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PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt

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6 ErGEBNIssE 6.1 ErGEBNIssE BÜrGEr rUNDFUNK<br />

Rose nur vage vor handen und ent wickelte sich erst langsam (Rose) . Beeinflusst<br />

wurden die Sender dabei durch Koopera tionen mit ähnlichen Radioinitiativen<br />

im In- und Ausland (Menzel, Reimann, Rose) . Häufig haben die Sender zu<br />

Beginn nur bestimmte Aktionen sozialer Bewegun gen begleitet, dabei ohne<br />

Lizenz gesendet und erst im Laufe ihres Bestehens für ihre Legalisie rung gekämpft<br />

(Menzel, Rose) . Dabei ist laut Rose für die Nach haltig keit einer Radioinitiative<br />

vor allem der Zusammenhalt motivierter produzierender Nutzer bedeutsam<br />

gewesen . Laut Gawehn schien den OKs genau dies zu fehlen: So mangelte<br />

es dem OK Radio Funk werk, trotz Sendelizenz und gesetz licher Unterstüt zung,<br />

an Mitstreitern, die erst hartnäckig an geworben werden mussten .<br />

Menzel und Rose, beide Geschäfts führer von Freien Radios, sind der Meinung,<br />

dass OKs bewusst gegen das selbstorganisierte Modell der Freien Radios<br />

gesetzt wurden, während sowohl Daumann als auch Jaenicke nicht sehen, dass<br />

der OK ein Kontrast programm darstellen sollte, sondern Freie Radios wegen<br />

ihrer politi schen Ausrich tung schlichtweg als völlig andere Art des Rundfunks<br />

betrachten .<br />

Das Konzept des Bürger rundfunks<br />

Die an gesprochenen Konzepte ver fügen laut der Mehrzahl der Experten über<br />

große Schnitt mengen, die ihre gemeinsame Betrach tung ermög lichen . So sei<br />

grundsätz lich beiden die Ermög lichung von Bürger beteili gung bei geringen Zugangs<br />

hürden gemeinsam (Ress mann) . Buchholz, als Mitgestalter des niedersächsi<br />

schen Konvergenzmodells über zeugt von der Verein bar keit beider Konzepte,<br />

sieht weitere Gemeinsam keiten im lokalen Bezug, der Werbefrei heit und<br />

der Medien kompetenz vermitt lung 29 und meint, weder Beteiligungs motive noch<br />

produzierte Inhalte seien von der Art der Sender ab hängig . Beide Konzepte würden<br />

sich des Weiteren von anderen Medien angeboten ab grenzen (Buchholz)<br />

und seien damit offen für Abweichungen von gängigen Formaten (Reimann) .<br />

Auch messen die Experten beiden Konzepten eine große normativ-demokratische<br />

Bedeu tung bei . Die Interviews haben nichts destotrotz einige Differenzen<br />

zwischen OK und NKL, insbesondere Freien Radios ver deut licht, die sich in<br />

erster Linie in der Frage des politi schen Selbst verständnisses nieder schlagen . So<br />

würden sich Freie Radios in der Regel als autonome politi sche Akteure (Linke)<br />

mit dem dezidierten Anspruch, eine Gegenöffentlich keit herzu stellen, begreifen,<br />

die sich unter anderem durch Parteilich keit gegen über anderen Medien auszeichneten<br />

(Reimann) . Für OKs stünde dagegen die Artikulations möglich keit der<br />

Bürger im Vordergrund (Linke) . Die in den Statuten Freier Radios fest gehalte-<br />

29 Siehe dazu Kapitel 3 .1 .2<br />

nen Grundsätze 30 stellten Beteiligungs bedin gungen dar, die deut lich über die<br />

der OKs 31 hinaus gingen . Daher sei der Zugang zu Freien Radios nur beschränkt<br />

frei (Menzel, Linke) .<br />

Anders als bei OKs, bemühe man sich in Freien Radios um Basis demokratie,<br />

flache Hierarchien, möglichst große Redak tionen und engagiere sich nicht ausschließ<br />

lich für die eigene Sendung (Linke, Reimann, Rose) . Dagegen finde der<br />

einzige gestalteri sche Einfluss auf den produzierenden Nutzer im Rahmen der<br />

OKs laut Gawehn in Form von Medien kompetenzförde rung statt . Das so genannte<br />

Prinzip der Schlange, das in den Anfangs jahren aus dem Vorsatz der<br />

Nicht-Beeinflus sung gefolgt war, hätte allerdings die weit gehende Ver nachlässigung<br />

der Rezipienten zu Gunsten der Produzenten zur Folge (Buchholz, Ressmann)<br />

. Demgegenüber betont Menzel das in Freien Radios aus geprägte Bewusst<br />

sein für die Rolle des Publikums als notwendige Vorausset zung für<br />

funktionierende gesell schaft liche Kommunika tion . In Bezug auf die produ zierenden<br />

Nutzer in Freien Radios spricht Daumann von einer eher dynami schen<br />

Nutzer schaft, während Jaenicke betont, dass der OK Menschen häufig zur Beteili<br />

gung animieren müsse .<br />

Zusammen fassend haben sich in den Experten interviews folg lich durch aus<br />

Unterschiede zwischen den ver schiedenen Senderkonzepten gezeigt – in erster<br />

Linie bezüg lich politi scher Profil bildung und daraus resultierender Organisations-<br />

und Arbeits formen . Diese Unterschiede sind im Kontext der hier behandelten<br />

Fragestel lung aber als nachrangig zu betrachten, da die eingangs auf geführten<br />

grundsätz lichen Gemeinsam keiten sowohl NKL als auch OK als partizipative<br />

Medien aus zeichnen .<br />

Die normativen Funktionen des Bürger rundfunks<br />

Gegen stand der geführten Interviews waren unter anderem die gegen wärtigen<br />

normativen Funktionen des Bürger rundfunks . Dabei wurden zunächst in Übereinstim<br />

mung mit Kapitel 3 .1 .3 die vier Funktionen Artikula tion (Buchholz,<br />

Gawehn, Jaenicke, Menzel, Rose), Partizipa tion (Menzel, Ress mann), Ausgleich<br />

und Ergän zung (Buchholz, Gawehn, Jaenicke, Menzel, Reimann, Rose) und<br />

Medien kompetenz vermitt lung (Jaenicke, Linke, Ress mann, Rose) identifiziert<br />

und er läutert .<br />

30 Im Falle von Radio Dreyeckland sind das vor allem Antisexismus, Antirassismus,<br />

Antiklerikalismus, Kapitalis muskritik und im weitesten Sinne linke politi sche Positionen<br />

(Menzel, Reimann) .<br />

31 Wie in Kapitel 3 .1 .2 dargelegt, handelt es sich dabei ledig lich um einen Wohnsitz<br />

um Ver breitungs gebiet des jeweiligen OK und die ver fassungs mäßig gesetzten<br />

Grenzen der Legalität .<br />

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