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2 ThEorETI schE VorÜBErlE GUNGEN 2.3 Das GEBoT DEr PUBlIZIsTI schEN VIElFalT<br />

Das Modell er läutert im Rahmen der einzelnen Analyse ebenen eine vergleichende<br />

Untersuchung auf der Makro- und Mesoebene nach konvergierenden<br />

oder differenzierten Inhalten, sowie nach zeit lichen, inhalt lichen und bewertenden<br />

Momenten der Analyse, die auch in dieser Forschungs tradi tion<br />

stehen . Doch besonders auf der Mikroebene stellt Rössler „erheb liche Defizite“<br />

in der Quantität bisheriger Untersuchungen von Vielfalt fest (Rössler 2000:<br />

S . 153) .<br />

Auch Knoche (1980) wehrt sich gegen die Hypothese, dass eine simple Erhöhung<br />

der Vielzahl von Medien angeboten automatisch zu einer Vielfalt an<br />

Inhalten führt . Er sieht die Notwendig keit von Messun gen zur Klärung von<br />

etwaigen Zusammen hängen von Konzentrations tendenzen mit potenziell abnehmender<br />

publizisti scher Vielfalt . Er bietet eine weitere Kategorisie rung von<br />

publizisti scher Vielfalt für ein Analyseraster .<br />

Zunächst differenziert er den Begriff Vielfalt in drei Bedeutungs dimensionen:<br />

– wirtschaft liche Vielfalt (Zahl der Medien unternehmen)<br />

– redaktionelle Vielfalt (Zahl der Redak tionen)<br />

– publizisti sche Vielfalt (unter schied liche inhalt liche Angebote)<br />

Darüber hinaus zeigt er weitere drei Dimensionen von publizisti scher, also inhaltlicher<br />

Vielfalt, an (siehe Abb . 6) .<br />

Knoche er läutert in seinen Ausfüh rungen zur Messbar keit, dass insbesondere<br />

die intramediale Vielfalt zu ver gleichenden Analysen noch weitere Ebenen<br />

öffnen kann, wie <strong>zum</strong> Beispiel die Differenzie rung von Lokalteil und Mantelinhalten<br />

. In seinen weiteren Vertie fungen benennt er die Vielfalt an Informationen<br />

und die Vielfalt an Tendenzen und Meinun gen . Er ver weist bei seinem<br />

Analyseraster jedoch auf die zusätz liche Wert entschei dung, dass ohne ein<br />

weiteres objektives Analyseinstrument aus der alleinigen Vielzahl der etwaig<br />

Theoretische<br />

Vielfaltsdimension<br />

Publizistische Vielfalt<br />

Vielfaltsform Intermediale Vielfalt Intramediale Vielfalt Binnenvielfalt<br />

Empirische<br />

Bezugsebene<br />

Mediensystem Mediengattung<br />

Medium /<br />

Beitrag<br />

abbil dung 6: Dimensionen publizisti scher Vielfalt in Anleh nung an Trebbe 1996: S . 9<br />

(eigene Darstel lung) .<br />

fest gestellten analysier baren Inhalte noch keine faktische Vielfalt kausal herzuleiten<br />

ist (vgl . zusammen fassend Knoche 1980: S . 127–134) .<br />

McQuail und van Cuilen burg (1982) ver stehen eben falls hinter dem Konzept<br />

der Vielfalt das pluralisti sche System eines liberalen demokrati schen Staates .<br />

Darüber hinaus ver orten sie die Massen medien in einer Massen gesell schaft der<br />

ab nehmenden sozialen Bindun gen und der hohen Individualisie rung in eine<br />

Ver dachtsposi tion, in der die Medien maß geblich zu Prozessen der Vermas sung<br />

beitragen . Aus dieser Sicht sehen sie „Vielfalt als einen Wert, der durch diese<br />

Tendenzen zur Ver einheit lichung und Zentralisie rung bedroht wird“ (McQuail &<br />

Van Cuilen burg 1982: S . 681) . Im Zuge dieses Postulats sehen sie Vielfalt als<br />

eine Vorausset zung des Wandels und des anhaltenden Meinungs pluralismus .m<br />

Im Hinblick auf die externe und interne Vielfalt führen sie die Überle gung ins<br />

Feld, dass je mehr interne Vielfalt in einem Medium vor herrscht und als Angebot<br />

für dasselbe Publikum adressiert ist, es desto mehr Möglich keiten zur<br />

faktischen Wahlfrei heit und zu Wandel bietet, während eine hohe externe Vielfalt<br />

mit gleichzeitig geringer interner Vielfalt zu Isola tion von Meinun gen führt<br />

und konflikt theoretisch kontraproduktiv zu betrachten ist . (vgl . McQuail & Van<br />

Cuilen burg 1982) .<br />

Zur Analyse dieser Hypothesen bieten sie das Konzept der reflective diversity<br />

(Spiege lung) gegen über dem Konzept der open diversity (Offen heit) an . In<br />

dieser Untersuchungs methode werden Medien inhalte mit Merkmalen der Bevöl<br />

ke rung relational miteinander verg lichen . Wird die Gesell schaft ent sprechend<br />

ihrer quantitativen Strukturen von einem Medium ab gebildet, ist dies eine<br />

Spiege lung und hat konservative Züge, da Minder heiten und Randgruppen entsprechend<br />

ihres gesell schaft lichen Status kaum zu Wort kommen . Bietet ein<br />

Medium jedoch allen Gruppen gleichermaßen Raum, so ist die Rede von Offenheit<br />

. Nach McQuail und van Cuilen burg führt die Spiege lung zu Verzer rungen,<br />

die „self full filling“ (S . 686) sind, da alles Neue und auch Wandel zunächst von<br />

Minder heiten und ihren Meinun gen aus gehen (McQuail & Van Cuilen burg<br />

1982) . In einer anderen rezipienten orientierten Annahme stellt McQuail fest,<br />

dass zwischen content as sent und content as received zu unter scheiden ist<br />

(vgl . McQuail 1992) . Während eine Inhalts analyse auf reiner Angebots ebene<br />

bleibt, ist eine konzeptuelle Befra gung über die tatsäch lich wahrgenommenen<br />

Inhalte auf Rezipienten seite eine wichtige Vorausset zung, um Vielfalt als solche<br />

in ein sozialwissen schaft liches Wertungs gefüge zu fassen .<br />

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