PDF-Dokument zum Download - Thüringer Landesmedienanstalt
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4 ForschUNGs BEFUNDE<br />
Sie in der Regel wenig Möglich keiten, ver nünftig auszu wählen, wen Sie da<br />
wählen und wen nicht“ (8/22) . Lokale Sender sähen sich aber einem schwierigen<br />
Marktumfeld konfrontiert, daher schlägt er, wie auch in seiner 2008 veröffent<br />
lichten Studie, alternative Finanzierungs modelle lokalen Fernsehens vor .<br />
Ein Modell sei die höhere Beteili gung von Privat unternehmen (vgl . 8/10), was<br />
jedoch kritisch zu sehen sei, wenn diese Privat unternehmen Zeitun gen wären<br />
und dies dazu führe, dass sich Zeitungs- und Fernsehinhalte glichen: „Je stärker<br />
es dann eine bebilderte Ver sion dessen ist, was man eh schon in der Zeitung<br />
hat, desto weniger ist es natür lich ein Vielfalts beitrag“ (8/10) .<br />
Besonders Thüringen sei historisch bedingt durch die vielen Fürstentümer<br />
„geprägt durch kleine lokale Räume“, diese „Kommunikations räume mit teilweise<br />
geringen Einwohnerzahlen“ er schwerten wirtschaft lich trag fähige Lokal-<br />
TV-Produk tion . Es sei „wenn über haupt […] in ein paar Ver dichtungs räumen<br />
möglich, Lokalfernsehsender [zu] betreiben […], aber nicht flächen deckend über<br />
ganze Flächen staaten“ (8/8) . Man könne wirtschaft lich argumentieren: „Na ja,<br />
gut ich brauch mindestens 250 .000, also machen wir doch mal einen Sender<br />
für Ostthüringen .“ Seufert stellt dem ent gegen, ein solcher Sender könne aber<br />
„nicht in Gera das gleiche aus strahlen, wie in Jena, das geht einfach nicht und<br />
in Alten burg sowieso nicht“ (8/14) . Bei einem Blick auf die lands mannschaftliche<br />
Strukturie rung werde deut lich, „dass der Rennsteig die Grenze ist, zwischen<br />
den <strong>Thüringer</strong>n und den Franken in Thüringen“ und „dass Alten burg […]<br />
zu Sachsen gehören müsste […], weil die einfach mehr auf Leipzig hin orientiert<br />
sind“ (8/14) .<br />
Um publizisti sche Vielfalt zu sichern, spricht er sich für eine öffent liche<br />
„public-service“-orientierte Finanzie rung aus . Ein solches Finanzierungs modell<br />
müsse aber mit Auflagen zur Programm gestal tung einher gehen, um Vielfaltssiche<br />
rung leisten zu können . „Wenn man Lokalmedien einen wichtigen Funktions<br />
beitrag auch für Demokratie auf einer lokalen und regionalen Ebene zuspricht,<br />
dann […] recht fertigt es eine Art von öffent licher Unterstüt zung, aber<br />
eben nur mit der Auflage, dass […] eine bestimmte Kontrolle [statt findet]“<br />
[8/14) . Diese Kontrolle dürfe aber nicht durch „lokale Autoritäten“ geschehen,<br />
sondern müsste innerhalb eines gesell schaft lichen Rück kopplungs prozesses geregelt<br />
sein .<br />
4.2.4 Zusammen fassung der Befunde aus den Experten gesprächen<br />
Lokalfernsehen wird an den Standorten von den Lokalzeitungs machern durchaus<br />
als publizisti sche Konkurrenz wahr- und ernstgenommen . Diese Wertschätzung<br />
der publizisti schen Leistung deutet darauf hin, dass Lokalfernsehen auch<br />
4.3 BEFUNDE DEr rEZIPIENTEN BEFra GUNG<br />
in den Augen der Lokalzeitungs macher einen Beitrag zu publizisti scher Vielfalt<br />
leistet . Lokalfernsehen wird wegen seiner mediums spezifi schen Möglich keiten<br />
der Berichterstat tung (Bewegtbild) positiv bewertet . Vielfalts beiträge, oder <strong>zum</strong>indest<br />
Potenzial hierfür, werden durch die Experten der lokalen Zeitungsredak<br />
tionen und die Lokal-TV-Macher an genommen . Die Lokal-TV-Macher<br />
selbst messen ihrem Programm durch aus einen Vielfalts beitrag zu .<br />
Die Experten sind sich einig hinsicht lich der Frage des Zuschnitts von Sen degebieten<br />
. Lokale Prägun gen müssten in den kleinteiligen <strong>Thüringer</strong> Räumen<br />
be rücksichtigt werden, ist einhelliger Tenor . Lokalfernsehen in Thüringen sieht<br />
sich, besonders durch die kleinteiligen Ver breitungs gebiete, jedoch einem schwierigen<br />
wirtschaft lichen Umfeld konfrontiert . Unter anderem von Seiten der Medienmacher<br />
wurde eine öffent liche (Mit-)Finanzie rung als Möglich keit der Vielfaltssiche<br />
rung diskutiert .<br />
Im Kapitel 5 werden die Forschungs fragen in Bezug gesetzt zu den Aussagen<br />
der befragten Experten und in diesem Zusammen hang ausführ lich ein geordnet .<br />
4.3 Befunde der rezipienten befra gung<br />
Bei einer Rezipienten befra gung im Februar 2009 wurden in Alten burg und in<br />
Jena Passanten zu Einstel lungen und Nutzungs weisen von lokalem Fernsehen<br />
befragt . Hierbei wurden in Jena 83 Interviews, in Alten burg 75 Interviews geführt<br />
. Die Befra gung fand koordiniert und bewusst zu unter schied lichen Uhrzeiten<br />
an unter schied lichen Orten in den Untersuchungs gebieten statt . Befragt<br />
wurden Passanten, die sowohl im Ver breitungs gebiet wohnen, als auch über<br />
die Zugangs vorausset zung zu Lokalfernsehen – einen Kabelanschluss – verfügen<br />
.<br />
Die Befra gung lässt keinen Repräsentations schluss zu, lässt aber Tendenzaussagen<br />
zu .<br />
4.3.1 Nutzungs weisen<br />
In beiden Untersuchungs gebieten geben jeweils mehr als zwei Drittel der Befragten<br />
(Jena 59/83, Alten burg 57/75) an, den am Ort ver brei teten Lokal-TV-<br />
Sender zu rezipieren . Die Befragten lassen sich in ihrer Rezep tion als Zuschauer,<br />
die Lokalfernsehen als alleiniges Medium lokaler Informa tion nutzen und Zuschauer,<br />
die sowohl Lokalfernsehen, als auch die lokale Tages zeitung nutzen . In<br />
Jena geben 36 der 59 Lokal-TV-Nutzer an, neben Lokalfernsehen eine Lokalzeitung<br />
zu nutzen, in Alten burg lesen 30 der 57 Lokal-TV-Nutzer eine Lokalzeitung<br />
. Einzige Quelle lokaler Informa tion ist in Jena für 23 Befragte das<br />
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