Orte in der Stadt - Kinder-Umwelt-Gesundheit
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2.3.4. Beispiel Bewegung/ Mobilität und <strong>Orte</strong><br />
In <strong>der</strong> <strong>Gesundheit</strong>spolitik ist angekommen, gegen den Bewegungsmangel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung etwas<br />
tun zu müssen. Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Ulla Schmidt sieht mit Besorgnis "<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die ver-<br />
än<strong>der</strong>ten Mobilitäts- und Freizeitgewohnheiten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen. Bewegungsmangel, e<strong>in</strong>-<br />
seitige Ernährung und Verhäuslichung führen zu neuen <strong>Gesundheit</strong>srisiken. Übergewicht, Haltungs-<br />
schäden und Herz-Kreislauferkrankungen bei Jugendlichen s<strong>in</strong>d teilweise die Folge dieses Lebensstils.<br />
Hier s<strong>in</strong>d wir alle gefor<strong>der</strong>t durch regulatorische Maßnahmen, wo sie notwendig s<strong>in</strong>d, durch Aufklärung,<br />
aber auch durch eigene Verhaltensän<strong>der</strong>ungen. (...) Ebenso werden Fragen angesprochen nach Bela-<br />
stungen, denen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im Innenraum ausgesetzt s<strong>in</strong>d. (...) e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s wichtige<br />
Frage, da K<strong>in</strong><strong>der</strong> heute fast ihre gesamte Freizeit <strong>in</strong> Innenräumen verbr<strong>in</strong>gen. Hier ist sicherlich die<br />
Frage berechtigt, warum ist dies so? Und was müssen wir än<strong>der</strong>n, um dem entgegenzuwirken?" 218<br />
E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Ziele des Nationalberichts ist "Vermeidung von Verkehr durch Schaffung verkehrsreduzieren-<br />
<strong>der</strong> Raum- und Siedlungsstrukturen" 219 E<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung zur Verkehrsreduzierung mit dem Ziel<br />
<strong>der</strong> "<strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> kurzen Wege" ist e<strong>in</strong>e "verkehrsreduzierende Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>struktur". Dabei sol-<br />
len funktionsfähige Nahbereiche gestärkt werden und e<strong>in</strong>e ausgewogene Mischung von Wohnen und<br />
Arbeit sowie Nahversorgung entstehen. "Die eigentliche Nutzungsmischung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> den Köpfen statt.<br />
Die räumliche Nähe und <strong>der</strong> räumliche Zusammenhang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Funktionen muß deshalb wie<strong>der</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em gewichtigen - emotionalen und rationalen - Standortkriterium werden." Beispiele für verkehrs-<br />
reduzierende Siedlungsstrukturen s<strong>in</strong>d im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes "Städtebau und Ver-<br />
kehr" Berl<strong>in</strong>, Stuttgart, Rhe<strong>in</strong>bach und Aue-Schwarzenberg vorhanden. 220<br />
Von den Bedürfnissen <strong>der</strong> Menschen, Jungen und Mädchen auf e<strong>in</strong> gesundes Wohnumfeld, <strong>in</strong> dem sie<br />
sich bewegen können, ist beim Stichpunkt Siedlungsstruktur z.B. Regionalplan Nordhessen nicht die<br />
Rede. Auch bei <strong>der</strong> Verkehrsstruktur habe ich den E<strong>in</strong>druck, daß die alltäglichen Bewegungsmöglich-<br />
keiten im Wohnumfeld nicht geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d, auch wenn vom Verb<strong>in</strong>dungsbedarf zu zentralen E<strong>in</strong>richtun-<br />
gen und zwischenörtlichen Wegeverb<strong>in</strong>dungen für Fußgänger und Radfahrer die Rede ist. Die männli-<br />
che Sprachform für Fußgänger und Radfahrer läßt für mich den Rückschluß zu, daß hier die Erwerbs-<br />
221 222<br />
wege und nicht Alltagswege geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />
Bewegungsmangel ist ke<strong>in</strong> primäres Verhaltensthema, son<strong>der</strong>n überwiegend durch die Verhältnisse<br />
gehemmt. Das Verhalten zu mehr gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Bewegung kann sich erst än<strong>der</strong>n, wenn die<br />
<strong>Stadt</strong> attraktive <strong>Orte</strong> für Bewegung im Nahbereich anbietet. 223<br />
• Aktionsraum: Aktionsräume s<strong>in</strong>d Gebiete, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> erreichen können und <strong>in</strong> denen es ke<strong>in</strong>e Ver-<br />
bote gibt. Sie s<strong>in</strong>d gefahrlos gemessen an den Risiken, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bewältigen können und zeichnen<br />
sich aus durch: Zugänglichkeit, Gefahrlosigkeit, Gestaltbarkeit und Interaktionschancen. 224 Die Qualität<br />
e<strong>in</strong>es Aktionsraumes für K<strong>in</strong><strong>der</strong> stellt gleichzeitig Qualität für Eltern und Erwachsene dar. E<strong>in</strong>mal, <strong>in</strong>dem<br />
die Entwicklung des K<strong>in</strong>des durch Erlebnisse und ihre "konstruktive Phantasie" geför<strong>der</strong>t wird, an<strong>der</strong>er-<br />
218<br />
Schmidt, Ulla (Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>): Auszug aus <strong>der</strong> Rede beim K<strong>in</strong><strong>der</strong>forum München 23.11.01<br />
219<br />
Auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Siedlungsentwicklung. 2001, S. 28<br />
220<br />
Nachhaltige <strong>Stadt</strong>entwicklung. 1996, S 92<br />
221<br />
Hessisches M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung: Regionaler Raumordnungsplan Nordhessen.<strong>in</strong>: Staatsanzeiger für<br />
das Land Hessen vom 17.7.1995, S. 2137<br />
222<br />
s.a. Beik, Ute, Meike Spitzner: Reproduktionsarbeitsmobilität. 1995; Frauen verän<strong>der</strong>n ihre <strong>Stadt</strong>. 1995.<br />
223<br />
S.a Rütten<br />
224<br />
Bl<strong>in</strong>kert, Baldo: Zerstörte <strong>Stadt</strong> - Zerstörte K<strong>in</strong>dheit?.ca 1996 www.soziologie.uni-freiburg.de/bl<strong>in</strong>kert/Publikationen<br />
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