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6 ErGEBNIssE<br />

pädagogi schen Angebote des Bürger rundfunks nicht durch das Internet ersetzt<br />

werden könnten . Die Ausgleichs- und Ergänzungs funk tion in Bezug auf den<br />

lokalen Kommunikations raum könne wegen der fehlenden Reichweite und der<br />

zufälligen Rezep tion im Internet nicht erfüllt werden (Buchholz) . Darüber hinaus<br />

sei der Bürger rundfunk durch die Überschau bar keit seines Angebots im Vorteil<br />

(Ress mann) .<br />

Im Hinblick auf die Rezipienten gibt Rose den ungleichen Zugang <strong>zum</strong> Internet<br />

zu bedenken und Gawehn und Daumann betonen die am klassi schen<br />

Rund funk aus gerich teten Rezeptions gewohn heiten des Publikums . Reimann erwähnt<br />

die Überraschungs momente, die On-Demand-Angebote nicht bieten<br />

könnten, die aber eine eigene Qualität mit sich brächten . Jaenicke sieht im<br />

Bürger rundfunk vor allem das einzige Medium, das die Funktions kombina tion<br />

von gelebter Demokratie, Artikula tion, Integra tion, Medien kompetenz vermittlung,<br />

Bildung und lokaler Informa tion er füllen kann, für die es der Räumlichkeiten<br />

eines Senders bedürfe . Dem Internet fehle die damit einher gehende<br />

soziale Struktur, wodurch auch die Ver mitt lung von Medien kompetenz, sozialer<br />

und kommunikativer Kompetenz lokal nicht wahrgenommen werden könnte<br />

(Jaenicke, Linke, Menzel) .<br />

Resümee<br />

Die Experten interviews bestätigen den zunächst vor läufigen Charakter, den die<br />

Entstehung des Bürger rundfunks hatte . Offene Kanäle sind zusammen mit dem<br />

Kabelpilotprojekt als Experiment gestartet worden und Freie Radios dienten<br />

sozialen Bewegun gen zunächst als Mittel <strong>zum</strong> Zweck, um ihre politi schen Anliegen<br />

zu transportieren . Heute ist der Bürger rundfunk etabliert und weitestgehend<br />

in das Medien system integriert . Die geführten Interviews machen deutlich,<br />

dass dies vor allem durch einen „learning-by-doing“-Prozess möglich wurde,<br />

in dem sowohl Freie Radios als auch OKs aus den weniger erfolg reichen Umsetzungs<br />

elementen gelernt haben . Für den Bürger rundfunk insgesamt lässt sich<br />

eine größere Orientie rung am Rezipienten sowie eine ver stärkte Medien kompetenz<br />

vermitt lung, die eine Qualitäts steige rung nach sich zog, fest halten . In<br />

Bezug auf das Funktions spektrum des Bürger rundfunks führen die Experten<br />

über die in Kapitel 3 .1 .3 vor gestellten normativen Funktionen hinaus gehend die<br />

lokale Informations leis tung, die Aus- und Fortbil dung und das soziale und integrative<br />

Wirken der Sender an . Somit validieren die Experten die normativen<br />

Funktionen nicht nur, sondern er weitern auch das Funktions spektrum .<br />

Eine weitere Erkenntnis lag in der Experten aussage, dass der Bürger rundfunk<br />

deut lich weniger politisch sei als das in seiner Konzep tion vor gesehen und in<br />

6.1 ErGEBNIssE BÜrGEr rUNDFUNK<br />

seiner Anfangs zeit der Fall war . Die Experten interviews spiegeln darüber hinaus<br />

die Vielschichtig keit der Bürger rundfunkland schaft wider, bestätigen jedoch das<br />

gewählte Vorgehen einer generalisierenden Untersuchung von OK und NKL .<br />

Den Experten aussagen <strong>zum</strong> Ver hältnis von Bürger rundfunk und Internet<br />

wurde in diesem Auswertungs teil besondere Aufmerksam keit gewidmet, da sie<br />

wesent liche Impulse für die Beantwor tung der Forschungs frage geben konnten .<br />

Auffallend war die positive Grundeinstel lung aller Experten gegen über dem<br />

Internet, welchem große Potenziale, auch für die Erweite rung der Bürger rundfunkarbeit,<br />

zu gesprochen wurden . Dass nahezu überall schon eine erste Nutzung<br />

des Internets statt findet, spricht tendenziell für die Verbin dung beider Partizipations<br />

möglich keiten, was dadurch bestärkt wird, dass die Experten viele Möglich<br />

keiten genannt haben, diese Verbin dung auszu bauen . Nicht außer Acht zu<br />

lassen ist dabei die Tatsache, dass der Bürger rundfunk nach Aussage der Experten<br />

nicht einzig und allein im Internet existieren und praktizieren könnte . Die<br />

Experten schreiben den Sendern als soziale und physische Räume, in denen<br />

reale Begeg nungen statt finden können, große Bedeu tung zu . Gerade Medienkompetenz<br />

vermitt lung und sozial-integrative Funktionen seien nur so umsetzbar<br />

. Diese Einschät zungen sind in die Interviews mit den produzierenden<br />

Nutzern von Bürger rundfunksendern und Internetplatt formen ein gegangen und<br />

haben somit den Blick winkel der Studie er weitert .<br />

6.1.2 auswer tung des offenen hörfunk kanals radio Funk werk<br />

Beschrei bung des senders radio Funk werk<br />

Radio Funk werk ist ein Offener Hörfunk kanal in der Träger schaft der TLM, der<br />

in Erfurt seinen Sitz hat und 1999 das erste Mal in Erfurt und Weimar on air<br />

ging . Radio Funk werk teilt sich mit zwei NKL (Radio F . R . E . I . und Radio Lotte),<br />

dem Studenten radio der Bauhaus Universität in Weimar sowie Ereignis radioprojekten<br />

die Frequenz . Dadurch sendet Radio Funk werk in Erfurt wöchent lich<br />

61 Stunden, in Weimar 59 Stunden pro Woche (TLM 2009: 17) . Der Sender<br />

besitzt im Ver gleich zu den anderen Bürger rundfunkangeboten in Thüringen<br />

die größte techni sche Reichweite und die meisten potenziellen Nutzer . Die techni<br />

sche Gesamtreichweite beträgt 330 .000 Einwohner . Im April 2009 zählte Radio<br />

Funk werk 3 .516 ein getragene Nutzer . Im Jahr 2008 waren davon 668 Nutzer in<br />

77 Redaktions gruppen aktiv (TLM 2009: 17, 25) . Die Nutzer produzieren ein<br />

breites Spektrum an Sendun gen: von einer Sendung von und für Senioren über<br />

Sendun gen von und mit Menschen mit Behinde rungen, Formaten für Schüler<br />

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