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Orte in der Stadt - Kinder-Umwelt-Gesundheit

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Verwun<strong>der</strong>ung ausdrücken, dass es ke<strong>in</strong>e ernsthaften Anstrengungen gibt, Unfälle zu vermeiden. Ge-<br />

sellschaftliche Kräfte setzen sich gegen die <strong>Umwelt</strong>belastungen von Handys <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>, und nehmen<br />

gleichzeitig Unfälle als unausweichliches, persönliches Risiko <strong>in</strong> Kauf.<br />

Es hilft bisher auch nicht, dass im Entwurf <strong>der</strong> Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

das Ziel steht, die Zahl <strong>der</strong> Verkehrstoten zu senken. 475 Dieses Ziel hat man bisher verfolgt, <strong>in</strong>dem die<br />

Rettungsdienst verbessert worden s<strong>in</strong>d, wodurch zwar die Unfalltoten weniger geworden s<strong>in</strong>d, gleich-<br />

zeitig die Zahl <strong>der</strong> schwerst Verletzten gestiegen ist. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Variante ist, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> eben weni-<br />

ger raus gehen, was an<strong>der</strong>e Erkrankungen, Entwicklungsstörungen bzw. Unfälle im Jugendalter nach<br />

sich zog.<br />

E<strong>in</strong>en neuen Weg geht die Unfallkasse, bei <strong>der</strong> alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten- und Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> versichert s<strong>in</strong>d. Sie<br />

stellt bei den versicherten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en "zunehmend verschlechterten <strong>Gesundheit</strong>szustand fest: Über-<br />

gewicht, Koord<strong>in</strong>ations- und Haltungsschwächen, Kreislaufstörungen, chronische Krankheiten, ger<strong>in</strong>ge<br />

körperliche Belastbarkeit, Suchtprobleme, psychische Störungen und psychosomatische Bee<strong>in</strong>trächti-<br />

gungen treten immer häufiger und früher auf". Sie schlägt daher den Weg e<strong>in</strong>, die Sicherheit als e<strong>in</strong>en<br />

zentralen Bauste<strong>in</strong> von <strong>Gesundheit</strong> und zwar nicht nur als Verhütung von Risiken und Gefahren, son-<br />

<strong>der</strong>n versteht sie als För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> persönlichen Ressourcen. Über den Sett<strong>in</strong>gbezug Schule, die e<strong>in</strong>en<br />

größeren E<strong>in</strong>fluß als das Elternhaus besitzt, sollen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule und ihrer au-<br />

ßerschulischen Lebenswelt berücksichtigt werden. Sicherheitsför<strong>der</strong>ung versteht sich "als langfristiger<br />

Prozeß und als Bestandteil von Schulentwicklung."<br />

Risiken werden dabei als pädagogisch notwendig aufgefaßt und aufgegriffen, da Risiken und Wagnisse<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n attraktiv s<strong>in</strong>d und gut als Transportmittel für Sicherheitsför<strong>der</strong>ung geeignet. <strong>Gesundheit</strong><br />

<strong>in</strong>teressiert K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche nicht. Sicherheitsrelevante Kenntnisse und motorische Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten s<strong>in</strong>d Voraussetzung, um mit Risiken umgehen zu können. Dazu gehören Alltagskom-<br />

petenzen wie Entscheidungen treffen, Probleme lösen, Kommunikationsfähigkeiten, soziale und per-<br />

sönliche Kompetenzen, um mit den Anfor<strong>der</strong>ungen des Lebens wirksam umgehen zu können. Hunde-<br />

loh erwähnt auch den Kohärenzs<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Salutogenese als wichtigen Faktor. "Je größer das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Kohärenz, desto ger<strong>in</strong>ger die Gefahr, unvernünftige Risiken e<strong>in</strong>zugehen." 476<br />

Dabei muß e<strong>in</strong>e Kampagne wie "K<strong>in</strong><strong>der</strong> stark machen" <strong>der</strong> BZgA den Sett<strong>in</strong>gansatz e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Schulische Sicherheitsför<strong>der</strong>ung statt Unfallverhütung und Verkehrserziehung ist e<strong>in</strong> Paradigmenwech-<br />

sel <strong>der</strong> Argumentation vergleichbar dem Blickwechsel <strong>der</strong> Pathogenese zur Salutogenese und soll mo-<br />

dellhaft <strong>in</strong> Sett<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

• Risikokommunikation: Der <strong>Gesundheit</strong>sbericht für Deutschland sieht die Diszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Risikokom-<br />

munikation als hilfreich an, weil Risiken oft unterschiedlich wahrgenommen werden. 477<br />

"Wer Sicherheit me<strong>in</strong>t, muß auch Risiko sagen." Risikomanagment kann sich nicht auf die Erläuterung<br />

von Risikoquantitäten im Nanogramm und ppm Bereich beschränken. Erörtert werden muß: "was heißt<br />

gesunde, sichere und heile Welt?" Wiedemann plädiert für e<strong>in</strong>e "abwägende Risikokultur, die techni-<br />

sche Innovation plus <strong>in</strong>tegrierten <strong>Umwelt</strong>schutz för<strong>der</strong>t." Zur Risikokommunikation gehört e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>telli-<br />

475 Perspektiven für Deutschland: Unsere Strategie für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung 2001. S. 161 20.12.01<br />

www.bundesregierung.de/dokumente/Pressemitteilung/ix_65686_433.htm<br />

476 Hundeloh, He<strong>in</strong>z: Prävention <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Vortrag am 18./19.Juni 2001 bei <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> Bundesunfallkasse.<br />

477 <strong>Gesundheit</strong>sbericht für Deutschland. 1998, S. 386<br />

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