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Orte in der Stadt - Kinder-Umwelt-Gesundheit

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Die Wohnung ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt, nicht mehr die <strong>Stadt</strong> als Netzwerk, nicht mehr <strong>der</strong> öffentliche<br />

Raum" 35 hielt sich bis heute. Die Reformvorstellungen betrachteten e<strong>in</strong>e gesunde, moralische Lebens-<br />

weise nach bürgerlichen Normen als E<strong>in</strong>heit. 36 Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelte sich u.a. das<br />

sozialistisch geprägte genossenschaftliche Modell <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> als großer Geme<strong>in</strong>schaft, das <strong>Stadt</strong>viertel<br />

als erzieherisch wirksame, überschaubare E<strong>in</strong>heit. In Modellen wie <strong>der</strong> Gartenstadt wurde die Privatheit<br />

<strong>der</strong> Familie <strong>in</strong> Haus o<strong>der</strong> Wohnung mit Garten, die Geme<strong>in</strong>schaftlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Siedlung betont. Das<br />

Bürgertum wollte aus humanistischen Gründen, aber auch aus Angst vor Nebenwirkungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustri-<br />

ellen <strong>Stadt</strong>entwicklung (Schlafgängertum, Geme<strong>in</strong>schaftsküchen, Kneipenleben), mit <strong>der</strong> Schaffung von<br />

abgeschlossenen Kle<strong>in</strong>wohnungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, daß sich e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsform als die Kle<strong>in</strong>-<br />

familie etablierte.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Nachbarschaft zieht sich durch die <strong>Stadt</strong>planung bis h<strong>in</strong> zu den Großsiedlungen <strong>der</strong><br />

80- und 90-er Jahre, als die <strong>in</strong>nerstädtischen, belebten Quartiere wie<strong>der</strong>entdeckt wurden. Nachbar-<br />

schaftskonzepte erlebten als Modell alternativer Lebenskultur e<strong>in</strong>e Renaissance.<br />

• Ideale Wohnform: Als gute Größe e<strong>in</strong>er Siedlung galt e<strong>in</strong>e Grundschule<strong>in</strong>heit, die 4000 - 5000<br />

Menschen umfaßte. Die Schule stellte das Zentrum <strong>der</strong> Nachbarschaft e<strong>in</strong>er geschlossenen Siedlung<br />

dar. Sie verfügt über die tägliche Grundversorgung, ist <strong>in</strong>tern verkehrsberuhigt und von Haupterschlie-<br />

ßungsstraßen umgeben. Gewerbezonen liegen am Rand. Wentz bezeichnet diese Siedlungsform als<br />

ideale Wohnform <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>. 37 Diese Siedlungsform ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Grundlage für die Gesund-<br />

heitsför<strong>der</strong>ung/ Salutogenese <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> mit Sett<strong>in</strong>gs/ Gruppen wie <strong>der</strong> gesundheitsför<strong>der</strong>nde Schule<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesunden <strong>Stadt</strong>teil. Die <strong>Stadt</strong>planung sollte dieses Konzept e<strong>in</strong>mal näher beleuchten.<br />

Bewährte Konstruktionselemente des öffentlichen Raums s<strong>in</strong>d: 38<br />

12<br />

• Der baulich umschlossene Raum<br />

• Die Orientierung <strong>der</strong> Gebäude sowohl zum öffentlichen Straßenraum als auch zum privaten Bereich <strong>der</strong><br />

Block<strong>in</strong>nenflächen<br />

• Die Vielfalt <strong>der</strong> Nutzungen des öffentlichen Raums<br />

• Das <strong>Stadt</strong>haus als Bauste<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

• E<strong>in</strong>e angemessene Bebauungsdichte und<br />

• Aufenthaltsqualität des Straßenraums<br />

• Bedeutungsverlust des städtischen Raumes: Durch die Konzentration von Arbeit und Wirtschaft<br />

auf bestimmte <strong>Stadt</strong>segmente verlor <strong>der</strong> öffentliche Raum se<strong>in</strong>en Wert als zwangsloses Kommunikati-<br />

onsmedium. Feldtkeller hält das "Entfernen <strong>der</strong> Arbeit aus dem Leben <strong>der</strong> Menschen" für den zentralen<br />

Punkt für das "Verschw<strong>in</strong>den des öffentlichen Raumes". 39 Öffentlicher Raum <strong>der</strong> alten <strong>Stadt</strong> war e<strong>in</strong> "die<br />

ganze <strong>Stadt</strong> überziehendes System" (....) "e<strong>in</strong> Kommunikationszentrum". <strong>Stadt</strong>räume bieten viele Ver-<br />

kehrs-, Aufenthalts- und Begegnungsformen. <strong>Stadt</strong>straßen s<strong>in</strong>d wichtige soziale und kulturelle <strong>Orte</strong> und<br />

leisten Alltagsaufgaben im weiten Worts<strong>in</strong>n: Strassensozialisation <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Sicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>,<br />

Bildung von Vertrautheit (Heimat).<br />

Der Straßenraum verlor schleichend mit dem Bau <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeitviertel und <strong>der</strong> Boulevards die Be-<br />

deutung zum Aufenthalt im Freien zugunsten privater Garten und städtischer Parks. Die Straße wurde<br />

35 Wentz FR 29.10.01, Kap. 3<br />

36 Wentz FR 29.10.01, Kap. 2<br />

37 Wentz FR 29.10.01, Kap. 3<br />

38 Szenarien ... S. A 56 unter Anlehnung an A. Feldtkeller, H.P. Bahrdt. Jane Jacobs<br />

39 Als Beispiel fällt mir das Stauphänomen e<strong>in</strong>, bei dem Menschen durch die erzwungene Pause Kontakte knüpfen. Stau als kommunikatives<br />

Erlebnis.

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