Andreas Zeitlhöfler: Die obstbauliche Nutzung von ...
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tragen, bei veredelten Pflanzen könnte die ertragslose Zeit sogar noch kürzer sein. Meist<br />
setzen die Erträge aber erst viel später ein (Kirisits et. al. 2000). Nach Bartels et. al. (1997 b)<br />
beträgt die ertragslose Zeit dagegen nur um die 20 Jahre. Hierbei bilden sich auch an einzeln<br />
stehenden Bäumen Früchte in großer Zahl, was auf Selbstfruchtbarkeit schließen läßt. Manche<br />
Speierlingsbäume weisen jedoch einen Wechsel <strong>von</strong> ertragreichen und ertragsarmen Jahren<br />
(Alternanz) auf, die meisten setzen sogar nur alle vier Jahre reichlich Früchte an (Kirisits et.<br />
al. 2000). <strong>Die</strong> Nachreife <strong>von</strong> hartreifen Speierlingsfrüchten sollte in luftige, trockenen und<br />
kühlen Räumen stattfinden, wobei sie entweder auf den Boden gestellt oder in kleine Steigen<br />
gelegt werden. <strong>Die</strong>se dauert i.d.R. 15 - 20 Tage, in anderen Quellen wird auch eine<br />
Nachreifedauer <strong>von</strong> 1 - 2 Monaten genannt (Friedrich, Schuricht 1985).<br />
2.6.3.5 Verarbeitung<br />
Im überreifen Zustand sind die Früchte auch für den Frischmarkt geeignet, denn sie<br />
schmecken recht gut (Kirisits et. al. 2000). Früher wurden sie auch im hartreifen Zustand<br />
verzehrt, obwohl sie dann nicht so schmackhaft sind und adstringierend wirken (Friedrich,<br />
Schuricht 1985). In Hessen spielt v.a. die Verwendung der gerbstoffreichen Speierlingsfrüchte<br />
als Zusatz zum Apfelmost noch eine große Rolle (Kirisits et. al. 2000). Auch die Gewinnung<br />
<strong>von</strong> Speierlingswein durch die Beimengung zu Kernobst bekannt. Hierbei wirken die Früchte<br />
des Speierlings durch die enthaltenen Tannine stabilisierend und klärend, auch verbessern sie<br />
das Aroma und das Aussehen (Friedrich, Schuricht 1985). Das Aroma <strong>von</strong> solchen<br />
Fruchtweinen soll herb und recht markant sein und ihnen eine sehr gute Qualität verleihen<br />
(Kirisits et. al. 2000). <strong>Die</strong>se konservierende Wirkung wurde früher auch bei der Zubereitung<br />
<strong>von</strong> Fruchtsäften benutzt, indem ihnen Speierlingsfrüchte beigemengt wurden (Mischke 1997<br />
a). Auch Edelbrände werden aus diesen Früchten hergestellt. Daneben kann aus den Früchten<br />
auch Likör gewonnen werden (Kirisits et. al. 2000). Bei der Herstellung <strong>von</strong> Bränden sollen<br />
die Früchte durch Schütteln geerntet werden. <strong>Die</strong>ser Brand weist eine recht lange<br />
Haltbarkeitsdauer auf und soll durch seinen Gehalt an Gerbstoffen an Tresterbrand erinnern<br />
(Gassner 1999). Sogar Essig ließe sich aus den gerbstoffreichen Scheinfrüchten gewinnen.<br />
Weitere Verwendungsmöglichkeiten sind die Verarbeitung zu Konfitüre, Marmelade, Mus<br />
oder Gelee, wozu sie auch mit anderen Früchten gemischt werden können. All dies sind<br />
gegenwärtig eher Nischenprodukte, die sich aber im kleinen Rahmen möglicherweise gut<br />
vermarkten ließen (Kirisits et. al. 2000). In Bulgarien werden die Früchte auch oft als Beilage<br />
verwendet oder wie Gemüse süßsauer eingelegt. In Rußland werden sie sogar in der<br />
Zuckerbäckerei eingesetzt (Friedrich, Schuricht 1985).<br />
2.6.3.6 Sorten<br />
Schon <strong>von</strong> Natur aus werden beim Speierling apfel- und birnenfrüchtige Pflanzen<br />
unterschieden, wobei die apfelförmigen Früchte größer werden als die anderen (Keppel et. al.<br />
1991). So unterscheidet auch die Beschreibende Sortenliste Wildobst des Bundessortenamts<br />
(1999) zwischen der birnenfrüchtigen Form Sorbus domestica f. pyrifera und der<br />
apfelfrüchtigen S. domestica f. pomifera. <strong>Die</strong>se beiden Formen werden in Süddeutschland als<br />
Apfel- und Birnensperber genauer bezeichnet (Mischke 1997 a). Hierbei ist die f. pyrifera in<br />
der freien Natur wesentlich häufiger zu finden als die f. pomifera. In einzelnen Fällen wurden<br />
noch weitere Fruchtvariationen entdeckt, doch sind diese recht selten. Von diesen sollen<br />
einige auch für den Obstbau interessant sein.