PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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4 ForschUNGs BEFUNDE 4.2 BEFUNDE DEr ExPErTEN INTErVIEWs<br />
Millio nen investi tion geht, die der Kreis tragen soll“ (5/47) . „In erster Linie<br />
orientieren wir uns daran, dass wir ver suchen, den Leuten in unserem Gebiet<br />
die Informa tionen zu bieten, wo wir davon aus gehen, dass sie die gerne haben<br />
möchten . Dass sie wissen wollen, was sozu sagen in ihrer Region läuft und das<br />
auf der ganzen Bandbreite . Vom Politischen (Gemeinder atstätig keiten) bis in die<br />
Ver einstätig keiten und dazwischen ist der Sport und die Kultur und die Polizeinachrichten<br />
und der Gerichts bericht, also das ist erstmal die gesamte Bandbreite,<br />
die ver suchen wir ganz bewusst in den Blick zu nehmen und haben<br />
deshalb auch, im Gegensatz zu anderen lokalen Zeitun gen, beispiels weise eine<br />
regelmäßig er scheinende eigene lokale Kulturseite, weil bei uns einfach so viel<br />
los ist . Sport sowieso, und dann auch, wenn Sie die Zeitung analysiert haben …<br />
Also wir haben das Anfang des Jahres jetzt zusätz lich ein geführt, dass wir sozusagen<br />
regelmäßig eine Seite über die Nordregion haben, was so ungefähr hier<br />
[zeigt] lang geht, ja, eine Südregions eite haben, wo auch viele Informa tionen<br />
aus dem Bereich drauf kommen und auch in normalen Reihen, also so ist die<br />
lokale Aufgliede rung erstmal“ (5/22) .<br />
Langer macht deut lich, dass TV Alten burg bewusst andere Akteure zu Wort<br />
kommen lässt, als jene, die in der Zeitung auf getaucht sind, um „neue Aspekte“<br />
in die Diskussion einzu bringen (6/40) .<br />
Frau Grötsch unter streicht eben falls die Informations funk tion ihrer Lokalzeitung:<br />
„uns geht es darum, wirk lich die Leser objektiv zu informieren über<br />
alles, was im Landkreis statt findet . Also an gefangen von Politik über Wirtschaft,<br />
Land wirt schaft – wir sind hier ja ein landwirt schaft lich geprägtes Gebiet – bis<br />
hin zu Ver eins wesen und Kindergarten“ (4/15) .<br />
Wie auch der Jenaer Fernsehmacher weist Langer auf die medienimmanenten<br />
Besonder heiten und Chancen des Mediums Fernsehen hin . Besonders bei<br />
Akteurs-Statements schlage sich hier positiv nieder, dass Aussagen eins zu eins<br />
wieder gegeben werden können, die Zitierten nicht im Nach hinein vor werfen<br />
könnten, sie hätten eine Aussage nicht in dieser Form getätigt . Das trägt zur<br />
Authentizität des Mediums bei .<br />
Mike Langer problematisierte im Gespräch die Finanzierungs situa tion . In<br />
einem kleinen lokalen Raum gebe es mitunter Überschnei dungen zwischen<br />
Werbe kunden und politi schen Akteuren . Hier sieht sich Langer als Geschäftsführer<br />
der Produktions firma in einem Konflikt mit seiner Rolle als Journalist .<br />
Diese Überschnei dungen seien „das größte Problem was Lokalfernsehen hat“,<br />
und Grund, warum er eine „öffent lich-recht liche Finanzie rung“ ins Gespräch<br />
bringt (6/42) . Bei derartigen Konflikten hätte TV Alten burg aber trotzdem immer<br />
kritische Berichterstat tung gebracht, auch wenn ein Werbekunde betroffen gewesen<br />
sei .<br />
Ein generelles Problem: Für politi sche Beiträge gebe es keine Gegen finanzierung,<br />
deshalb über nehme Langer diese selbst: „Die drei Stunden, die ich selber<br />
[…] bei der Stadtrats sitzung sitze, kriege ich nicht bezahlt . Wenn ich einen<br />
Redakteur dafür einstellen müsste, könnte ich den da nicht hinschicken“ (6/46) .<br />
4.2.3 Gespräche mit <strong>Thüringer</strong> Medien experten<br />
Der Direktor der <strong>Thüringer</strong> Landes medien anstalt, Jochen Fasco, misst Lokalfernsehen<br />
sogar nicht nur eine er gänzende Funktion bei, sondern eine „gleichberechtigte<br />
Position neben anderen lokalen Medien“ (7/14) . Lokales Fernsehen<br />
habe die Chance, lokale Demokratie zu bereichern, so sei es ein „wünschenswerter<br />
Zustand“, wenn mit Zeitung, Bürger medien und lokalem Fernsehen eine<br />
Vielfalt an Medien vor Ort gebe . Durch diese Vielfalt „wird der politi sche Diskurs<br />
befördert“ (7/26) . Die Stärke von Lokal-TV liege in der Nähe zu den Themen<br />
und Akteuren vor Ort, denn man wisse, „wen man vor Ort fragen soll“ (7/18) .<br />
Fasco macht dies an anschau lichen Beispielen fest: „Ich denke, dass ein Sender<br />
in Bad Berka, wenn es um Geschehnisse in der Herzklinik geht, oder der Sender<br />
aus Gotha, wenn irgendwas auf Schloss Frieden stein passiert ist, oder in<br />
Jena, wenn an der Uni irgendetwas Berichtens wertes passiert, sehr viel näher<br />
den Blick auf das Eigent liche hat, als der öffent lich-recht liche Sender oder ein<br />
Subunternehmen, das von Erfurt aus gesehen heraus fährt und seine Beiträge<br />
einsammelt“ (7/18) . In der Kenntnis der Gegeben heiten vor Ort sieht Fasco<br />
somit einen erheb lichen Vorteil beispiels weise gegen über dem regional berichtenden<br />
Mitteldeut schen Rundfunk . Hinzu kommt die Chronisten funk tion, die<br />
Fasco für wichtig hält: „Gerade lokales TV ist für die Kommunen, die das Glück<br />
haben, eine solche Institu tion bei sich zu wissen, ein wirk lich kleiner medialer<br />
Goldschatz, in dem Aktuelles präsentiert und hinterfragt wird und das Geschehen<br />
der letzten Jahre digital gelagert ist“ (7/12) . Bekannt und bewusst ist<br />
ihm die schwierige Finanzierungs situa tion, die seit der Gründung von Lokalfernsehen<br />
besteht . So sei, als das Gesetz in den Landtag ein gebracht und beschlossen<br />
wurde, der geringe Werbemarkt als Haupt problem an gesehen worden,<br />
man wollte lokales Fernsehen „aber nicht ver bieten, sondern dem Unter nehmertum<br />
eine Chance geben, lokale elektroni sche Medien anzu bieten“ (7/2) .<br />
Der Medien wissen schaftler Prof . Dr . Wolfgang Seufert (Universität Jena) bewertet<br />
den Vielfalts beitrag lokalen Fernsehens in einem Experten interview als<br />
wichtig für lokale Demokratie: „Wenn man […] unser demokrati sches System<br />
akzeptiert, dann muss man ja davon aus gehen, dass es auf der lokalen regionalen<br />
Ebene […] Medien braucht, damit so eine Art Orientierungs funk tion im<br />
politi schen Bereich über haupt möglich ist . Das heißt, ohne Lokalmedien haben<br />
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