, da diese Funktion für den<br />
Zugang zur Öffentlich keit nicht bedeutend ist . Interessant für den Ver gleich von<br />
Bürger rundfunk und partizipativen Internetplatt formen ist der deut liche Unterschied<br />
im Bezug auf die Integrations funk tion . Bei den unter suchten Bürgerrund<br />
funksendern wurde die Integra tion mehrerer produzierender Nutzer deutlich,<br />
während sich bei den unter suchten partizipativen Internetplatt formen<br />
ledig lich ein Nutzer ent sprechend äußerte . Dies deutet darauf hin, dass der<br />
Bürger rundfunk über Eigen schaften ver fügt, die es ihm eher ermög lichen, Angehörige<br />
aus geschlossener Gruppen in gesell schaft liche Strukturen einzu binden .<br />
Obwohl die Integrations funk tion für den Zugang zur Öffentlich keit keine zentrale<br />
Rolle einnimmt, kann man dies dennoch als Indiz auf die Breite der gesellschaft<br />
lichen Bedeu tung des Bürger rundfunks werten .<br />
Neben den normativen Funktionen des Bürger rundfunks und den durch die<br />
Experten genannten zusätz lichen normativen Funktionen konnten weitere Funktionen<br />
empirisch nach gewiesen werden, die partizipative Medien für ihre produzierenden<br />
Nutzer er füllen . So nutzen diese die Untersuchungs objekte, um<br />
mit anderen Nutzern in einen Austausch über Themen zu treten . Diese Diskursfunk<br />
tion ist eine weitere wichtige Komponente, welche Validierungs prozesse in<br />
der Öffentlich keit unter stützen kann . Die Ergebnisse zeigen, dass zahl reiche<br />
produzierende Nutzer partizipativer Medien zivilgesellschaf lich aktiv und in<br />
ent sprechende Netz werke integriert sind . Darüber hinaus sehen produzierende<br />
Nutzer ihr Engagement bei partizipativen Medien als Möglich keit, um in Kontakt<br />
mit zivilgesell schaft lich aktiven Bürgern und Gruppen zu treten bzw . diese<br />
unter einander zu ver netzen . Im Zuge dieser Vernetzungs funk tion kommt es zu<br />
einer Überschnei dung von Thematisierungs prozessen in der Öffentlich keit und<br />
der Bezugnahme auf gesellschafts politi sche Akteure . Dadurch wird ermög licht,<br />
dass Themen und Argumente zivilgesellschaf licher Gruppen Zugang zur Öffentlich<br />
keit er halten und die unter schied lichen zivilgesellschaf lichen Akteure gegenseitig<br />
Kenntnis voneinander er halten können . Eine weitere empirisch fest gestellte<br />
Funktion der partizipativen Medien ist die Unterhaltungs funk tion . Es hat<br />
sich gezeigt, dass produzierende Nutzer bei partizipativen Medien aktiv sind,<br />
um Zerstreuung, Unterhal tung und Spaß zu finden . Die Unterhaltungs funk tion<br />
hat zwar keinen direkten Bezug zur Öffentlich keit, ist aber eine wich tige zusätzliche<br />
Motiva tion für die Nutzer, die von den partizipativen Medien ein geräumte<br />
Möglich keit zur Artikula tion wahrzunehmen .<br />
Vor allem die Diskurs funk tion und die Ver netzungs funk tion unter streichen<br />
durch ihre Unterstüt zung der Transparenz- sowie der Validierungs funk tion der<br />
Öffentlich keit, die gesell schaft liche Bedeu tung partizipativer Medien . Während<br />
sich produzierende Nutzer beider Formen partizipativer Medien im Bezug auf<br />
die Vernet zung zivilgesell schaft lich aktiver Bürger äußerten, kann man zwischen<br />
Bürger rundfunk und partizipativen Internetplatt formen einen deut lichen Unterschied<br />
in der Erfül lung der Diskurs funk tion er kennen . Es er scheint also plausibel,<br />
anzu nehmen, dass es den produzierenden Nutzern innerhalb partizipativer<br />
Internetplatt formen auf Grund von medien spezifi schen Eigen schaften, wie der<br />
Interaktivität von Kommunika tion leichter fällt, sich an Diskursen zu beteiligen .<br />
Dies kann als Hinweis auf eine besondere Bedeu tung partizipativer Internetplatt<br />
formen im Hinblick auf Validierungs prozesse in der Öffentlich keit gewertet<br />
werden .<br />
Zusamm fassend kann fest gestellt werden, dass es im Rahmen der Media tisie<br />
rung zwischen den Funktionen partizipativer Medien zu einer Ausdifferenzie<br />
rung kommt . Partizipative Internetplatt formen er gänzen dabei das Angebot<br />
des Bürger rundfunks, ohne dass sie es er setzen könnten . Vielmehr er weitern<br />
sich die Artikulations möglich keiten der Bürger, was im Bezug auf die Erfül lung<br />
der Transparenz funk tion der Öffentlich keit, positiv zu bewerten ist .<br />
Auch wenn die Ergebnisse nur im Bezug auf die Transparenz funk tion der<br />
Öffentlich keit ab schließende Aussagen zulassen, so zeigen sich doch viel versprechende<br />
Möglich keiten für die Stärkung der Validierungs funk tion, aus der<br />
sich Anknüpfungs punkte für eine weiter gehende Forschung ergeben . Daraus<br />
ergibt sich die Frage, wie Rezipienten die Angebote partzipativer Medien wahrnehmen<br />
und wie eine von produzierenden Nutzern intendierte Validie rung von<br />
zivilgesell schaft lichen Akteuren und dem politi schen System auf genommen<br />
wird .<br />
Unabhängig davon hat sich gezeigt, dass partizipative Medien eine Bereicherung<br />
demokratisch ver fasster Gesell schaften darstellen und somit aus der hier<br />
ein genommenen normativen Perspektive unter stützt und weiter entwickelt werden<br />
sollten . Welche Entwicklungs pfade sich für den Bürger rundfunk aus den<br />
Erkenntnissen ergeben, soll im Folgenden diskutiert werden .<br />
7.2 Entwicklungs möglich keiten des Bürger rundfunks<br />
Im Hinblick auf die weitere Entwick lung des Bürger rundfunks kommen zunächst<br />
drei mögliche Pfade in Betracht . Erstens könnte der Rundfunk weiter hin als<br />
einziger Ver breitungs kanal genutzt werden, wäre aber vermut lich unattraktiv<br />
für die im Internet sozialisierten Nutzer genera tionen . Hinzu kommt, dass sich<br />
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