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PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt

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2 ThEorETI schE VorÜBErlE GUNGEN<br />

repräsentieren darf . Laut Udo Branahl wurde dieser Ansatz „im Mehrwertsteuerurteil<br />

bestätigt […] und in seiner Entschei dung über die Ver anstal tung<br />

von Rundfunksen dungen im Saarland“ (Branahl 1992) weiter geführt . Dieses<br />

sind die Urteile BVerfGE 31, 314 und BVerfGE 57, 295 .<br />

Für die Vielfalt wurden somit im Folgenden zwei ver schiedene Prinzipien<br />

ein geführt: So sollte für den öffent lich-recht lichen Rundfunk die innere Vielfalt<br />

gelten (BVerfGE 57, 295), die die Vielfalt innerhalb eines einzelnen Programms<br />

gewährleistet und vom Gesetz geber kontrolliert wird, während für den privaten<br />

Rundfunk die äußere Vielfalt aus schlag gebend ist, so dass also alle privaten<br />

Programme insgesamt Vielfalt herstellen müssen . In diesem so genannten<br />

„FRAG-Urteil“ verpf lichten die Richter aber weiter hin die Ver anstalter zu wahrheits<br />

gemäßer, umfassender und sachgemäßer Informa tion .<br />

Auch für das Lokalfernsehen halten die Bundes verfassungs gerichts urteile Bestim<br />

mungen bereit: So heißt es im sechsten Rundfunkurteil, dass vom Lokal-<br />

und Regionalfernsehen keine Grund versor gung gewährleistet werden kann, da<br />

„weder private noch öffent lich-recht liche Regional- und Lokalprogramme ihre<br />

Sendun gen ganztägig mit Gegenständen von spezifisch-regionalem oder lokalem<br />

Bezug bestreiten“ können und die Grund versor gung so vom landes weiten Fernsehen<br />

getragen wird (BVerfGE 83, 238) . Dennoch wird dem regionalen und<br />

lokalen Fernsehen eine wachsende Bedeu tung zu geschrieben und deswegen<br />

müsse auch hier „in ihm die bestehende Meinungs vielfalt des jeweiligen engeren<br />

räum lichen Bereichs <strong>zum</strong> Ausdruck“ gelangen (ebd .) .<br />

Der zwischen den Bundes ländern geschlossene Staats vertrag für Rundfunk<br />

und Telemedien spricht lokalem und regionalem Rundfunk zudem besondere<br />

Förderungs möglich keiten zu .<br />

Die genauen Bestim mungen für Zulas sung und Anforde rungen für private<br />

Rundfunk betreiber regeln die Länder in den Landes medien gesetzen . Sie gelten<br />

für Rundfunk und so auch für das Lokalfernsehen . Im Hinblick auf den Untersuchungs<br />

gegen stand soll nach dem Prinzip des außen pluralen Modells untersucht<br />

werden, ob lokales Fernsehen einen Beitrag zur Vielfalt der Gesamt heit<br />

professioneller lokaler Medien angebote leistet .<br />

2.3.2 Publizisti sche Vielfalt aus<br />

kommunikations wissen schaft licher sicht<br />

Rager und Weber (1992) sehen in der publizisti schen Vielfalt die „dienende<br />

Funktion“ demokrati scher Meinungs- und Willens bildung (vgl . Rager & Weber<br />

1992: S . 8) . Für sie ist die „publizisti sche Vielfalt ein Angebot, das in unterschied<br />

lichen Markt segmenten der Massen medien größtmög liche Vielzahl und<br />

2.3 Das GEBoT DEr PUBlIZIsTI schEN VIElFalT<br />

Unterschiedlich keit von Informa tionen und Meinun gen repräsentiert“ (ebd .<br />

a . a . O .) . Dabei sind die realen Meinun gen und Interessen in Ver einen, Parteien<br />

und Interessens gruppen organisiert, die auf dem Wege der Öffentlich keit Begeg<br />

nung, Streit und Ver ständi gung aus tragen sollen . So werden die Massenmedien<br />

zur Artikulations oberfläche, die Unterschiedlich keit und die Vielzahl<br />

<strong>zum</strong> Transportmittel für einen Markt der Meinung . Diese Vielzahl bei gleichzeitiger<br />

Unterschiedlich keit lässt sich als außen plurales Modell bezeichnen (vgl .<br />

Rager & Weber 1992, McQuail 1992) . Dem gegen über steht ein binnen plurales<br />

Modell, welches (in Abwesen heit von Außen pluralität) intramedial die Vielfalt<br />

der Ansichten, Meinun gen und Themen sowie Chancen gleich heit zwischen verschiedenen<br />

Gruppen und Akteuren im einzelnen Medium ver wirk lichen soll<br />

(vgl . Rager & Weber 1992, McQuail 1992, Schwarb 2007) . Doch die „größtmög<br />

liche Vielfalt“ (Rager & Weber 1992: S . 10) stößt an ihre Grenzen, wenn<br />

Selektions funk tion, Komplexitäts reduk tion der Journalisten und Massen medien<br />

zu dieser Vielfalt in Widerspruch treten (vgl . ebd .) .<br />

Hinzu kommt, dass ein „immer mehr“ an Inhalten und gleichzeitiger marktwirtschaft<br />

licher Auftei lung von Nutzern und Rezipienten zu einer „Beliebig keit<br />

der Inhalte führt, deren Stellen wert im Unklaren bleibt“ (Rössler 2000: S . 150) .<br />

Rössler postuliert, dass ein gemeinsamer Diskurs eines Themas durch Fokussierung<br />

die Integrations funk tion der Medien erfüllt und somit wünschens wert ist .<br />

Dem gegen über „birgt aber auch ein Zuviel an Fokussie rung dysfunktionale<br />

Nebeneffekte, nämlich die einer Monopolisie rung des Themen spektrums durch<br />

erfolg reiche Agenda-Setter“ (ebd .) . Eine Balance zwischen Fokussie rung und<br />

Vielfalt muss hergestellt werden . Zur Analyse von medialer Differenzie rung führt<br />

Rössler ein Modell ein, welches drei Analyse ebenen außen plural (Makroebene,<br />

Mesoebene) wie innen plural (Mikroebene) darstellt:<br />

MAKROEBENE<br />

(System)<br />

MESOEBENE<br />

(Sender, Genres)<br />

MIKROEBENE<br />

(Akteure, Themen, Berichtsanlässe,<br />

Bildsequenzen)<br />

technische<br />

KONVERGENZ<br />

inhaltliche<br />

Fokussierung Vielfalt<br />

THEMATISIERUNG<br />

BEWERTUNG<br />

Konsonanz Dissonanz<br />

MIKROEBENE<br />

(Akteure,Themen, Berichtsanlässe,<br />

Bildsequenzen)<br />

PROZESSE<br />

Exklusivität<br />

Zeitgleiche Publikation<br />

Themenführerschaft<br />

abbil dung 5: Ebenen der Vielfalts messung nach Rössler 2000: S . 152 (eigene Darstellung)<br />

.<br />

214 215

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